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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Farm entfernt, wo sich Annabel nach der Hochzeit mit Jim Middleton niedergelassen hatte. Sie ersetzten auch ihr altes, ziemlich klappriges Auto durch einen neuen, großen, komfortablen Wagen, der für die stattliche Augusta den richtigen Rahmen abgab. Es gab keine erniedrigenden Arbeiten mehr, keine Scherereien mit der verachteten Hausarbeit, und sie brauchten auch ihr Gemüse nicht mehr selbst zu ziehen; denn für alle diese unerfreulichen Dinge hatte Augusta jetzt geeignete Leute an der Hand.
    Ihr einziger Sohn Greville, zwanzig Jahre alt, besuchte in einer weit entfernten Stadt die Universität. Natürlich kam er während der Ferien nach Hause, wie gerade jetzt, und probierte eine neue Weltanschauung aus. Im vorigen Jahr war es der Buddhismus gewesen; dieses Jahr war es der Existentialismus. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Grevilles Reden stellten die Bücher seiner Mutter weit in den Schatten. Und die Semesterferien waren schrecklich lang... Sooft Annabel die hübsche kleine Derwent mitbrachte, plusterte er sich wie ein Gockel auf und redete lauter dummes Zeug.
    Zum Unterschied von ihrem Bruder spielte sich Annabel nicht auf, sondern blieb immer bescheiden im Hintergrund. Ihr Vater liebte sie fast so sehr wie seine Klassiker, und ihre Heirat hatte ihn tief getroffen.
    Für Augusta war der Weggang ihrer Tochter ein noch größerer Verlust gewesen. Annabel hatte das Privatleben ihrer Mutter auf eine freundliche, aber sehr bestimmte Weise vor der Außenwelt abgeschirmt, was für eine Schriftstellerin sehr wichtig war. Augusta fand es überhaupt überflüssig zu heiraten; einen Mann wie Jim Middleton zu heiraten war in ihren Augen jedoch ein tragischer Fehler. »Einen ganz gewöhnlichen Farmer!« hatte sie gemeint. »Einen simplen Bauern! Annabel, hast du keinen Verstand?«
    »Aber ja, Mutter«, hatte Annabel fröhlich geantwortet. »Ich liebe Jim, und glücklicherweise liebt er mich auch.«
    Sie war weder beleidigt gewesen, noch hatte sie sich bemüßigt gefühlt, sich zu rechtfertigen. Sie war einfach ihrer Wege gegangen und hatte Jim drei Monate, nachdem er offiziell um sie angehalten hatte, geheiratet. Jim konnte sein Glück noch immer nicht richtig begreifen. Er machte sich keine Illusionen über sich selbst. Das war der einzige Punkt, in dem er mit seiner Schwiegermutter übereinstimmte.
    Als er in den Hof hinter dem kleinen Haus ritt, kam Annabel heraus, um ihn mit heiterem Gesicht zu begrüßen; sie hatte ihn von weitem gehört. Er wünschte, er hätte ihr eine bessere Neuigkeit bringen können, als sie ihn fragte: »Hast du das Pferd gekauft, Jim?« Er blieb ihr für den Augenblick die Antwort schuldig und führte das Pferd in den Stall. Dann legte er den Arm um sie und ging mit ihr ins Haus.
    Aber Annabel konnte man nicht lange hinters Licht führen. Sie sah ihn eine Weile prüfend an, dann meinte sie: »Was ist denn los? Irgend etwas ist doch passiert. Willst du es mir nicht erzählen? Ist schon wieder etwas mit meiner Familie?«
    Eilig verneinte er. Ausnahmsweise war es diesmal nicht die Familie. »Nichts dergleichen«, erwiderte er. »Aber etwas anderes ist passiert: Der arme alte Jock ist plötzlich gestorben.«
    »Jock Hawkins? Der arme alte Mann! Das tut mir schrecklich leid. Aber er war nicht glücklich hier, findest du nicht auch? Er kam einfach nicht mehr mit seiner Umgebung zurecht. Nicht einmal mit Simon. Und er hatte niemanden, für den er da sein konnte. Ist er in Australien gestorben? Das muß wirklich traurig sein, so mitten unter wildfremden Leuten zu sterben, fern von dem einzigen Geschöpf, das er wirklich geliebt hat, seinem Pferd.«
    Fern von seinem Pferd! Was würde sie bloß sagen, wenn sie hörte, daß das Pferd an seinem Tod schuld war? Er erzählte ihr der Reihe nach, was sich zugetragen hatte, und ließ nichts aus. So hatte er es immer mit Annabel gehalten. Und außerdem hätte sie die Einzelheiten ohnehin bald genug erfahren.
    »Nein. Er ist hier gestorben. Er ist bereits gestern nachmittag zurückgekehrt, völlig unerwartet.«
    »Schon gestern nachmittag? Vielleicht hat er gespürt, daß es mit ihm zu Ende ging, und wollte zu Hause sterben. Hat er einen Herzinfarkt erlitten?«
    »Am besten, du erfährst es gleich. Er hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er lag auf der Pferdekoppel. Als ich heute morgen daran vorbeiritt, habe ich ihn gefunden.«
    »Ein Schlag auf den Kopf? Ein Hufschlag? Aber er hatte doch bloß noch Fatal Lady!«
    »Eben — es war Fatal Lady.«
    Sie
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