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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Die Kirche war bis auf den letzten
     Platz besetzt. Sogar längs der Wände und hinter den Bänken standen die Gäste in
     Zweierreihen. Veronika war beliebt. Sie verstand es, sich Freunde zu machen.
    Erleichtert stellte Maria fest, dass niemand sonst ihr Wimmern
     bemerkt hatte.
    Alle verfolgten gespannt, wie Veronika ihm den Ring aufsteckte.
     »Trage diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue. Im Namen des Vaters und
     des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    In Marias Ohren rauschte es. Sie verstand nichts mehr, sah nur, dass
     die Lippen des Pfarrers sich bewegten.
    Es war besiegelt, vor ihren Augen, vor den Hochzeitsgästen und vor
     Gott.
    Mit zitternden Händen riss sie ihren Schal vom Hals und taumelte
     einen Schritt vorwärts. Jetzt schien sich die Kirche zu bewegen, sie schwankte
     wie ein Boot auf hoher See. Ihr Blick verengte sich zu einem Tunnel, an den
     Rändern verdichteten sich schwarze Schatten. Sie spürte einen dumpfen Schmerz
     am Oberarm und versuchte, die Ursache zu erkennen. Für einen kurzen Moment
     klärten sich ihre Sinne.
    Sie sah eine Hand.
    Dann fiel sie in Ohnmacht.

EINS
    »Stech ab!«
    Fischbach zögerte. Die Herzdame lag auf dem Tisch und schenkte ihm
     ein halbes Mona-Lisa-Lächeln. Er überlegte. Den Kreuzbuben opfern, um die blank
     gespielte Herzzehn mit nach Hause zu nehmen? Wie viel Trumpf war eigentlich
     schon durch? Stumm schalt er sich selbst, den Überblick verloren zu haben, und
     musterte verstohlen seinen Kumpel Ralf Lorscheidt, der seelenruhig links von
     ihm saß und seine Karten sortierte. Die speckige Lederjacke mit dem K-Heroes-Emblem
     auf dem Rücken lag neben ihm auf der Bank und glänzte im Licht der 60-Watt-Birne,
     die über dem Tisch hing.
    »Was ist los? Wartest du auf Schönwetter?«, beschwerte sich Jörg
     Dödenfeld, der rechts von Fischbach saß und mit den Fingern auf den Holztisch
     trommelte. »Lass deinen Jung endlich die Dame besteigen.« Er zwinkerte
     Fischbach anzüglich zu. Dödenfeld war Oberstudienrat am St. Michael-Gymnasium
     in Bad Neuenahr. Im Alltag durch und durch souverän und distinguiert, gab er
     sich im Kreis der K-Heroes gern gewöhnlich.
    Fischbach wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er liebte Skat,
     schätzte die nie gleichen Spiele, die Variationen. Dennoch wusste er, dass er
     es nie zum perfekten Spieler bringen würde. Dafür fehlte es ihm an der
     Übersicht. Immer wieder liefen Stiche an ihm vorbei, ohne dass er sich die
     gespielten Karten merkte. Und genau das war es, was immer wieder dazu führte,
     dass er vermeintlich sichere Runden abgeben musste – nicht selten von Hohn und
     Spott der anderen begleitet.
    »Hotte, Telefon.«
    Verwundert sah Fischbach über die Schulter zur Theke. »Für mich?«
    Hans, der Wirt, wedelte mit dem Hörer in der Luft herum. »Ist hier
     sonst noch jemand Hauptkommissar und heißt Fischbach?«
    »Etwa dienstlich?« Fischbach schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
     Einmal im halben Jahr trafen sich die Mitglieder der K-Heroes, des
     Motorradklubs, dem er angehörte, samstagabends in ihrer Stammkneipe »Im Krug« . Dabei stellten sie sicher, nicht gestört zu werden.
     Eiserne Regel: Keine Frauen und keine Handys. Selbst weitere Gäste duldeten sie
     nicht und zahlten dem Wirt sogar eine Entschädigung dafür, dass er sie als
     geschlossene Gesellschaft akzeptierte und bewirtete. Diese zwei Abende im Jahr
     waren Fischbach heilig. Schon Wochen vorher lief er durch die Flure der
     Euskirchener Polizeibehörde und ermahnte jeden, den er erwischte, dass er an
     diesem Abend nicht gestört werden wollte. Jahrelang hatte das problemlos
     funktioniert. Bis heute. Fischbach legte seine Karten auf den Tisch, ging zur
     Theke und griff nach dem Hörer. »Ja?«
    »Hotte? Bist du dran?«
    Fischbach kratzte sich die Wange und versuchte, die Stimme
     zuzuordnen, was nicht einfach war mit vier Obstlern im Kopf. »Jan?«
    »Hast du Zeit?«, überging sein Kollege Jan Welscher die Frage.
    »Ich wollte doch nicht gestört werden«, blaffte Fischbach.
    »Ja, ich weiß. Aber Sigrid meinte, ich dürfte dich stören.«
    »Also gut«, sagte Fischbach resigniert. Er liebte seine Frau. Sie
     war ein herzensguter und fröhlicher Mensch, auf den in allen Lebenslagen
     Verlass war. Jedoch wünschte er sich, sie wäre hin und wieder etwas
     abweisender. »Was ist denn los?«, grollte er und versuchte erst gar nicht,
     seinen Ärger zu verschleiern. Er blickte zu Lorscheidt und Dödenfeld. Die
     beiden
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