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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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wollten mich doch nicht mehr so erschrecken, liebe Kollegin.«
    »Es ist eben ein Anruf reingekommen«, platzte sie heraus. »Ein
Angler war auf dem Laacher See unterwegs. Er hat etwas gefunden, was uns
interessieren dürfte.«
    Wärmland stutzte einen Augenblick und überschlug in schnellen
Gedanken, was das wohl sein könnte.
    »Einen toten Fisch vielleicht?«, fragte er und zog die Mundwinkel
leicht herunter, als sei er etwas angeekelt. »Hat man die Tatwaffe? Gibt es
Zeugen?«
    Regine Nau schüttelte den Kopf. »Nein, er hatte ein Stück Stoff an
der Angel.«
    »Das ist bedauerlich. Für toten Stoff sind wir nicht zuständig.«
    »Es ist ein besonderes Stück Stoff«, beharrte sie.
    Wärmland setzte eine etwas interessiertere Miene auf. »Jetzt wird es
endlich spannend. Was tragen denn Fische so diesen Herbst?«
    »Chef, Sie nehmen mich nicht ernst!«, protestierte Regine Nau. »Es
ist nicht irgendein Stück Stoff. Es ist ein Fetzen mit einem Stück eines Logos:
eine Wolfspfote wie bei Jack Wolfskin.«
    Wärmland konnte es nicht lassen und stellte sich weiter dumm.
»Fische tragen auch schon Markensachen? Wo soll das noch hinführen? Ich hab
Jahre gebraucht, um mich an Pudel in Pullöverchen zu gewöhnen.«
    »Der Angler hat eine Leiche gefunden«, platzte es jetzt aus Regine
Nau heraus, der es zu viel wurde mit Wärmlands Verhalten.
    Wärmlands Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Ihn durchlief
ein Schauer. »Sie sagten, er hat nur einen Fetzen? Nicht die ganze Jacke?«
    »Nein, nur diesen Fetzen. Aber möglicherweise ist es ein ganz
besonderer Fetzen.«
    »Ich höre.«
    »Ich habe die Unterlagen im Fall Eicksen durchgesehen, weil mich das
an irgendwas erinnerte. Und beim Stichwort ›Jack Wolfskin‹ bin ich fündig
geworden.«
    »Im Fall Eicksen?«
    »Ja! Und ich hab es gefunden. Im Protokoll steht, dass er oft mit
einer Outdoorjacke dieses Herstellers unterwegs war.«
    »Das ist ja ein Ding«, sagte Wärmland, stand auf und ging zum
Kleiderständer. »Wir fahren sofort raus, und Sie erzählen mir die Details.
Holen Sie Ihre Jacke. Ist der Angler noch da? Sagen Sie Reuter, dass wir die
Spusi und die Kollegen von der Tauchstaffel in Wittlich brauchen. Und unseren
Bonner Gerichtsmediziner.«
    ***
    Das komplette Team der Koblenzer und Mayener Beamten war im
Besprechungsraum im Koblenzer Polizeipräsidium versammelt. Auch alle Kripochefs
der verschiedenen Dienststellen waren anwesend, als Kriminaldirektorin
Schumacher Wärmland das Wort erteilte.
    Wärmland kam ohne Umschweife zum Punkt. »Der Fall ›Taucher‹ hat nun
sein Ende gefunden durch die Auffindung der Leiche des vermutlichen
siebenfachen Mörders Georg Eicksen aus Bell, der sich nach bisherigen
Erkenntnissen kurz nach Verübung seiner letzten Tat im Laacher See selbst
ertränkt hat. Und zwar unweit der Stelle am Seeufer, wo im Frühjahr seine
Tochter und seine Enkelin bei einem schweren Unfall ihr Leben verloren hatten.
Wir gehen davon aus, dass Eicksen, nachdem wenige Monate zuvor seine Frau an einer
Krankheit gestorben war, diesen letzten Verlust nicht mehr verkraftet hat und
er in eine Rachephantasie geriet. Wir haben herausgefunden, dass seine Frau in
der früheren Phase der Ehe regelmäßig Kontakt mit anderen Männern hatte. Und
zwar in Zeiten, da er als Kampfschwimmer wochen- und monatelang auf See war.
Eicksen hatte zunächst einige Jahre nichts von dem Verhalten seiner Frau
gemerkt und es dann wohl noch weitere Jahre aus Liebe zu ihr stillschweigend
erduldet. Auch hatte er die fraglichen Männer nie zur Rede gestellt oder eine
Konfrontation gesucht. Erst der Unfalltod seiner Tochter und Enkelin dürfte
seinen Hass gegen diesen Personenkreis freigesetzt haben. Wobei sich Eicksen,
dem nach Auskunft eines Bekannten der Kodex »Nichts mit der Frau eines
Kameraden anfangen« heilig war, in seiner Rache auf die ehemaligen
Marinekameraden konzentriert hat, die gegen diesen Kodex verstoßen haben. Eines
der Opfer vom See war nicht bei der Marine und muss darum wohl unter
»Kollateralschaden« verbucht werden, ebenso wie der alte Herr aus Nickenich.
Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Zu guter Letzt hat Eicksen den in
den Verkehrsunfall verwickelten, aber unschuldigen Kevin Malchow getötet.«
    Ein Hauptkommissar aus Trobischs Team meldete sich zu Wort. »Der
Unfall war schon im März. Eicksen hielt den Fahrer für schuldig am Tod von
Tochter und Enkelin. Aber warum hat er mit der Tötung bis Oktober gewartet?«
    Wärmland nickte. »Ich
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