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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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denke, dass er erkannt hat, dass das seine
einzige Chance war, auch noch die anderen Männer zu erwischen. Denn nach
Malchows Tod sind wir ihm ja relativ schnell auf die Schliche gekommen. Er
hatte ein gewaltiges Motiv, und das einzige obendrein. Er hat sicher richtig
vermutet, dass wir ihm hart auf den Fersen gewesen wären oder ihn sogar
geschnappt hätten, bevor er die Sache mit seinen ehemaligen Marinekameraden
hätte erledigen können. Taktisch war es also nur klug, erst den großen Feldzug
zu unternehmen, um dann die kleine leichte Nummer hintendran anzuschließen.
Außerdem konnte er die Männer mit ihrer Leidenschaft auf herbstliches
Hechtangeln erst Anfang Oktober hierherlocken. Die haben fast jedes Jahr im
Herbst solche Angeltouren unternommen. Und Eicksen hat es augenscheinlich
verstanden, sie mit der begründeten Aussicht auf kapitale Hechte hierher vor
seine eigene Haustür zu locken, wo er am besten zuschlagen konnte.«
    »Wirklich erstaunlich«, pflichtete ihm Direktorin Schumacher bei.
»Und es ist sicher, dass Eicksen Selbstmord begangen hat?«
    Wieder nickte Wärmland. »Wir haben am Ufer ein kleines
zerschnittenes Kinderschlauchboot gefunden. Eicksen muss sich die Handschellen
um Knöchel und Handgelenke selbst angelegt haben, nachdem er an die Stelle
gepaddelt war, die er für die richtige hielt. Dann hat er wohl auf das kleine
Boot eingestochen, das ihn und ein Zwanzig-Kilogramm-Gewicht noch eben so
tragen konnte. Er ist versunken, an Händen und Füßen gefesselt, ohne eine
Chance, sich noch einmal retten zu können. Für jemanden, der lange die Luft
anhalten und weit tauchen und exzellent schwimmen kann, war das wohl die einzig
sichere Methode. Aber eine sehr grausame.«
    »Ein ungewöhnlicher Fall, Herr Wärmland«, meldete sich nun der
Leiter der Koblenzer Kriminaldirektion zu Wort. »Ich hatte in meiner gesamten
Laufbahn noch keine Serie mit sieben Toten. Wer hätte gedacht, dass wir hier im
beschaulichen Norden von Rheinland-Pfalz mal etwas Derartiges erleben würden.«
Burbach schüttelte betroffen den Kopf.
    »Ich glaube sogar, dass noch ein weiterer Toter auf Eicksens Konto
geht. Dieses achte Opfer gehörte wohl auch zum fraglichen Personenkreis der
Marineangehörigen, die damals mit Frau Eicksen verkehrten, als die Familie noch
in Eckernförde lebte.«
    »Noch ein Opfer?«, fragte Burbach erstaunt.
    »Ein Kollege an der Ostseeküste, Hauptkommissar Behrens aus Eckernförde,
hat mir von einem Mann erzählt, der im Frühsommer bei einem morgendlichen
Schwimmtraining in einer stillen Bucht verschollen ist. Einfach verschwunden.
Der Mann hatte ein paar Monate zuvor einen Herzinfarkt erlitten, und seine Frau
hatte versucht, ihn von der Schwimmerei abzubringen. Aber als Marinemann hatte
er sich das zugetraut. Natürlich heißt es, dass er wahrscheinlich wieder einen
Herzanfall hatte und deshalb ertrunken ist. Ich weiß es nicht mit Sicherheit,
aber Kollege Behrens glaubte so aus dem Bauch heraus, dass auch das ein Werk
von Eicksen war. Bei weiteren Ermittlungen wird sich vielleicht herausstellen,
dass er zur Tatzeit nicht im Kreis Mayen-Koblenz war, sondern an der
Ostseeküste weilte. Die zuständigen Kollegen gehen dem nach.«
    »Und für die Angehörigen macht es in der Regel einen großen
Unterschied«, bemerkte Schumacher, bevor sie Wärmland und dem gesamten Team
dankte. Dem wollte sich Direktor Burbach gerade anschließen, als es kurz an der
Tür klopfte und jemand mit einer Krücke eintrat, den Wärmland kannte. Sven
Trobisch entschuldigte sich für sein Zuspätkommen und erklärte, die Abwicklung
seiner »Freilassung« aus der Reha habe sich verzögert. Wärmland schmunzelte und
freute sich, seinen Kollegen und Freund so munter und beweglich wiederzusehen.
Trobischs Haar konnte einen Haarschnitt vertragen, und sein Teint war etwas
blass. Aber ansonsten machte er einen recht lebendigen Eindruck.
    Wärmland war klar, dass sich sein Kollege nun zunächst allen
möglichen Fragen stellen musste und dass es etwas Zeit brauchte, bis er ihn für
sich allein haben würde. Also übte er sich in Geduld, blieb in der Nähe und
freute sich auf Trobischs absehbare Rückkehr in den Dienst.

ZWÖLF
    Seit Abschluss des Falles war eine Woche vergangen.
Trobisch hatte seinen Job wieder angetreten und war heute nach Mayen ins
Kommissariat gekommen, um Wärmland einen Besuch abzustatten. Trotz der jüngsten
Ereignisse entschlossen sie sich, den Laacher See aufzusuchen, den sie in der
vergangenen Zeit
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