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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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und Frau Vischer auf meinen Besuch einzustellen, ergänzte Ferrari in Gedanken.
    «Ach ja, erlauben Sie mir bitte eine letzte Frage. Sind Sie der Hausarzt von Frau Vischer?»
    Er lachte und zeigte dabei seine ebenmässig weissen Zähne.
    «Nein, wo denken Sie hin? Ich bin der Anwalt der Familie. Mein Hauptgebiet ist eigentlich Strafverteidigung. Übrigens, Staatsanwalt Borer, Sie kennen ihn bestimmt, ist ein Studienkollege von mir.»
    Wie hätte es auch anders sein können, murmelte Ferrari vor sich hin. Er nahm den Fünfzehner, fuhr bis zum Aeschenplatz, wo er in den Dreier Richtung Birsfelden umstieg, ohne das Geringste um sich herum wahrzunehmen. Ferrari wohnte in der Nähe der Endstation nahe am Waldrand in einem Einfamilienhaus, das Monika gehörte. Wie jeden Abend genoss er es, aus der stickigen Stadt hinauszufahren. Hier konnte er Sauerstoff tanken und abschalten, zumindest versuchte er es.
    «Du bist schon da, das freut mich», rief Monika gut gelaunt.
    «Es gibt Tage, an denen geht alles schief. Heute war so ein Tag.»
    «Hast du schon etwas gegessen?»
    «Nein, nur drei Croissants. Aber getrunken habe ich schon einiges», gestand er kleinlaut.
    «Man riecht es», bemerkte sie trocken. «Ich koche uns Spaghetti. Oder hättest du lieber Lasagne?»
    Monika hantierte eifrig in der Küche, sie hörte zwar den Fernseher im Wohnzimmer, erhielt aber keine Antwort. «Francesco! Was ist jetzt, Spaghetti oder Lasagne? Oder möchtest du was anderes?»
    Da er ihr die Antwort schuldig blieb, ging sie ins Wohnzimmer und fand einen vor dem laufenden Fernseher eingeschlafenen Kommissär vor, auf dessen Bauch die Fernbedienung rauf und runter hüpfte.

6. Kapitel
    Ein weiterer trüber Tag begann mit einem heftigen Gewitter. Über dem Hardwald lag Dunst. Ferrari hatte sich mit seinem neusten Gillette-Mach3-Nassrasierer mit der Sie-können-sich-nicht-mehr-verletzen-Garantie an einer empfindlichen Stelle im Gesicht geschnitten. Sie sollten ihn einmal für die Gillette-Werbung nehmen. Die Firma würde innert Kürze Konkurs anmelden. Er stillte das Blut mit einem Handtuch, das gerade in der Nähe lag, und benötigte danach zehn Minuten, bis er das Blut wieder aus dem Handtuch ausgewaschen hatte. Monika würde es trotzdem bemerken. Er betrachtete sich im Spiegel. Da soll jemand sagen, dass wir Männer nicht eitel sind. Und wie wir das sind, dachte er. Er besah sich von der Seite, zog seinen Bauch leicht ein und richtete sich zur vollen Grösse von einem Meter fünfundachtzig auf, um seiner Figur Geltung zu verschaffen. Frauen würden sich auf der Strasse nicht gerade nach ihm umdrehen, aber er hatte sich mit seinen fünfundvierzig Jahren gut gehalten. Und das, obwohl er keinen regelmässigen Sport trieb. Gut, ab und an stieg er aufs Velo, doch über dreissig Kilometer gingen seine Tagesetappen nie. Den Schnurrbart hatte er vor Jahren abrasiert, eine gute Entscheidung. Einzig die sich langsam abzeichnenden kahlen Stellen in seinem schwarzen Haar störten ihn empfindlich. Doch Monika versicherte ihm immer wieder, dass sie ihn auch mit Glatze unwiderstehlich fände. Hoffentlich. Am besten gefielen ihm seine braunen Augen, sie strahlten Wärme und Menschlichkeit aus. Wenn auch nicht immer. Im Grossen und Ganzen war er mit sich zufrieden. Ja, das war er.
    Monika war von Beruf Apothekerin. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie jahrelang die Apotheke geleitet. Seit der Geburt ihrer Tochter war diese an ein befreundetes Ehepaar verpachtet worden. Monika machte Urlaubsvertretung und sprang ein, wenn jemand krank wurde. Bei den damaligen Ermittlungen im Todesfall ihres Mannes war ihr Ferrari mit Rat und Tat zur Seite gestanden und sie hatte seine Ratschläge dankbar angenommen. Ehrlicherweise, und das hatte er bis heute nicht gebeichtet, hätte er den Fall früher abschliessen können, doch er wollte so lange wie möglich in Monikas Nähe bleiben.
    Sie hatten zwar danach noch einige Zeit telefonischen Kontakt, aber Ferrari brachte nie den Mut auf, sie zum Essen oder auf einen Kaffee einzuladen. Er verfluchte sich wegen seiner Schüchternheit. Aber er kam nicht dagegen an. Seine früheren Bekanntschaften hatten immer irgendwie den Anfang gemacht. Im Nachhinein musste er darüber lachen, wie oft er in seiner Dreizimmerwohnung im Gundeldingerquartier vor dem Spiegel eine Einladung ausgesprochen und sie dann wieder hinausgezögert hatte. Mit den haarsträubendsten Argumenten, nur, weil er keine Abfuhr von Monika riskieren wollte.
    Eines Tages, er
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