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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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eine blecherne Stimme nach Name, Titel und Begehr. Ferrari beugte sich zum Lautsprecher hinunter und redete übermässig laut. Nach wenigen Minuten wurde er eingelassen. Die Blechstimme hatte zuerst das Einverständnis von Frau Vischer einholen müssen, da er sich geweigert hatte, dem Lautsprecher den wahren Grund seines Besuches anzuvertrauen. Ferrari wurde durch die Eingangshalle in den Salon geführt. Olivia Vischer bat ihn Platz zu nehmen und stellte ihm einen gewissen Dr. Hans Hauswirth vor. Ferrari setzte sich auf die Kante des Lederpolsters. Er fühlte sich alles andere als wohl in dieser Umgebung von Reichtum und Macht. Er hätte viel dafür gegeben, im jetzigen Augenblick mit Monika und Nikki auf dem Balkon eine Partie UNO spielen zu können. Frau Vischer, eine anmutige, schlanke Person mit blondem Haar, er schätzte sie auf Mitte vierzig, spürte sein Unbehagen. Sie lächelte ihm charmant zu, was ihm in jeder anderen Situation über seine Verlegenheit hinweggeholfen hätte.
    «Ich weiss gar nicht, wie ich Sie korrekt ansprechen soll.»
    «Ferrari, Francesco Ferrari vom Kriminalkommissariat», brachte er krächzend, einen Kloss im Hals bekämpfend, heraus.
    «Herr Ferrari, darf ich Ihnen einen Kaffee oder etwas anderes anbieten?»
    «Einen Cognac bitte!», sprudelte es viel zu schnell über seine Lippen. Und, um seinen unverschämten Wunsch ein wenig abzumildern, fügte er hinzu, «wenn es Ihnen nichts ausmacht.»
    Dr. Hauswirth goss einen Rémy Martin in ein grosses Glas und reichte es dem Kommissär. Olivia Vischer und sich selbst mixte er einen undefinierbaren Longdrink von gelbgrünlicher Farbe. Das Cognacglas in seiner Hand gab Ferrari etwas Halt. Diskret sah er sich in der Wohnhalle um.
    Er verstand nichts von Designermöbeln und nur sehr wenig von Kunst, Monika hätte ihm hier Schützenhilfe leisten können, erkannte aber immerhin eine lebensgrosse Statue von Niki de Saint Phalle und ein Mobile, das grosse Ähnlichkeit mit einigen Werken des Theaterbrunnens aufwies. Mit grösster Wahrscheinlichkeit war es von Jean Tinguely. Olivia Vischer schien sich ob des kindlich-naiven Interesses zu amüsieren.
    «Gefallen Ihnen meine Kunstwerke, Herr Ferrari?»
    «Äh … ich verstehe nicht sehr viel von moderner Kunst, aber die Statue dort …»
    «Die Plastik», korrigierte sie ihn sanft.
    «Pardon, die Plastik ist von Niki de Saint Phalle und das Ding dort …», er wollte nicht nochmals etwas Falsches sagen.
    «Das Mobile.»
    «Das hätte ich beinahe gesagt … das Mobile stammt von Jean Tinguely.»
    «Sehr gut. Und die Bilder an den Wänden?»
    «… stammen allesamt von Ihrem Mann!», hörte sich Ferrari sagen und wurde dadurch wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Dr. Hauswirth trat ungeduldig von einem Fuss auf den anderen.
    «Olivia, Herr Ferrari ist bestimmt nicht gekommen, um sich mit dir über deine Kunstsammlung zu unterhalten.»
    «Nicht?», fragte sie lächelnd. «Habe ich etwa falsch parkiert oder wollen Sie mich wegen Drogenmissbrauchs verhaften?»
    «Weder – noch, Frau Vischer. Ich … ich ermittle in einem Tötungsdelikt.»
    «Tötungsdelikt? Interessant! Dann habe ich jemanden umgebracht. Oder du vielleicht, Hans. Das wird jetzt aber spannend», sie wandte sich Hauswirth zu.
    «Olivia, bitte, Herr Ferrari ist mit Sicherheit aus einem ernsthaften Grund bei uns, nicht wahr?»
    «Ja, ich … wir fanden heute früh eine Leiche … es handelt sich um eine männliche Leiche … es handelt sich um Ihren Mann, Frau Vischer.» In die eintretende Stille hinein ergänzte er, «wir müssen leider davon ausgehen, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. Er wurde ermordet. Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen, Frau Vischer.» Er erhob sich abrupt, drückte ihr die Hand und liess sich wieder auf seinen Sessel plumpsen. Jetzt war es draussen. Ferrari war sichtlich erleichtert, die schwere Bürde der Todesnachricht von sich abgeschüttelt zu haben. Er hatte sie an Olivia Vischer weitergereicht. Sie tauschte mit Hauswirth Blicke aus, was Ferrari nicht entging. Es kam ihm so vor, als ob er sie vor etwas warnen wollte.
    «Wunderbar! Endlich mal jemand, der mit einer guten Nachricht ins Haus kommt!», sagte Olivia Vischer emotionslos und in einer Tonlage, als ob sie soeben den Wetterbericht im Fernsehen vorgelesen hätte. Einzig eine Spur von Sarkasmus konnte der Kommissär der Stimme entnehmen.
    «Olivia, bedenke, was du sagst!», wurde sie von Hauswirth ermahnt. «Entschuldigen
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