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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
Autoren: authors_sort
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um sie herum schnappten und während der großen Prozession drei Kinder bissen.
    Am Charing Cross, das den Wendepunkt vom Strand auf die Straße nach Westminster markierte, stand eine Abordnung von zwölf jungen Mädchen, alle mit sauberen Kleidern angetan und frischen Blumenkränzen auf dem Kopf. Sie hielten Blumen in den Händen, und als Richard vor ihnen stehen blieb, begannen sie zu singen:
     
    Wir grüßen euch, ihr Damen und Herrn,
    Kommet herbei zum Maientanz.
    Es zieht uns her, von nah und fern,
    Bekrönt von einem Blumenkranz.
    Auch euch bringen wir ein Blumenband,
    und legen es euch zu Füß’,
    Schön anzusehn, sein Duft so süß,
    Nehmt es aus Gottes Hand.
     
    Richard nahm von dem ältesten und hübschesten Mädchen ein Sträußchen entgegen, dann machte das Mädchen einem Diener Platz, der Richards weißen Hengst herbeiführte, der mit grünem Laub geschmückt war. Richard stieg auf und ritt den Rest des Weges nach Westminster, gefolgt von den Adligen, die zuvor den Baldachin getragen hatten und nun ebenfalls ritten. Die Prozession führte nicht auf direktem Wege in die Abtei, sondern erst nach Westminster Hall, wo Richard absaß und eintrat, um von den Mönchen der Abtei einem rituellen Bad unterzogen zu werden.
    Rein von allen Sünden konnte er danach gekrönt werden.
    In einer weiteren Prozession, die im Vergleich zu der zuvor eher ernst war, schritt Richard über einen roten Teppich zur Abtei. Wieder ging er unter einem Baldachin, der diesmal versilbert und mit kleinen Glöckchen behangen war und von den vier Baronen der Cinque Ports getragen wurde. Hinter ihm folgte der Vorsteher der Abtei und diesem mehrere Mönche, die das Altarkreuz, das Zepter und den Reichsapfel trugen.
    Im selben Moment, als Richard die Abtei betrat, stimmte der Chor eine Hymne der Lobpreisung und der Freude an.
    Richard ging zu einem Sessel, der neben dem Thron stand – ein großer Krönungssessel aus Holz, der seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts das Gewicht der Könige Englands getragen hatte und als Aufbewahrungsort für den Krönungsstein diente.
    Als Richard Platz genommen hatte, trat Simon Sudbury vor, der Erzbischof von Canterbury, und fragte mit lauter Stimme, wen das Volk krönen wolle.
    Richard!, riefen die versammelten Edelleute.
    Daraufhin ging Richard zu seinem Thron hinüber und blieb dort stehen, solange die Zeremonie andauerte.
    Thomas stand an der Seite des Mittelschiffs der Abtei inmitten der Mitglieder von Lancasters und Bolingbrokes Häusern. Wie alle anderen war er vornehm gekleidet und mit Juwelen geschmückt; im Gegensatz zu den meisten hatte er jedoch eine betont gleichgültige Miene aufgesetzt.
    Margaret, die ebenfalls elegant gekleidet war, in einem Kleid und einer Haube aus blau besticktem elfenbeinfarbenem Stoff, stand bei den Damen der Herzogin von Lancaster und hatte den Blick mehr auf Thomas gerichtet als auf Richards Krönung.
    Lancaster und sein Sohn, Bolingbroke, befanden sich viel weiter vorn, bei den anderen hochrangigen Edelleuten, die auf den Sitzkissen saßen, die um den Thron herum verteilt worden waren.
    Nach zwei weiteren Chorliedern und einer Hymne salbte der Erzbischof Richard feierlich, der seine Tunika abgelegt hatte, um den heiligen Segen nur in einem Hemd und barfüßig entgegenzunehmen.
    Dann legte der Abt von Westminster mithilfe zweier Mönche Richard die Staatsgewänder an. Als er damit fertig war, reichte der Bischof Richard sein Schwert und schnallte es ihm um den Leib.
    Danach nahm Richard auf dem Thron Platz, während der Erzbischof die Staatskrone segnete und sie ihm aufs Haupt setzte. Der Erzbischof beugte sich vor, küsste Richard und als er zurücktrat, gingen alle großen Männer Englands, unter der Führung von Lancaster, auf Richard zu, um ihrem neuen König zu huldigen.
    Thomas erschien das alles seltsam unwirklich. Er wartete die Zeremonie ab, und als Hal vor den neuen König trat, erwartete er halb, dass er ihn mit seinem Schwert durchbohren würde. Doch Hal beugte sich lediglich vor, verneigte sich, küsste den Ring des Königs und leistete seinen Lehnseid.
    Nachdem Richard die Krone und die Treuegelöbnisse des Hochadels empfangen hatte, ließ er sich auf dem Thron nieder und leistete seine eigenen Schwüre, wie sie ihm vom Erzbischof vorgesprochen wurden: Dass er gemäß Gottes Gesetz für Frieden sorgen würde; dass er sein Reich mit Barmherzigkeit und Aufrichtigkeit regieren würde und dass er die rechtmäßigen Gesetze und Bräuche seines Volkes
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