Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition)
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
Rubin hing. Oder war es ein Saphir? Egal, mit einem echten Edelstein in dieser Grösse wäre er auf alle Fälle jegliche finanziellen Sorgen los und müsste nicht Tag für Tag im Waaghof zur Arbeit erscheinen. Nachdenklich betrachtete er den Hammering Man. Langsam, sehr langsam hob und senkte sich der Arm der Eisenplastik. Schlag für Schlag. Ununterbrochen.
    Das Gedränge auf dem Aeschenplatz verstärkte sich. Mühsam bahnte er sich einen Weg durch die Menschenmenge. Obwohl die Stadt über ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln verfügte, hatte Ferrari den Eindruck, stundenlang auf das nächste Tram zu warten. Endlich fuhr der Achter in die Haltestelle ein und spuckte eine weitere Menschenladung aus. Ferrari stieg in den hintersten Wagen. Seine Miene verfinsterte sich unheilvoll. Der vorderste Platz auf der rechten Seite war besetzt. Das war
sein
Platz, dort sass er immer. Provokativ stand er neben diesen Sitz und wartete so lange, bis der andere Fahrgast resignierte und ihn freigab. Nicht immer siegte Ferrari in einem solchen stummen Duell, manchmal bewies ein Gast Nervenstärke und blieb einfach sitzen.
    An der Rheingasse stieg der Kommissär aus, überquerte die Strasse und trottete die Treppe zur Rheinpromenade hinunter. Von Weitem sah er bereits eine Schar von Neugierigen, die eine Sensation erhaschen wollten, und zwei Polizeifahrzeuge, die das Rheinufer absperrten. Er war erstaunt, dass sich um diese Zeit so viele Menschen an der Promenade aufhielten. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, begleitet von bösen Bemerkungen einiger Leute, die ihn für besonders sensationslüstern hielten. Ein uniformierter Polizist erkannte ihn, salutierte und half ihm, eine Schneise zu bahnen.
    Baer hatte die Spurensicherung und den Polizeiarzt mit seinem Team aufgeboten. Ferraris Assistent war ein ehrgeiziger Mann, übereifrig wäre wahrscheinlich eher der richtige Ausdruck. Baer hatte es innert Kürze zum Detektiv-Wachtmeister gebracht. Nicht immer mit legalen Mitteln, wie man munkelte. Er wurde von Staatsanwalt Borer protegiert. Und dieser Borer hatte ihm den jungen Mann als Assistenten zugeteilt, besser gesagt, aufgedrängt. Um ihm ein wenig die Flügel zu stutzen, wie sich der Staatsanwalt ausgedrückt hatte. Der letzte Fall war Baer gründlich entglitten und zu einer persönlichen Katastrophe ausgeartet. Er war mit seinen Ermittlungen in einer Sackgasse gelandet, hatte von Anfang an geglaubt, den Täter zu kennen. Nachdem ein anderer Kommissär zufälligerweise den wirklichen Täter gefasst hatte, musste Baer Abbitte leisten. Er erhielt einen Verweis mit einem Eintrag in seiner Personalakte, da die zu Unrecht beschuldigte Person eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn eingereicht hatte. Staatsanwalt Borer liess Milde walten, versetzte ihn als Assistenten zu Ferrari, um ihn für einen oder zwei Fälle aus der Schusslinie zu ziehen, gab Baer aber unmissverständlich zu verstehen, dass er sich im Wiederholungsfalle in der Uniform wiederfinden würde.
    Ferrari zog den Reissverschluss seiner Jacke hoch. Hier unten am Rheinufer wehte eine starke Bise. Er trampelte unbeholfen über den Steg zur Fähre. Der Fährimann, den er vom Sehen her kannte, sass zerknirscht auf einer Holzbank. Als er die unsicheren Schritte des Kommissärs bemerkte, erhob er sich und half ihm ins Boot.
    «Vielen Dank, Herr …»
    «Tobler.»
    «… Herr Tobler. Ich bin Kriminalkommissär Ferrari. Ich ermittle in diesem Fall. Haben Sie den Toten entdeckt?»
    «Kommissär?»
    Ferrari schmunzelte.
    «Sie haben schon richtig gehört, Herr Tobler. Ä anstatt a. Lassen Sie den Kommissär einfach weg, das ist am einfachsten. Also, Sie haben den Toten entdeckt?»
    «Ja. Die Kette war aufgebrochen.»
    Er deutete auf den Steg. Ferrari drehte sich um. In seiner Angst, dass der klapprige Holzsteg unter ihm zusammenkrachen könnte und die schadenfreudigen Kollegen ihn aus dem trüben Wasser fischen müssten, hatte er das Holztürchen überhaupt nicht bemerkt.
    «Ich dachte, dass irgendwelche Chaoten das Schloss geknackt hätten. Das ist schon öfters vorgekommen. Dann erst habe ich bemerkt, dass die Kabinentüre nicht verschlossen war. Mann, bin ich erschrocken, als da einer lag. Ich wäre fast auf ihn getreten! Und sauer war ich auch. Ziemlich unsanft habe ich ihn umgedreht.» Er machte mit dem Kopf eine ruckartige Bewegung zur Leiche hin, neben der Baer und der Polizeiarzt knieten.
    Ferrari trat ins Innere und betrachtete den Toten genauer. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher