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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
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schön, mir einmal meinen Gefährten selbst auszusuchen.«
    »Keine Frau sucht sich ihren Gefährten selbst aus«, sagte Eleonore schroff. »Wir müssen den nehmen, den unsere Eltern oder Herren für uns auswählen. Das ist unsere Pflicht.«
    Ihr habt gut reden, dachte Margaret. Gloucester ist ein gut aussehender und vornehmer Mann, der Euch stets nett und großzügig behandelt hat.
    »Ach, Margaret… « Eleonore beugte sich unbeholfen vor und tätschelte Margarets Hand. »Niemand kann sagen, besonders wir nicht, die wir Kinder austragen, dass es nicht das Los der Frauen sei, zu leiden.«
    Margaret ließ sich von ihr trösten und schenkte ihr ein Lächeln. Dann wechselte sie das Thema und verwickelte Eleonore in ein lebhaftes Gespräch über die Vorzüge von flämischen Stoffen gegenüber florentinischen.
    Doch in Gedanken war sie immer noch bei der Geburt ihres Kindes und Rabys angeblichen, heimlichen Eheverhandlungen. Eleonore wäre bestürzt gewesen, hätte sie gewusst, dass Margaret nicht vorhatte, die »Leiden« der Geburt zu erdulden – nicht, wenn sie einen abgeschiedenen Ort finden konnte –, und dass sie über Rabys heimliche Brautschau Bescheid wusste. Rabys wachsende Sorge, dass Margaret ihm ernste Schwierigkeiten bereiten und seine Eheverhandlungen gefährden mochte, kam ihren eigenen Zielen sogar noch entgegen.
    Schließlich war dies der sicherste Weg, um doch noch den Mann ihrer Wahl zu erringen.

Kapitel Drei
     
    Komplet am Fest von Allerheiligen
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
    (Montagnacht, 1. November 1378)
     
    – III –
     
     
     
    Die Nacht war klar, kalt und windstill und drohte in den Morgenstunden in tiefen Frost überzugehen. Überall in Chauvigny bereiteten die Männer sich und die Pferde auf die Nacht vor und häuften Stroh um die Beine und Flanken ihrer Tiere und ihre eigenen Schlafplätze auf. Holz, das es glücklicherweise in den alten Wäldern rund um Chauvigny reichlich gab, wurde in Reichweite aufgestapelt, sodass die Männer nur den Arm unter ihren Decken hervorstrecken mussten, um es aufs Feuer zu werfen. Trotz der Kälte waren die Soldaten in recht guter Stimmung. Am frühen Abend waren Köche und Diener mit ausgehöhlten Brotfladen herumgegangen, die bis zum Rand mit heißem würzigem Fleischragout gefüllt gewesen waren. Dazu hatte es für jeden Mann einen Krug süßen Honigwein gegeben. Schließlich war Feiertag.
    Westlich von Chauvigny erstreckte sich ein großer Wald. Viele seiner Eichen und Buchen waren über tausend Jahre alt – große, knorrige Bäume, deren Stämme und Äste von Jahrtausenden voller Stürme und Ungemach gekrümmt waren. Der schwarze Prinz fühlte sich seiner Macht über Mittel- und Südfrankreich so sicher, dass er glaubte, sein Allerheiligenbankett auf einer Lichtung draußen im Wald abhalten zu können. Während des Nachmittags war die Stelle von Zweigen, Steinen und Büscheln vertrockneten Herbstgrases befreit worden; jetzt lag der Erdboden unter einer glatten, vornehmen Schicht von Matten und Teppichen verborgen. In dem Rund der Bäume, die die Lichtung umgaben, steckten Fackeln. Ihr flackerndes Licht wurde von weiteren Fackeln auf übermannshohen Pfählen verstärkt, die zwischen den Bäumen aufgestellt worden waren. Die Lichtung war von Kohlebecken umgeben, die Wärme und Geborgenheit verbreiteten. In der Mitte des Hains, auf einer großen rechteckigen Fläche, die von den auf Böcken ruhenden Tischplatten umgeben war, brannten drei prasselnde Feuer.
    Hier, an diesem uralten, von der Natur geschaffenen Ort trotzte der Mensch dem Winter mit einem lodernden Freudenfest aus Licht und Wärme.
    Die Tische und dazugehörigen Bänke waren wie im Saal eines Adelshauses aufgestellt worden. Am oberen Ende der Lichtung, dort wo die Fackeln und Kohlebecken besonders dicht standen, befand sich die Haupttafel, an der die bedeutendsten und mächtigsten Männer sitzen würden. Hier, und nur hier, waren die Bänke durch geschnitzte Holzstühle ersetzt worden, und in der Mitte befanden sich drei prächtig verzierte Throne. An den beiden Längsseiten des Hains erstreckten sich die langen Arme der Tafel, die schließlich an ihrem untersten Ende von einem quer stehenden Tisch begrenzt wurden. Die Haupttafel schmückten herrliche Tücher aus feinstem Leinen mit Gobelinstickereien, und hier und dort schimmerte sogar Seide. Die beiden Seitentafeln waren mit reinem, festem Leinen bedeckt, der Tisch am Ende mit einem gröberen Stoff, jedoch
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