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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman
Autoren: Kathryn Smith
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erlebt.
    Als hätte er Angst.
    »Wir können eine Sitzung auslassen, wenn Sie wollen«, fügte ich hinzu, was ich zwar ganz und gar nicht wollte, aber es ging mir um ihn. Und so wollte ich mein Bestes versuchen.
    Er lachte kurz auf und schüttelte abwehrend den Kopf. Der Vorschlag schien ihm nicht zu gefallen. »Nein. Schon gut. Ich komme.«
    Ich deutete in Richtung Umkleidekabine, während ich den leichten Anflug einer Gänsehaut ignorierte, der mich stets beim Klang seiner tiefen, weichen Stimme überkam. »Dann lasse ich Sie mal allein, damit Sie sich in Ruhe umziehen können. Ich warte in meinem Büro auf Sie.«
    Er lächelte, während er seine Kleider vom Boden auflas. »Klar doch. Doc?«
    »Ja?«
    Mit dem Kleiderbündel unterm Arm, aus dem ein Hosenbein baumelte, trat er auf mich zu. »Was dagegen, wenn ich uns vorher einen Kaffee holen gehe?«
    Ich erwiderte sein Lächeln, und meine Befangenheit legte sich ein wenig, trotz seiner körperlichen Nähe. »Nein, machen Sie nur.« Ein paar Häuser weiter gab es einen Starbucks.
    Sein Blick, so warm und zärtlich wie eine Berührung, durchflutete mich. »Und womit kann ich Sie glücklich machen?«
    Oh, nur allzu gern hätte ich die Frage bewusst anders verstanden, wenn auch nicht zu missdeuten war, dass seine Stimme eine Oktave tiefer sank und noch männlicher und verführerischer klang. Noah war in letzter Zeit immer häufiger dazu übergegangen, mit mir zu flirten. Zwar hütete ich mich davor, mir irgendetwas einzubilden, aber schmeichelhaft war es allemal. Er war mein Patient, und das respektierte ich. »Mit Milch und Süßstoff. Danke.«
    Er lächelte. Respekt hin oder her – ich hätte mich am liebsten auf die Zehenspitzen gestellt, um seinen Mund zu schmecken.
    »Doc?«
    »Ja?«
    Seine dunklen Augen funkelten. »Ich müsste mich noch anziehen.«
    Richtig. Du lieber Gott. Ich gluckste verlegen. »Dann sollte ich Sie wohl lieber allein lassen.«
    Heiterkeit ließ seine Züge weicher erscheinen. »Das sollten Sie wohl.« Ich war ziemlich sicher, eine versteckte Aufforderung zum Bleiben herauszuhören, woraufhin ich auf dem Absatz kehrtmachte und förmlich zur Tür rannte.
    »Wir sehen uns in meinem Büro«, rief ich ihm noch über die Schulter hinweg zu, dann war ich draußen.
    Eine Viertelstunde später hatte sich mein aufgewühltes Gemüt beruhigt, und ich war wieder ganz die Ärztin, was mein Herz allerdings nicht davon abhielt, wilde Hüpfer zu machen, als Noah mein Büro betrat. Angezogen sah er genauso gut aus wie halbnackt. Von seiner Schulter hing ein Rucksack, und in der Hand hielt er einen Papphalter, in dem zwei große Kaffeebecher steckten. Seine Jeans und das T-Shirt waren weit geschnitten und verbargen seine schlanke, muskulöse Gestalt. Das T-Shirt steckte nicht in der Hose, sondern hing bis zum Bund seiner Jeans herab, die ihm tief auf den Hüften saß. Sehr reizvoll, diese Uneitelkeit.
    Ich nahm ihm den Becherhalter ab, während er seinen Rucksack auf den Boden warf. Dann schloss er unaufgefordert die Tür, und wir waren allein in dem winzigen Verschlag, der sich mein Büro nannte und in dem sich nun ein warmer Duft von aromatisiertem Kaffee verbreitete und ein Hauch würzige Vanille – ganz Noah.
    Ich sollte meine Arbeit mit ihm wirklich beenden, aber lieber fühlte ich mich unbehaglich, als ihn aufzugeben.
    Lässig setzte er sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, während ich dahinter Platz nahm und an meinem Kaffee nippte, bevor ich das Gespräch begann. »Mmm. Lecker. Danke.«
    Er fläzte sich auf den Stuhl und beobachtete mich interessiert. »Ich glaube, Sie sind eine sehr sinnliche Person, Doc.«
    Ich hob eine Braue. Hätte ich in diesem Moment erneut an meinem Becher genippt, hätte ich mich verschluckt. »Verzeihung?«
    Er trank einen Schluck aus seinem Becher und ließ mich auf eine Antwort warten, die zunächst nicht viel mehr als ein leichtes Schulterzucken war. »Sie mögen Dinge, die Sie schmecken, fühlen, sinnlich wahrnehmen können.«
    Das wäre jedenfalls die perfekte Erklärung, warum ich so gern aß. »Kann man so sagen.«
    »Essen, das kräftig schmeckt«, meinte er und neigte den Kopf. »Musik, die Sie in der Seele spüren. Stoffe, die Ihre Haut streicheln.«
    Wow! Ich schluckte. Er sprach mit leiser Stimme, und mein Puls pochte. Dabei hatte er gar nichts Unschickliches gesagt, und doch fühlte ich mich, als hätte er mich splitterfasernackt gesehen. Alles, was er gesagt hatte, stimmte, und wenn ich diese Situation
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