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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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zur Zucht verwendete. Für Fatal Lady waren die schönen Tage auf der Koppel vorbei. Sie hatte Jock ums Leben gebracht und damit sich selbst am meisten geschadet.
    Jim seufzte. So rauh er nach außen wirkte, er hatte ein weiches Herz, und seine Freunde wußten das. Er fühlte unbewußt, daß es gänzlich gegen Jocks Willen war, wenn die Stute verkauft wurde. Jock hätte Lord und jeden anderen bis aufs Blut gehaßt, wenn er hätte mitansehen müssen, wie sie das Pferd in immer neuen Rennen zu Tode hetzten.
    Jim winkte zu Fatal Lady hinüber. »Um dich wird es noch manchen Streit geben!« sagte er halblaut vor sich hin.
    Aber Fatal Lady graste ruhig weiter. Sie hob nicht einmal den Kopf.
    Jim ritt im Schritt weiter. Er dachte an Simon und seine verschiedenen Unternehmungen. Jetzt war Simon alle seine Sorgen los. Er konnte weiter experimentieren, und er konnte auch seine Schulden bezahlen, von denen man munkelte, sie hätten eine schwindelerregende Höhe erreicht. Vielleicht war er jetzt sogar in der Lage, Sara Derwent den Hof zu machen.
    Das war überhaupt eine kuriose Geschichte. Sara war ein hübsches junges Mädchen, mit einem offenen, ehrlichen Charakter. Jim und Annabel mochten sie sehr gern. Als sie sich hier in der Gegend ansässig gemacht hatte, schlossen sie und Simon bald Freundschaft, und jeder fand das die natürlichste Sache von der Welt. Sie war naturwissenschaftlich sehr beschlagen und konnte mit Simon über dessen Experimente sprechen. Außerdem war sie äußerst anziehend.
    Annabel sah schon eine Hochzeit voraus, als das Verhältnis der beiden allmählich abzukühlen begann. Simon wurde mehr und mehr von seiner Arbeit in Anspruch genommen. Er ging nur noch wenig aus und schien sich von allen zurückzuziehen. Annabel war darüber sehr verärgert. Erst gestern hatte sie ihrem Herzen Luft gemacht: »Dieser dumme Kerl! Ich könnte ihn prügeln, damit ihm endlich ein Licht aufgeht. Ein Blinder kann sehen, daß er in Sara verliebt ist. Und soweit ich weiß, erwidert sie seine Gefühle. Und da läßt er alles im Stich, um sich nur noch mit seinen Experimenten zu beschäftigen. Er würdigt sie keines Blickes mehr. Jedes andere Mädchen würde das ziemlich schnell satt haben — und Sara ist sogar ein hübsches Mädchen.«
    »Manchen Leuten bedeutet ihre Arbeit eben mehr als ein Mädchen.«
    »Denen ist nicht zu helfen. O ja, ich weiß, die Trommelsucht ist eine furchtbare Krankheit. Ich werde nie vergessen, wie sehr die gute alte Spotty gelitten hat.«
    Spotty war die einzige Milchkuh der Middletons gewesen, der Liebling der gesamten Familie. Unglücklicherweise hatte sie sich im letzten Frühjahr an Klee überfressen und war daran verendet. Annabel trauerte ihr heute noch nach. Aber der Gedanke an Saras Glück verdrängte bei ihr alle anderen Gedanken. »Wenn er für Sara keinen Blick mehr übrig hat, kann er mir gestohlen bleiben. Sie ist ein Juwel und könnte so manchen Mann glücklich machen«, fuhr sie in einem Ton fort, der keinen Widerspruch zuließ. Sie war aufgestanden, um James Middleton junior, drei Jahre alt, sein Abendbrot zu geben.
    Jim ging diese Unterhaltung durch den Kopf. So traurig Annabel über Jocks Tod sein würde, vor allem über die Art und Weise, wie er gestorben war, der Gedanke, daß Simon davon ein bißchen profitieren könnte, würde sie gewiß auch trösten.
    Simon und Albert waren draußen auf der Weide. Die bellenden Hunde und die blökenden Schafe machten einen solchen Lärm, daß Jim sich völlig unbemerkt nähern konnte. Er ritt an den Zaun und sah, wie die Männer die auszusortierenden Schafe kennzeichneten. Als Jim Simon anrief, sah dieser auf und trat rasch an den Zaun. »Hallo, Jim. Willst du zu mir? Wir fangen gerade an, die Schafe auszusortieren.«
    »Ich muß euch beiden etwas sagen. Albert möchte bitte auch herkommen.«
    Albert war ein wenig ansehnlicher junger Mann; seine Umgebung hielt ihn für etwas einfältig. Er konnte niemand gerade in die Augen sehen und nahm immer eine unterwürfige Haltung ein. Jetzt kam er ebenfalls heran. Jim mußte sich einen Ruck geben, um ihnen die letzten Neuigkeiten zu berichten. Für Simon würde es ein schwerer Schlag sein. »Ich habe schlechte Nachrichten. Um nicht lange um den Brei herumzureden: Jock ist von uns gegangen.«
    »Von uns gegangen?« wiederholte Simon. »Wohin denn?«
    Einen kurzen Augenblick lang grübelte Jim darüber nach, wohin Jock wohl gegangen sein mochte. Dann verdrängte er diesen unpassenden Gedanken. »Es
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