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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal
Autoren: H Nygaard
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Den alten Grothe wird niemand
ersetzen können.«
    »Ich fürchte, Wilderich, dass du recht hast. Zumal
böse Gerüchte kursieren.«
    Große Jäger ließ sich in einen der bequemen Sessel
fallen. »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    Christoph nickte beiläufig. »Es ist zumindest nicht
auszuschließen.«
    In der Stille war deutlich das kratzende Geräusch zu
hören, als sich Große Jäger über das unrasierte Kinn fuhr.
    »Gibt es eigentlich für Polizeibeamte mildernde
Umstände, wenn sie einen Mord begehen?«
    »Du meinst, wenn der ungünstige Fall eintritt, dass …«
    »Genau.«
    »Ich glaube nicht, dass du dich auf eine besondere
Notlage berufen kannst. Zumindest nicht akut.«
    Große Jäger starrte geistesabwesend auf das Sideboard,
auf dem eine Reihe Schnickschnack stand. »Scheiß-Starke …«, fluchte er leise
vor sich hin.
    »Hat jemand einen Computer gesehen?«, mischte sich
Mommsen ein, der dem Dialog seiner Kollegen stumm gefolgt war. »Ich kann mir
nicht vorstellen, dass eine Lehrerin heutzutage ohne Notebook auskommt, zumal
es im Schlafzimmer, gleich neben dem Schreibtisch, einen Router gibt.«
    »Einen was?«, fragte der Oberkommissar.
    »Ein Gerät, das die Datensignale aus der Telefonleitung
demoduliert und über ein Kabel oder per Funkbrücke an das Notebook überträgt.«
    »Was es nicht alles gibt.« Große Jäger stand wieder
auf und knuffte Christoph freundschaftlich in die Seite. »Hast du auch einen
Router?« Bevor Christoph etwas entgegnen konnte, gab der Oberkommissar selbst
die Antwort. »War eine unanständige Frage. Klar hast du so ‘n Ding. Schließlich
hast du ja eine Freundin.«
    »Du hast recht, Harm«, sagte Christoph zu Mommsen und
ignorierte Große Jägers Anwurf. »Wo ist der Computer?«
    »Tja, meine Herren, da haben wir schon die nächste
Teilaufgabe in diesem Fall. Wo ist der Computer?«, stellte Große Jäger fest.
    Kurz darauf verschlossen sie die Wohnung wieder und
fuhren zurück nach Husum.
    Die kleinste Polizeidirektion des Landes war in dem
renovierten Gebäude in der Poggenburgstraße untergebracht. Gegenüber lag der
Husumer Bahnhof mit lebhaftem regionalem Zugverkehr und sporadischen
Anbindungen an das deutsche Fernverkehrsnetz.
    Von außen machte das Dienstgebäude einen fast
freundlichen Eindruck. Dazu trugen auch die Pflanzen bei, die von den Beamten
in die zahlreichen Fenster gestellt worden waren.
    Aus alter Gewohnheit teilten sich Christoph, Große
Jäger und Mommsen ein Büro, obwohl es genug Platz gegeben hätte, jedem einen
separaten Arbeitsraum zuzuteilen.
    Große Jäger hatte sich in seinen Schreibtischstuhl
gesetzt, eine Schublade herausgezogen und seine ungeputzten Schuhe darauf
geparkt. Der erste Griff galt seiner zerknautschten Zigarettenpackung. Suchend
ließ er die Hand über den ungeordneten Papierberg auf der Arbeitsfläche
gleiten, bis er das Einwegfeuerzeug unter einem schmalen Aktendeckel fand. Er
zündete sich eine Zigarette an, atmete hörbar ein und entließ ebenso
geräuschvoll den blauen Dunst aus seinen Lungen in den Raum. Dann griff er zum
Kaffeebecher, der sichtbar mit den angetrockneten Resten vorhergehender Nutzung
beschmutzt war, und klopfte mit dem leeren Trinkgefäß laut und vernehmlich auf
die Schreibtischplatte.
    »Wir sind eben gerade angekommen«, sagte Mommsen,
dessen Schreibtisch mit dem des Oberkommissars einen Block bildete. »Ich setze
die Kaffeemaschine gleich in Betrieb, damit du deiner Sucht frönen kannst.«
    Große Jäger zeigte zwei Reihen gelber Zähne. »Das
lernt ihr jungen Spunde nimmer mehr. Es ist eine Frage der Lebenserfahrung, wie
man die Prioritäten setzt.«
    »Und dazu gehört als Erstes, den Kaffee für dich zu
kochen?«
    »Sicher«, sagte der Oberkommissar lachend und drehte
sich zu Christoph um, dessen Schreibtisch hinter seinem Rücken stand. »Wie
denkst du über den Fall? Wir können davon ausgehen, dass Fremdverschulden
vorliegt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich zufällig ein
Draht um den Hals eines Menschen wickelt, sich zuschnürt und dann von selbst
wieder verschwindet.«
    »Wir haben es hier weder mit Selbstmord noch mit einem
Unfall zu tun. Mit Sicherheit ist die Frau ermordet worden. Und da beginnt
unser erstes Problem. Bei Mord entzieht sich der Fall unserer Zuständigkeit.«
    Große Jäger stöhnte auf. »Für ungeklärte Todesfälle
und schwere Kapitalverbrechen ist die Bezirkskriminalinspektion zuständig. Ich
weiß. Da freut sich die Doberfrau aber.«
    Er spielte damit
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