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TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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für einen Eindruck hast du von Mike?“ „Der ist okay. Ich glaube ihm jedes Wort. Aber für den Blue Truth hat er schlechte Karten. Zu viel Zeit ist vergangen. Und dass der Experte Youngblood den Klunker auf der Vermissten-Liste hat, bedeutet nicht unbedingt, dass der Blue Truth tatsächlich noch verschollen ist. Denn mit diesen riesigen Diamanten verhält es sich wie mit riesigen Immobilien - mit Schlössern und Burgen, zum Beispiel. Man kann sie nur sehr schwer verkaufen. Weil’s nur wenige Leute gibt, die derart in Geld schwimmen, dass sie die Kohle dafür rauswerfen. Deshalb sind kleine, bezahlbare Diamanten die bessere Währung - zumindest für die schnelle Mark.“
    „Du meinst, jemand könnte den Blue Truth in 20 kleine, aber immer noch schöne Diamanten zerlegt haben - zerlegt haben lassen von einem Diamantenschleifer?“
    „Das ist leider möglich.“
    „Das wäre ja, als ... würde man ein Kunstwerk zerstören.“ „Genau so.“
    „Ob Mike das weiß?“
    „Bestimmt weiß er das, Gaby. Aber er ist ein Jäger. Er will die Jagd. Ich glaube, die ist ihm wichtiger als der Diamant. Und bei der Jagd geht’s auch um seine Stammesgeschichte, um die Wurzeln seiner Familie. Um diese grausige Verfolgung. Vielleicht will er feststellen, wie’s im heutigen Deutschland aussieht. Wie hier der Hass gehandhabt wird - Hass auf Ausländer, Randgruppen und alle, die angeblich nicht ins Bild passen.“
    „Ich mag alle Menschen - nur die Kriminellen nicht.“
    Gaby blieb stehen und bückte sich, um den Riemen an ihrer Sandale zu richten - links, wo sie auch das goldene Fußgelenk Kettchen trägt, ein Geschenk von Tim. Ein kleines goldenes Herz ist auch dran. Das blinkte jetzt in der Sonne. Die stand schon tief, denn der Nachmittag neigte sich.
    Das Haus wirkte verrammelt und verschlossen - und total privat. Wäre da nicht das Messingschild neben dem Eingang gewesen - Ulrich Mortibodi / Tierpräparator / An- und Verkauf antiquarischer Präparate - wäre die Adresse nur ein Wohnhaus gewesen.
    Tim hatte dreimal geklingelt - ohne viel Hoffnung. Und so war’s auch. Im Haus regte sich nichts.
    „Entweder verstorben, ausgewandert oder im Urlaub, Gaby.“
    „Oder er will seine Ruhe haben“, lachte sie.
    Sie gingen zurück. Der Opa nebenan war immer noch mit seinem Drahtesel beschäftigt, aber das Hinterrad sah schon recht stramm aus.
    „Hallo!“, grüßte Tim lautstark. „Wissen Sie, wo Herr Mortibodi ist?“
    Ohne den Kopf zu heben, erwiderte der Alte: „Im Urlaub. In Italien. Kommt erst in zwei Wochen zurück. Gott sei Dank!
    Dann stinkt’s mal nicht aus allen Ritzen nach verwesendem Tierkadaver.“
    „Ah ja“, meinte Tim. „Er ist ja Präparator. Riecht man das?“
    „Ich rieche es.“ Der Opa blickte her. „Er meint zwar, ich bilde mir das nur ein. Aber auf meine Nase ist Verlass.“
    Die erwies sich beim näheren Hinsehen als gewaltiger Kolben mit vielen roten Äderchen.
    „Wäre kein Beruf für mich“, sagte Gaby.
    „Nee“, nickte der Alte, „ich find’s auch widerlich - dieses Totenreich der Tiere. Aber Mortibodi arbeitet Tag und Nacht. Möchte nur wissen, wo der seine Kunden herkriegt.“
    „Was sagt er denn?“, forschte Tim.
    „Der behauptet, nahezu alle Tierhalter - egal ob sie Hunde, Katzen, Papageien oder Schildkröten haben - wollen sich nicht von ihren Lieblingen trennen, wenn die das Zeitliche segnen, sondern wollen sie weiterhin um sich haben: als ausgestopfte Präparate. Und deshalb blüht bei Mortibodi das Geschäft.“
    „Diese Behauptung ist doch völliger Blödsinn“, ereiferte sich Gaby. „Die wenigsten Tierhalter denken so! Eine verschwindende Minderheit. Man muss einem Tier auch im Tod seine Würde lassen - und nicht ein Möbelstück daraus machen.“
    Der Opa nickte und brummelte - mit Blick auf seinen Drahtesel: „Verdammt! Jetzt geht die Luft schon wieder raus.“
    Tim und Gaby kehrten zum Wagen zurück.
    Mike war enttäuscht, entschied sich dann, noch heute nach Wien zu reisen - wegen der Nachforschungen bei den Mietern von 1935 bis 1947 - danach nach Hamburg und - falls noch erforderlich - mit Mortibodi nach dessen Rückkehr aus Italien zu sprechen wegen eventueller Präparate aus Großvater Baldurs Besitz.
    „Dann sind wir auch wieder zurück“, meinte Tim, „aus Springfield in Virginia. Gaby und ich bleiben nämlich nur eine Woche. Wir haben einen Billigflug - fast umsonst - und amerikanisches Englisch verstehen wir recht gut.“

4. Ungeahnte Beute für Leo
    Leo
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