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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
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Hal, doch dann wisperte er Thomas zu: »Aber offenbar ist ihm nicht bewusst, dass er mir damit genügend Land und Reichtum gegeben hat, dass ich über kurz oder lang zu einem Rivalen des Thrones werden kann.«
    »Lancaster hat gut daran getan«, sagte Hotspur verbittert zu dem Edelmann zu seiner Linken, »den jugendlichen Thronfolger in seinem Haus aufziehen zu lassen, denn heute Abend ist durch seinen Weitblick der Reichtum seines Hauses erheblich gestiegen.«
    Nachdem er Hal einen feindseligen Blick zugeworfen hatte, machte sich Hotspur auf die Suche nach seinem Vater.
    Als Thomas wieder nach vorn schaute, stellte er fest, dass Richard Hal mit großer Befriedigung anblickte.
    Hatte Richard Hal und Raby tatsächlich belohnen wollen oder hatte er absichtlich Feindschaft zwischen den Häusern Lancaster, Neville und Percy gesät, drei der mächtigsten Familien Englands? Wenn ja, dann hatte Richard damit einen Konflikt auf den Plan gerufen, der jede wirkungsvolle Opposition gegen seine Macht verhindern würde.
    Richard grinste und gab das Pergament an seinen Schriftführer zurück.
    Der Dämonenkönig hatte in seinen ersten Stunden auf dem Thron ganze Arbeit geleistet.

Epilog
     
    Vigil vor dem Geburtstag
    Johannes des Täufers
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Donnerstag, 23. Juni 1379)
     
    – DER ABEND VOR DER SOMMERSONNENWENDE –
     
     
     
    Margaret stand auf einer Wiese in Halstow Hall; ein warmer Wind spielte sanft mit ihren Röcken und ihrem Haar. Das Gras war vor drei Wochen gemäht worden, doch seither waren die Kornblumen erneut hervorgesprossen und hatten angefangen zu blühen, und ein Sträußchen von ihnen hing nun an ihrem Gürtel.
    Es war ein friedlicher, schöner Landstrich. Im Norden lag die Mündung der Themse, wo Scharen von Möwen ihre Kreise zogen und schaumbekrönte Wellen ans Ufer schlugen; im Süden befand sich der Medway River und die Stadt Rochester, und dazwischen erstreckten sich die weiten Felder der Halbinsel Hoo. Das Herrenhaus von Halstow Hall war etwa eine halbe Meile entfernt. Es war ein geräumiges und angenehmes Gebäude, voller Licht und dem warmen Farbton, der vom Holz der hohen Stichbalkendecken herrührte, und Margaret hoffte, dass ihre Tochter eines Tages fröhlich die große Haupttreppe zu ihr herunterkäme und sie die langen Winterabende warm und behaglich vor dem großen Kamin in der Eingangshalle verbringen konnten.
    Wenn alles gut gehen würde. So viel musste noch geschehen, ehe dieser Traum Wirklichkeit werden konnte.
    Sie blickte sich um und beschirmte die Augen mit der Hand gegen die Mittagssonne. Einige Schritte vor ihr ging Thomas, ihr Gemahl.
    Hier in Halstow hatte Thomas die höfischen Gewänder abgelegt und trug eine bequeme ländliche Leinentunika und Gamaschen. Er blickte nach Norden zur Mündung der Themse und dem Fluss hinüber. Sicher würde er sie und Rosalind bald verlassen und an den Hof zurückkehren, um seine Freundschaft mit Hal und seinen Dienst bei ihm wieder aufzunehmen.
    Ihr wurde ein wenig bang und sie seufzte. Die Monate, die sie hier zusammen verbracht hatten, waren eine Zeit jenseits der Wirklichkeit gewesen. Wenn Thomas an den Hof und zu Hal zurückkehrte und sich wieder auf die Suche nach Wynkyn de Wordes verfluchter Schatulle machte, wusste Margaret, dass ihre Albträume zurückkehren würden.
    Und wenn Thomas die Schatulle fand, was irgendwann geschehen musste, würden diese Albträume Wirklichkeit werden. Dann wäre der Tag der Vergeltung gekommen. Was Thomas wohl tun würde, wenn er das Buch las… wenn er feststellte, was geschehen war? Bei dem Gedanken daran lief Margaret ein Schauer über den Rücken.
    Sie sah, wie Thomas den Kopf neigte und das vier Monate alte Kind, das er auf seinen Armen trug, anlächelte. Rosalind war eine der wenigen, die sie retten konnten… denn sie war ihr eigen Fleisch und Blut.
    Ein kleines Kind – bisher hatte noch kein Kind das Herz eines Engels anrühren können.
    Würde es ihm bei Thomas gelingen?
    »Verdamme mich nicht zur Hölle«, flüsterte Margaret und schickte ihrem Gemahl einen flehenden Blick zu. »Ach, Thomas, lerne ein wenig zu lieben und zu verstehen, ehe du die Pforten der Hölle vor mir aufstößt… «
    Thomas drehte sich um, als hätte er Margarets Bitte gehört, und kam dann mit langsamen Schritten über die süß duftende, gemähte Wiese auf sie zu.

Ein Lied
    ( FÜR M ARGARETHE )
     
     
     
    Margarethe, liebe Grete, ich muss scheiden,
    Des mag ich leider nicht
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