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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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es durch, las ein Gedicht des Stadtpoeten, legte es zurück und strich in Gedanken versunken über den Fähri-Pin.
    «Was kostet der?»
    «Zehn Franken. Leider ist er nicht mehr so gefragt», antwortete Tobler.
    Stimmt. Nicole, die Tochter seiner Freundin, hatte ihn ausgelacht, als er ihr vor ein paar Monaten einen Pin geschenkt hatte. Das sei doch Schnee von vorgestern. Dann halt nicht, der Kommissär liess sein Portemonnaie wieder in der Hosentasche verschwinden.
    Ferrari hatte seine Freundin Monika Wenger nach dem tragischen Unfall ihres Mannes kennen gelernt. Zuerst deuteten alle Verdachtsmomente auf ein Tötungsdelikt hin. Ferrari stellte während der Ermittlungen sehr bald fest, dass Monikas Mann mit dem Leben nicht mehr fertig geworden war. Sie sprach vor einigen Monaten erstmals offen aus, was er immer wieder gedacht hatte. Sein Tod sei ein unglücklicher Zufall gewesen. Er sei gestorben, wie er gelebt habe. Nie habe er eine Entscheidung getroffen. Und das Schicksal hatte ihm die letzte abgenommen. Ferrari war Monika dankbar für ihre offenen Worte. Sie hatten zuvor nie darüber gesprochen. Ihre Offenheit war ein untrügliches Zeichen, dass sie nach Jahren endlich mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte.
    Ferrari bedankte sich bei Peter Tobler und verliess die Fähre. Baer hatte sich inzwischen an der Rheinpromenade in Szene gesetzt. Er wurde vom stadtbekannten Journalisten Norbert Strahm interviewt. Als der Kommissär sich näherte, senkte Baer verlegen seinen Blick.
    «Ah, da ist ja auch der Commissario.»
    Irgendwann musste er wohl oder übel einen Italienischkurs belegen, um den Vorurteilen der Leute gerecht zu werden.
    «Ihr Assistent hat mich vollständig informiert. Eine sensationelle Story! Möchten Sie den Ausführungen Baers noch etwas hinzufügen?»
    «Ich vermute, dass er Ihnen alles gesagt hat, was es zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen…», Ferrari konsultierte seine Armbanduhr, «und immerhin arbeiten wir bereits dreissig Minuten an diesem Fall, was es zu diesem Zeitpunkt zu sagen gibt. Und was er Ihnen nicht sagen konnte, weil wir es schlicht und einfach nicht wissen, werden Sie bestimmt dank Ihrer Fantasie sinnvoll ergänzen, damit Ihre Leser nach der Fortsetzung lechzen», fügte er mit sarkastischem Unterton hinzu. Der Journalist lachte.
    «Wunderbar, wie immer bestens gelaunt. Eine wahre Quelle der Weisheit, die vor Informationen nur so sprudelt.»
    «Nun, da alles gesagt ist, müssen Sie uns entschuldigen.»
    Der Kommissär packte seinen Assistenten am Arm und zog ihn mit festem Griff fort.
    «Was haben Sie dem Typen alles erzählt, Baer?»
    «Nichts. Ich meine …», er reagierte trotzig wie ein getadeltes Kind. «Ich habe ihm nur gesagt, wer der Tote ist und wie er umgebracht wurde.»
    «Dann wissen Sie mehr als ich. Bevor wir den Autopsiebericht nicht in Händen halten, sollten wir mit derartigen Auskünften vorsichtig sein.»
    Baer verkniff sich eine rechtfertigende Antwort, um nicht noch mehr anzuecken.
    «Jetzt brauche ich einen anständigen Kaffee und ein Croissant. Wo gibt es das hier in der Gegend, Baer?»
    «Am besten gehen wir ins Café ‹Spillmann›.»

3. Kapitel
    Schweigend überquerten sie die Mittlere Brücke. Ferrari sah auf den Rhein hinunter. Keine Frachtkähne weit und breit und auch keine Kajakfahrer in Ufernähe. Nur ein dreckigbrauner, tobender Fluss, der wahllos Äste und Sträucher mit sich riss. In der Mitte trieb ein mächtiger Baumstamm, einem Ertrinkenden gleich nach Luft schnappend, um innert Sekunden wieder unter Wasser gerissen zu werden. Nichts erinnerte mehr an den sonst so gemächlich fliessenden Rhein. Die Lieblichkeit war gewichen. Wenn der Regen anhielt, würde der Fluss bald über die Ufer treten. So wie damals im neunundneunzig. Ein heftiger Windstoss erfasste die Bäume entlang der Kleinbasler Rheinpromenade. Der Kommissär hielt sich für einen kurzen Moment am Geländer fest, während einige Passanten verzweifelt versuchten, ihre Regenschirme aufzuspannen.
    Im Café «Spillmann» bestellte Ferrari zwei Cappuccino – oder hiess es Cappuccini? – und einige Croissants.
    «Hören Sie, Baer, Sie wurden mir zugeteilt. Wir brauchen nicht näher darauf einzugehen weshalb. Dies ist unser erster grosser gemeinsamer Fall und, wenn es nach Borer geht, auch unser letzter. Es war mir von Anfang an klar, dass er Sie nur für kurze Zeit aus der Schusslinie ziehen will. Nach der Aufklärung, so Gott will, werden sich unsere Wege wieder trennen.»
    Der
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