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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Es ist offenbar ein Unglücksfall. Aber die Wunde auf seiner Stirn ist wirklich merkwürdig.«
    Jim beugte sich ebenfalls über Jock und betrachtete aufmerksam die Stirnwunde. »Das stammt unverkennbar von einem Hufeisen. Sehen Sie hier die Nägel?« Er berichtete dem Polizisten, daß Fatal Lady stets beschlagen worden sei.
    »Im Augenblick können wir gar nichts tun«, erwiderte Millar. »Wir müssen warten, bis der Arzt hier gewesen ist. Es tut mir leid, daß ich Sie beide von der Arbeit abhalte. Aber wenn ich den Toten in meinem Wagen verstauen muß, brauche ich jemand, der mir hilft. Ah, da ist ja Doktor Strange!«
    Der Arzt war ein kleiner, dicker Mann. Er stieg über den Zaun und kniete sich neben dem Toten auf den Boden. »Guten Morgen, meine Herren. Schlimm, sehr schlimm. Der arme alte Kerl! Mit ihm hat es kein gutes Ende genommen. Aber war es auch wirklich das Pferd? War sonst niemand auf der Koppel?«
    »Nein«, antwortete Jim. »Außer ihm durfte sich niemand hier aufhalten. Es ist die Koppel von Fatal Lady.«
    Der Arzt untersuchte vorsichtig die Wunde. Dann stand er auf und meinte: »Jede andere Möglichkeit ist ausgeschlosssen: Es muß das Pferd gewesen sein. Die Wunde stammt ohne Zweifel von einem Hufschlag, und zwar von einem sehr kräftigen. Merkwürdig, wie man sich in einem Rassepferd täuschen kann. Mir hat er nur immer erzählt, wie freundlich Fatal Lady sei. Aber das beweist wieder einmal, daß man einem Vollblüter nicht trauen kann. Habe ich nicht recht, Jim?«
    Aber Jim schüttelte bloß den Kopf und murmelte ganz in Gedanken verloren: »Irgend etwas muß passiert sein. Hätte sie ihn erkannt, sie hätte niemals nach ihm ausgeschlagen. Vielleicht war es dunkel, als er kam, und sie ist erschrocken.«
    Zum erstenmal mischte sich jetzt Lord in die Unterhaltung. »Ich habe ihn noch ziemlich spät angerufen, weil ich wegen des Heus mit ihm verhandeln wollte. Bei dieser Gelegenheit habe ich ihn auch nach Fatal Lady gefragt. Er sagte, er wolle noch hinaus auf die Koppel und nach ihr sehen. Aber dann tauchte Alf Guppy auf und hielt ihn fest.«
    »Alf?« Jim war überrascht. »Aber der ist doch Jock aus dem Weg gegangen, seit sie diesen furchtbaren Streit gehabt haben.«
    »Gestern abend hat er ihn jedenfalls besucht. Jock hat noch zu mir gesagt: >Jetzt habe ich noch diesen Mistkerl von Guppy am Hals. Er war auch sehr überrascht, daß ich wieder da bin. Wie gewöhnlich muß er seine Nase in alles stecken!< Es klang, als würden sie sich sofort wieder in die Haare geraten.«
    »Das wäre gar nicht so ausgeschlossen gewesen. Eine schreckliche Angewohnheit von Alf, immer die leerstehenden Farmhäuser zu durchstöbern und hier diese und dort jene Kleinigkeit mitgehen zu lassen. Ich habe noch niemals gehört, daß er etwas von Wert gestohlen hätte; aber Jock machte das rasend. Ich kann mir vorstellen, wie überrascht Alf war, als er mit Jock zusammenprallte. Ich bin ja auch nicht darauf gefaßt gewesen!« meinte Jim.
    »Wann war denn das etwa?« fragte der Sergeant.
    »Es wurde schon dunkel. Jock bemerkte noch: >Ich muß zusehen, daß ich diesen elenden Alf loswerde. Ich möchte mich noch um Fatal Lady kümmern.<«
    Strange ließ seine Tasche mit einem lauten Klick zuschnappen. »Wie ich gesagt habe«, meinte er. »Es war stockdunkel, als er auf die Weide kam, und das Pferd ist erschrocken. So muß es gewesen sein, nicht wahr, Jim?«
    Jim Middleton schüttelte den Kopf. »Jock war doch kein Esel. Nie und nimmer schlich er sich an Fatal Lady heran, ohne einen Laut von sich zu geben und ohne dem Pferd beruhigend zuzusprechen. Und selbst wenn er es getan hätte, könnte ich mir nicht vorstellen, daß sie... Entsetzlich!«
    Der Doktor machte der Erörterung ein Ende. »Aber sie hat es getan. Das ist überhaupt keine Frage. Ich bin fertig hier, Sergeant. Das Beste ist, Sie transportieren ihn mit Ihrem Wagen ab. Der Krankenwagen könnte frühestens in ein paar Stunden kommen. Sie sollten ihn zur Wache bringen; da könnte ich mir Jock noch einmal ansehen... Ich möchte Fatal Lady nicht schlechtmachen, Jim. Aber Sie haben ja selbst gesagt: Niemand war auf der Koppel. Jock hat die ganze Nacht dort gelegen, und er ist bestimmt seit acht oder zehn Stunden tot. Genau kann ich das erst sagen, wenn ich ihn gründlich untersucht habe. Es hat heute nacht übrigens stark getaut, und dort, wo Jock gelegen hat, ist der Erdboden ganz trocken. Zudem weisen die Stirnwunde und die zertrümmerte Schädeldecke ganz deutlich auf
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