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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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durch ganz andere Augen wahrgenommen hatten. Sie parkten auf
dem kleinen Parkplatz auf der Kuppe oberhalb der Südspitze des Sees. Der Weg,
der vom Parkplatz zum Wald am Südostufer des Sees führte, verlief zunächst
durch eine liebliche Hügellandschaft. Eine Herde brauner Rinder zog langsam
über einen sanft abfallenden Hang. Sicher würden sie ihre Freiheit in dieser
herrlichen Landschaft nicht mehr lange genießen können, da es für das
Winterhalbjahr bald zurück in die Ställe ging.
    Wärmland hatte schon während der Fahrt hierher überlegt, wie er ein
Thema am besten anschneiden sollte, das ihm seit einigen Tagen auf der Seele
lag. »Du weißt ja, dass ich es in den vergangenen beiden Jahren immer wieder
mal mit Internetdating versucht habe«, begann er. »Hast du das eigentlich auch
schon mal ausprobiert? Obwohl du das ja nicht nötig hast als junger Hirsch mit
Porsche.«
    »Willst du damit andeuten, dass ich keine anderen Qualitäten habe
als meinen alten Porsche?«
    »Aber nein. Du hast einige Qualitäten. Äh … also … äh«, druckste
Wärmland herum. »Dein warmherziger Dackelblick kann augenblicklich gefrorene
Butter schmelzen. Und dann deine Stimme: Mit einem einfachen Kinderlied hättest
du bei Kakerlaken mehr Erfolg als ein voll ausgerüsteter Kammerjäger. Schon das
allein sind bedeutende Vorteile bei Frauen, denn die haben es gern warm und
ungezieferfrei.« Er grinste. »Aber mal im Ernst: Hattest du nicht schon mal
eine Internetbeziehung?«
    Trobisch nickte. »Hatte ich. Hat aber nicht lange gehalten. Unsere
Vorstellungen zur weiteren Lebensplanung haben sich doch als zu unterschiedlich
erwiesen. Dabei hat es ganz am Anfang wirklich gut ausgesehen. Und es hat sich
ziemlich rasant entwickelt.«
    »Was bedeutet ›rasant‹?«
    »Na ja, schon am ersten Kontakttag im Internet mit ein paar Mails
hat mich ›Winnetous kleine Schwester‹, groß, blond, Akademikerin, angerufen.
Daraus hat sich dann sofort ein Vier-Stunden-Gespräch entwickelt. Am nächsten
Tag haben wir sogar sieben Stunden telefoniert, bevor wir uns dann auch noch in
Köln getroffen haben, wo wir bis morgens um drei durch die Stadt gezogen sind.
Wir haben geredet und geredet und geredet, bis wir keine offene Kneipe mehr
gefunden haben.«
    Wärmland staunte. Was für ein fulminanter Start. »Wow, hört sich gut
an bis jetzt.« Das war so weit weg von seinen eigenen bescheidenen Erfahrungen.
    »Ja, Astrid und ich haben uns wirklich super verstanden. Da hab ich
es auch in Kauf genommen, dass ich immer leicht nach oben schauen musste, weil
sie mit ihren ein Meter fünfundachtzig noch ein bisschen länger war als ich.«
    Wärmland musste lachen. »Bist du sicher, dass sie nicht Winnetous große Schwester war?«
    »Das war mir erst mal egal.« Trobisch grinste. »Auch unser erster
gemeinsamer Sex hat uns noch nicht auseinandergebracht.«
    »Was war es dann?« Wärmlands Neugier nahm zu.
    »Wie es halt so geht: Nach und nach lernt man diesen fremden
Menschen mehr und mehr kennen. Und dann realisiert man plötzlich auch dessen
Zukunfts- und Lebensplanung. Astrid war nie verheiratet oder länger gebunden
und hat auch keine Kinder. Aber sie hegt eine große Liebe zu großen Hunden.
Zwei Jahre vor unserer Begegnung hat sie eine weibliche Deutsche Dogge gehabt,
die sie dann wegen ihrer häufigen beruflich bedingten Abwesenheit als
Pharmareferentin aber doch wieder abgeben musste. Dann hatte ihre Leila jedoch
einen Wurf Junge bekommen. Was sie mir mit den glänzenden Augen einer jungen
Mutter berichtete. Und sie hat beschlossen, einen dieser Welpen ihrer
ehemaligen Hündin aufzunehmen. Sie hat mich gefragt, was ich davon halte. Und
ich hab gespürt, dass es so etwas wie eine Kindsadoption sein würde. Es war
wichtig für ihr Leben. Ich habe es ihr nicht ausgeredet, sondern meinen Segen
dazu gegeben, dass eine kleine junge Deutsche Dogge eine Heimat in ihrer
kleinen Kölner Ein-Raum-Dachschräge-Wohnung findet.«
    »War das denn ein Problem für dich?«, fragte Wärmland lachend.
    »Na ja, es hat mir schon an der nötigen väterlichen Freude
gemangelt. Vielleicht habe ich auch intuitiv gespürt, dass es irgendwann zu
einem Konflikt kommen würde. Wenn aus dem kleinen süßen Knuddelwelpen mal ein
erwachsenes Hundchen wird. Diese Dachwohnung ist kaum groß genug für zwei
normale Menschen.«
    »Sie hätte umziehen können.«
    »Hätte sie, aber ich kam zu der Überzeugung, dass ich meine Freundin
nicht mit einem anderen Mann teilen will, der
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