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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
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waren alle Tische gleichermaßen mit getrockneten Sommerblumen und grünem Laub herausgeputzt.
    Die einfacheren Tische waren mit hübschen Tellern, Pokalen, Trinkbechern mit Deckel und Zinnlöffeln gedeckt. Auf der Haupttafel jedoch befanden sich edelsteinbesetzte Goldteller und Löffel, die im Fackelschein wie Feuer funkelten. Vor den drei Thronen stand ein prachtvolles goldenes Salzfässchen in der Form des Towers von London. Zweifellos sollte es König Johann an seinen Status als Gefangener erinnern und zugleich den Reichtum und die Macht des schwarzen Prinzen zur Schau stellen.
    Serviertische waren in regelmäßigen Abständen an der Außenseite der Tafel aufgestellt. Auf diesen befanden sich Krüge und Kannen, die mit den feinsten gaskonischen Weinen, Apfel- und Birnenmost gefüllt waren. Auf ihnen stapelten sich außerdem Berge von Leinenmundtüchern und Waschschüsseln und Krüge mit süßem Wasser, damit die Gäste sich vor, während und nach dem Essen die Hände waschen konnten.
    Schließlich war dies ein Festmahl, das vom Prinzen von Wales gegeben wurde und bei dem ein König der Ehrengast war.
     
     
    Thomas stand bei einer Gruppe hochrangiger Edelleute, einige Schritte hinter der rechten Seite der Tafel. Er würde ziemlich nahe an der Haupttafel sitzen, und er wunderte sich über die Ehre, die ihm damit zuteil wurde. Die Bankettgäste hatten sich bereits eingefunden, sie standen in Gruppen bei den Tischen oder in der Nähe der Bäume.
    Alle schwiegen. Und warteten.
    Einige Windhunde und Jagdhunde liefen schnüffelnd um sie herum. Sie gehörten entweder dem schwarzen Prinzen, Lancaster oder Gloucester und waren für den Abend von der Leine gelassen worden, um das Fest gemeinsam mit ihren Herren zu genießen. In Wahrheit besaßen einige dieser Hunde einen höheren gesellschaftlichen Rang als einige der niederen Ritter, die an dem Festmahl teilnehmen würden, und wurden auch dementsprechend behandelt. Wenn ein Hund den Gewandsaum eines Ritters von niederem Stand besudelte, würde dieser nicht das Gesicht verziehen, sondern die Beschmutzung seines Gewandes mit Haltung hinnehmen.
    Thomas bemerkte auch mehrere der Falken des schwarzen Prinzen, die ruhig und mit Kappen versehen hinter der ersten Baumreihe saßen. Auch sie waren hier, um an dem Fest teilzunehmen.
    Trotz der allgemeinen Stimmung von Wärme und kaum verhohlener Fröhlichkeit, war Thomas unruhig. Er spürte, dass hinter den Bäumen noch etwas anderes wartete, jenseits des flackernden Scheins der Fackeln und Kohlebecken. Dämonen? Es war Nacht, ihre natürliche Umgebung, in der sie ihre lästige menschliche Gestalt ablegen und sich frei bewegen konnten. Thomas trat unruhig von einem Bein auf das andere; sein Unbehagen wuchs. Warum musste das Bankett auf dieser Lichtung abgehalten werden? Bei Nacht. War dem schwarzen Prinzen denn nicht klar, dass die Nacht von allen möglichen Kobolden und Geistern bevölkert war… auch wenn er nichts von dem Bösen wusste, das aus dem Höllenschlund bei Asterladen entflohen war?
    Thomas fröstelte, er steckte die Hände in seine weiten Ärmel und rieb sich die Unterarme. Sollte er dem Prinzen von den Dämonen erzählen? Würde ihm der schwarze Prinz Glauben schenken?
    Doch wie konnte sich Eduard vor dem Bösen in Acht nehmen, wenn er seine wahre Natur nicht kannte?
    Und wie sollte Thomas seine Reise nach England fortsetzen, wenn er sich dem Prinzen nicht anvertrauen konnte?
    »Tom«, sagte eine Stimme hinter ihm, »du siehst aus, als würdest du frieren. Warum hüpfst du so auf und ab? Ist dir kalt?«
    Thomas drehte sich um. Es war Bolingbroke… Hal.
    Sein Blick wirkte argwöhnisch und ein wenig unfreundlich. Doch trotz seines Argwohns hatte Hal zumindest angedeutet, dass er bereit war, höflich zu sein und sich anzuhören, was Thomas zu sagen hatte.
    Was ist von unserer einst so engen Freundschaft noch übrig geblieben?, fragte sich Thomas.
    »Ich warte ungeduldig darauf, dass das Fest beginnt«, sagte Thomas mit einem entwaffnenden Lächeln. »Arme Mönche kommen nicht oft in den Genuss eines solchen Luxus.«
    Hal schwieg einen Moment lang, seine harten, grauen Augen musterten Thomas eindringlich, und Thomas erinnerte sich daran, was Hal gesagt hatte, als sie in Chauvigny von ihren Pferden gestiegen waren: Ich bin nicht derjenige, der fortgegangen ist.
    »Wie kommt es«, sagte Hal schließlich leise, »dass du dich für ein solches Leben entschieden hast, Tom? Du hast mir nicht einmal deinen Entschluss
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