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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman
Autoren: Kathryn Smith
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Die erste war von meiner Freundin Julie, die wissen wollte, ob ich Samstagabend mit ihr ausgehen würde. Die zweite war von meiner ältesten Schwester Ivy, die wissen wollte, ob ich im Herbst für ein paar Tage nach Hause käme.
    Bei dem Gedanken an zu Hause wanderte mein Blick zu dem Foto, das auf dem Fernseher stand. Es war zu weit weg, um jedes einzelne Gesicht genau zu erkennen, aber das musste ich auch nicht. Ich kannte das Foto in- und auswendig und wusste, dass ich nicht zu den anderen passte.
    Ich war die Blasseste in meiner Familie – ich sah aus wie ein Vampir neben rotwangigen Sterblichen. Als Einzige hatte ich blaue Augen und volle Lippen. Nur die Form meiner Brauen und die Farbe meiner Haare ergaben eine gewisse Ähnlichkeit.
    Ich sah ein bisschen aus wie Mom – eben der Brauen und Haare wegen –, hatte aber nichts von Dad. Und weil ich Mom ähnlich sah und obendrein das Nesthäkchen war, warfen mir meine Geschwister vor, Moms Liebling zu sein. Vielleicht war das gar nicht so falsch, aber es lag bestimmt nicht an meinem Aussehen.
    Wenn meine Geschwister die Wahrheit gekannt hätten, hätten sie mich bestimmt nicht damit aufgezogen.
    Zum Abendessen machte ich mir ein Omelett aus Eiweiß – ich hatte mich schon die ganze Woche fett gefühlt und weite Klamotten getragen und wollte mich bis Montag wieder aus der Schlank-Abteilung meines Kleiderschranks bedienen können. Obwohl meine schlankste Größe immer noch die zweiundvierzig war. Manche Frauen waren einfach nicht zum Dünnsein geschaffen, und ich war eine von ihnen.
    Anschließend genehmigte ich mir einen kleinen Becher Magerjoghurt mit Kirschgeschmack und entschied mich wohlweislich gegen eine Tasse Kaffee, obwohl ich nur zu gerne eine getrunken hätte.
    Stattdessen setzte ich mich an den Computer und schrieb Julie eine Mail, dass Samstag klarging, während ich in der Mikrowelle eine Tasse Tee erhitzte. Danach ließ ich mir ein Bad ein. Meine Schwester rief ich nicht zurück, denn sie wollte immer über Mom reden, ich wollte das lieber nicht. Ich würde sie morgen von der Arbeit aus anrufen, so hatte ich wenigstens einen Grund, mich kurzzufassen. Ich trank den Tee in der Badewanne und las einen Liebesroman, bis das Wasser kalt wurde.
    Danach sah ich mir mit Fudge auf dem Schoß eine Folge von
Smallville
an, die ich auf DVD aufgenommen hatte, und ging ins Bett. Was für ein wahnsinnig aufregendes Leben ich doch führte.
    Träume sind schon immer eine Flucht für mich gewesen – ein Kurzurlaub vom Leben, wenn man so wollte. Manchmal möchte ich einfach nur ins Bett kriechen, dem Sog der Träume nachgeben und mich von ihnen forttragen lassen. Heute hoffte ich, wieder einen Traum wie letzte Nacht zu haben – von David Boreanaz, der mich auf ein Laken voller Rosenblüten bettet.
    Aber so viel Glück hatte ich heute nicht.
    Ich war im Central Park, saß auf einer Bank, aß ein Eis und lauschte einem jungen Saxophonspieler. Er spielte die Titelmelodie einer alten Fernsehshow, zu der mir nicht einfallen wollte, wie sie hieß. Das konnte ich gar nicht leiden.
    »Facts of Life.«
    Ich sah auf. Vor mir stand der alte Mann aus dem Drogeriemarkt. Hier, in der Traumwelt, hatte ich keine Angst vor ihm. Das war meine Welt. »Wie bitte?«
    Er setzte sich neben mich und zog dabei die Hosenbeine ein wenig hoch, wie es alte Männer beim Hinsetzen gern tun. »Das Lied. Es ist die Titelmelodie von
The Facts of Life.«
    »Oh.« Jetzt, wo er es sagte, erkannte ich sie. »Ich habe die Show ganz gern gesehen. Ich wollte immer Jo sein.«
    »War das die Hübsche oder die Abgebrühte?«
    »Die Abgebrühte.« Ich schob mir einen Berg Kirscheis in den Mund.
    »Na, das passt ja.«
    Ich schluckte. »Aber hübsch war sie auch.«
    »Ja.« Er sah mich nicht an, sondern an mir vorbei auf einen Punkt in der Ferne. »Aus ihr ist eine wunderschöne Frau geworden.«
    Schweigend saßen wir nebeneinander und lauschten der Musik. Nach einer Weile drehte ich den Kopf und sah ihn an. »Warum bist du hier?«
    »Ich komme immer hierher.«
    »Ich meine hier, jetzt – mit mir.«
    »
Ach, ich weiß nicht, Mädchen. Spazierte so durch den Park, ging meinem Tag nach, und da sah ich dich. Du saßt da, als hättest du auf mich oder sonst jemanden gewartet.«usatz
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nein, habe ich nicht.« Wo, zum Teufel, blieb David Boreanaz?
    »Ich hätte wissen müssen, dass du irgendwann hier auftauchen wirst. Hätte nur nicht gedacht, dass es so bald sein würde.«
    »Wovon
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