Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ist in Unordnung«, erwiderte Thomas. »Die Menschen ächzen unter der Last der Steuern, die sie zahlen müssen, um den Krieg gegen Euch zu finanzieren. Sie sind voll Zorn darüber, dass ihre Adligen sie nicht beschützen können. Die nördlichen Provinzen sind ein Stapel Brennholz, der nur darauf wartet, dass jemand ein Streichholz daranhält.«
    »Und hinzu kommt«, sagte der schwarze Prinz, »dass die beiden ranghöchsten Adligen, Philipp und Karl, miteinander verfehdet sind.« Er wollte noch mehr sagen, aber Lancaster warf ihm einen Blick zu und Eduard schluckte seine Worte hinunter.
    Stattdessen wandte er sich an Thomas. »Ihr habt Euch wie ein Narr benommen«, sagte er, »und ich zweifle an der Aufrichtigkeit Eurer Reue. Aber ich achte noch immer Euer Wort. Wenn wir Euch gestatten, Euch in der Festung frei zu bewegen, werdet Ihr unser Vertrauen nicht ausnutzen und zu irgendeiner himmlischen Mission aufbrechen?«
    »Ihr habt mein Wort darauf«, sagte Thomas und verbeugte sich erneut vor den Prinzen. »Aber, mein Prinz, ich würde gern so bald wie möglich nach England zurückkehren, damit ich auch mit dem Ordensgeneral meinen Frieden schließen kann. Wäre es möglich, dass… «
    »Ja, gewiss doch«, sagte der schwarze Prinz und winkte ab. »Sobald es uns gelegen kommt. Ich werde ganz sicher nicht nach der Pfeife des Ordensgenerals tanzen. Er kann bestimmt noch ein wenig warten.«
    »Herr, es wäre sicher das Beste, wenn Ihr mich so bald wie möglich… «
    »Ich schicke Euch zurück, wann es mir passt!«, sagte der schwarze Prinz. »Und im Augenblick könnt Ihr uns noch von Nutzen sein.«
    »Wie Ihr wünscht, mein Prinz.« Thomas verneigte sich noch einmal. Obwohl er beschlossen hatte, so bald wie möglich nach England zurückzukehren, war ihm doch bewusst, dass er den schwarzen Prinzen auf keinen Fall noch stärker gegen sich aufbringen durfte… und Lancaster und Raby genauso wenig. Jeder von ihnen könnte ihn auf unbestimmte Zeit in irgendeinen feuchten Kerker stecken, und wenn das geschah, konnte niemand mehr den Dämonen Einhalt gebieten.
    Befanden sich tatsächlich unerkannt Dämonen im englischen Lager? Der Erzengel hatte gesagt, dass das englische Lager besonders stark heimgesucht sei… aber welche Gesichter um ihn herum gehörten wahren Christen und welche den Dämonen? Wer waren sie?
    »Sehr gut, Thomas«, sagte der schwarze Prinz und lächelte dann. »Hat Euch Euer Onkel von dem Bankett heute Abend erzählt?«
    Margaret saß am offenen Fenster von Gloucesters Gemach, eine halb fertig gestickte Leinentunika in den schmalen Händen. Sie blickte auf die Vienne hinunter, und obwohl sie sich weit über ihr befand, glaubte Margaret manchmal, die Schatten von Fischen dahinhuschen zu sehen. Neben ihr saß Eleonore, die Herzogin von Gloucester, Gemahlin von Thomas von Woodstock, dem jüngsten und einzigen überlebenden Bruder des schwarzen Prinzen und Johann von Gents. Gloucester selbst war nicht anwesend, und Eleonore hatte nur mit den Achseln gezuckt, als sich Margaret vorsichtig nach ihm erkundigt hatte. Er tat offenbar, was alle Krieger taten, wenn sie sich in einer Festung ausruhten, und Margaret fragte lieber nicht genau nach, was das wohl sein mochte.
    Eleonore war im selben Alter wie Margaret, etwa fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig, eine große, vornehme Frau mit leuchtend goldenem Haar, das ihr ganzer Stolz war. Heute saß sie etwas unbehaglich da, ihr großer Bauch belastete sie sehr. Eleonore war selbst zum Nähen zu müde, und sie hielt ein wunderschön verziertes und illuminiertes Stundenbuch in den Händen – ihr Gemahl, Thomas, war ein Förderer der Künste und besaß eine umfangreiche Bibliothek. Hin und wieder las sie eine Seite und sprach leise Gebete. Wie jede umsichtige Frau, die die Gefahren einer Geburt näher rücken sah, bereitete Eleonore sich auf den Tod vor.
    Die Herzogin stand kurz vor der Geburt ihres vierten Kindes, und Margaret beneidete sie nicht darum, in dieser unwirtlichen Festung ihr Kind zur Welt bringen zu müssen. Ihre Anwesenheit hier war nicht ungewöhnlich. Viele adlige Frauen begleiteten ihre Gatten auf Feldzügen – König Eduards Gemahlin Philippa hatte acht ihrer Kinder geboren, während sie ihrem Ehemann auf seiner ewigen Suche nach mehr Land und Ruhm durch Europa gefolgt war –, doch Margaret hoffte sehr, sich in einer weitaus angenehmeren Umgebung zu befinden, wenn ihre Niederkunft heranrückte.
    Wo wird das sein?, dachte sie. Ich habe kein Zuhause,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher