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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil
Autoren: Anton Gill
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Kinder, die ein gefesseltes Mädchen, vielleicht ihre Amme, auspeitschten; in einer anderen bohrte eine ältere Frau einem Mann, der die Priestermaske des Horus trug, ein zangenförmiges Werkzeug in den After. Weiter hinten wurde ein junges, Rücken an Rücken gefesseltes Paar von drei verhutzelten Kreaturen mit Brandeisen bedroht. Ein kleines Mädchen führte dünne Angelhaken in den Penis eines Mannes ein, der mit den Handgelenken an bronzenen Drähten hing, und auf einem fünften Bild waren ein Mann und eine Frau auf allen Vieren zusammen unter ein Joch gespannt und zogen einen kleinen Karren, vorangetrieben von der Peitsche eines zwergenhaften Kutschers.
    »Ich suche ein spezielles Mädchen«, sagte Huy.
    »Tun wir das nicht alle?« antwortete der junge Mann mit einer Munterkeit, in der leichte Ungeduld mitschwang. Huy spürte, wie ihm der Zorn in die Kehle stieg, aber er beschrieb das tote Mädchen aus dem Land der Zwei Ströme.
    »So eine habe ich noch nie gesehen«, sagte der Mann prompt. »Was hat sie getan? Schmerzen zugefügt oder Schmerzen erlitten? Vielleicht gefällt dir ja auch beides ein bißchen. Also... «
    Er brachte seinen Satz nicht zu Ende. Huy hatte ihn bei der Gurgel gepackt, ihn von seinem Schemel hochgerissen und mit solcher Wucht gegen die Wand geschleudert, daß der Putz herunterbröckelte. Ein kleines Stück aus der Szene mit dem Paar vor dem Karren rieselte auf den Boden. Blut tropfte dem Mann aus dem Mund.
    »Sag mir nur, wann sie gegangen ist«, sagte Huy. Der Mann spuckte ihm ins Gesicht. Huy preßte die dünne Kehle zusammen, bis das Gesicht darüber blau anlief und Tränen in die Augen traten. Als der Hals sich zu dehnen anfing und die Augen aus den Höhlen traten, lockerte er seinen Druck.
    »Sag’s mir.«
    Der junge Mann sah nicht mehr ganz so neutral aus; seine Perücke war verrutscht, und er schnappte hustend nach Luft.
    »... nur meine Arbeit... « brachte er hervor.
    »Was für eine Arbeit?« Huy drückte wieder fester zu.
    »Nicht.«
    »Dann sag’s mir.«
    Der junge Mann sackte in sich zusammen und begann, zu erzählen. Das Mädchen war zu Beginn der Jahreszeit irgendwoher aus dem Norden gekommen und schien einige Erfahrung in dem zu haben, was hier verlangt wurde. Deshalb nahm man sie in Dienst.
    Während Huy dem nun folgenden lauschte, spürte er, wie er sich nur dadurch gegen die Versuchung wehren konnte, dem jungen Mann das Genick zu brechen, daß er den Horus in sich anrief.
    »Und als sie wegging?«
    »Das war ungewöhnlich. Sehr wenig von dem, was hier vorgeht, ist echt. Einigen macht es wirklich Spaß, aber das meiste ist Schauspielerei. Es war also nicht so, daß sie mißhandelt worden wäre.« Er schaute Huy halb verständnisheischend an und wand sich, als fürchte er, geschlagen zu werden. »Aber dann hörten wir, daß sie umgebracht worden war.«
    »Verprügelt, vergewaltigt und erstochen.«
    »Aber nicht hier.«
    »Wer waren ihre Kunden?«
    Das Gesicht des jungen Mannes erstarrte. »Wer bist du?«
    »Die Rache«, sagte Huy, und er meinte es ernst, aber er hatte das Wort ausgesprochen, bevor ihm klar wurde, wie theatralisch es klingen mußte. Es hatte seine Wirkung jedoch nicht verfehlt, denn der junge Mann zitterte jetzt am ganzen Körper. Einen Augenblick lang herrschte Stille, unterbrochen nur durch ein vereinzeltes, kurzes Schmerzgeheul irgendwo in den Tiefen des Gebäudes.
    »Hat Haremheb dich geschickt?« fragte der junge Mann schließlich.
    »Ja.«
    »Das verstehe ich nicht. Die Leute, die hierher kommen, sind mächtig. Mit ihrem Vergnügen schaden sie niemandem. Warum sollen sie ihm nicht nachgehen?«
    »Haremheb ist klar, daß er euch nicht anrühren kann - noch nicht. Aber glaubt nur nicht, daß er euch vergessen hat.«
    Ein unangenehmer Ausdruck schlich sich in das Gesicht des jungen Mannes. »Ich glaube gar nicht, daß du von Haremheb kommst. Meine Herren und er verstehen einander inzwischen.« Er gab ein kurzes Zeichen mit dem Kopf. Huy merkte zu spät, daß der Blick des Mannes sich auf jemanden gerichtet hatte, der hinter ihm stand. Er verfluchte sich selbst. Er hätte damit rechnen müssen, daß man in einem Bordell nicht ungestört und in aller Ruhe ein langes Gespräch führen kann. Wahrscheinlich hatten sie sich schon viel zu lange in diesem Raum aufgehalten, und andere waren gekommen, um zu sehen, was hier los war. Huy sah seine Angreifer nicht. Zwei Männer packten ihn von hinten, umklammerten seine Arme und stießen ihn vorwärts durch den
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