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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
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Ihr unsere Befehle auch befolgen?«, fragte Lancaster.
    Thomas blickte ihm in die Augen. »Ja, mein Fürst. Soweit es mein Mönchsgewand erlaubt.«
    Lancaster und der schwarze Prinz verzogen den Mund zu einem gequälten Lächeln. Aber sie waren es dennoch zufrieden. Als Geistlicher eines heiligen Ordens unterstand Thomas in erster Linie der Kirche und nicht ihnen.
    Lancaster musterte Thomas. »Dieses Gewand steht Euch nicht, Tom. In Helm und Rüstung habt Ihr mir besser gefallen. Und ich finde, mit Eurem geschorenen Kopf seht Ihr reichlich närrisch aus.«
    »Ich bin Geistlicher und dann erst ein Mann, Herr.«
    »Nun gut… mein Bruder sagte mir, Ihr hättet mit dem hübschen König von Navarra gesprochen. Werdet Ihr uns nun mehr über ihn und sein Angebot berichten?«
    »Mit Freuden, mein Prinz.«
    Die vier Männer wandten sich von Rabys Neuerwerbung ab, und die Prinzen und Thomas brachten dabei ihre Bewunderung für den Destrier zum Ausdruck – zu Rabys ausgesprochener Freude. Dann traten sie auf den Stallhof hinaus unter ein paar Obstbäume, deren blattlose Äste sich schwarz vor dem klaren Himmel abzeichneten.
    »Philipp bietet an, sich mit Euch zu verbünden, um… «
    »Ja, ja«, sagte der schwarze Prinz. »Ich bin sicher, er hat versprochen, sein Leben dafür zu geben, damit ich endlich den französischen Thron besteigen kann. Zweifellos hat er auch versprochen, mir Karls Kopf und Eier auf einem Tablett zu servieren.«
    »Ganz so hat er sich nicht ausgedrückt«, sagte Thomas und erntete einen verärgerten Blick des schwarzen Prinzen.
    Sie sprachen ein wenig über Karl, und Thomas berichtete ihnen alles über sein Treffen mit ihm und dass er nach La Roche-Guyon gegangen war, in der Hoffnung, dort mehr Truppen aufzutreiben.
    Die Prinzen und Raby hörten zu, doch Thomas konnte ihnen über den Dauphin nicht viel Neues berichten. Karl tat nur, was jeder andere Prinz auch getan hätte… obwohl selbst das für den Dauphin eher untypisch war.
    Der schwarze Prinz tat die Neuigkeiten über Karl mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
    »Der Zustand der nördlichen Provinzen und Paris interessiert uns mehr«, sagte er zu Thomas. »Was könnt Ihr uns darüber berichten?«
    Thomas erzählte ihnen, was er von dem blutigen Aufstand der Bauern gegen ihre Herren gesehen hatte und was er über Marcel und seine Revolte wusste. Er erklärte ihnen Marcels Anliegen, für Recht und Würde der einfachen Männer und Frauen zu kämpfen.
    Nun starrten ihn alle drei Männer höchst verwundert an. Marcels Ideen setzten sie mehr in Erstaunen als Thomas’ Beschreibung der Gräuel, die die Familie Lescolopier erlitten hatte.
    »Aber das… «, sagte Raby.
    »… würde völliges Chaos bedeuten«, beendete Lancaster den Satz für ihn. »Wie denken sie sich das… dieses Recht, den eigenen Lebensweg selbst zu bestimmen?«
    Lancaster schüttelte leicht den Kopf, unfähig, diese Vorstellung zu begreifen. »Alle Menschen werden in ihre Stellung im Leben hineingeboren: Manche sind adlig, manche frei, manche Leibeigene, manche unfrei. Das ist der Lauf der Dinge, den man nicht ändern kann. Die Hierarchie hinauf- und hinabzuklettern, auf der Suche nach einem angenehmeren Rang als den, in den man hineingeboren wurde… gütiger Himmel! Wenn nun jeder der Meinung wäre, er könnte seinen ihm zugewiesenen Platz verlassen – dann würde jeder Zimmermann König werden wollen.«
    Und vermutlich kein König Zimmermann, dachte Thomas, doch er hielt es für klüger, diesen Gedanken für sich zu behalten.
    »Dazu wird es nicht kommen«, sagte er. »Philipp und Karl sind beide genauso empört wie Ihr. Paris wird nicht lange durchhalten.«
    »Ich habe gehört, dass Philipp und Karl die Stadt belagern«, sagte der schwarze Prinz und blickte durch die Äste der Obstbäume zum Himmel hinauf, als erwarte er einen himmlischen Vergeltungsschlag. Doch der Himmel leuchtete in ruhigem, weichem Blau, die einzige Wolke weit und breit war ein Schwarm Schwalben, die vor dem Winter in den Süden flohen.
    »Ja«, sagte Thomas. »Ich glaube, sie werden sich verbünden, um gemeinsam anzugreifen.«
    »Und werden dann über irgendetwas in Streit geraten und sich gegenseitig angreifen«, sagte Lancaster, »oder was immer Philipps Ehrgeiz entgegenkommt.«
    Er ging auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und dachte nach. »Thomas«, sagte er schließlich und sah ihn an, »befindet sich der ganze Norden Frankreichs in Aufruhr?«
    »Ein großer Teil des Nordens
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