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TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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erwiderte Elisabeth. „Wir haben von 1968 bis Anfang der 80er Jahre dort gewohnt. Bevor wir dieses Grundstück hier kauften. Aber - um es gleich zu sagen, Mike - den Blue Truth haben wir nicht gefunden.“
    Mike nickte. Für einen Moment war seine Miene mutlos. Dann presste er die Kiefer zusammen und sein Lächeln kehrte zurück.
    „Mit Ihrer Familie, Frau Elisabeth, verbinde ich auch nur geringe Hoffnung. Denn vor Ihnen war unsere alte Villa von anderen Leuten bewohnt. Das habe ich schon herausgefunden. Eine Familie wohnte dort von Ende 1935 bis Mitte 1947. Deren Nachfahren sind jetzt in Wien. Danach war eine andere Familie bis 1968 dort zu Hause. Diese Leute und deren Kinder sind dann nach Hamburg gezogen.“
    „Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, Mike“, sagte Karls Mutter, „tun wir das gern. Aber ich wüsste nicht, wie?“
    „Ich folge einer waghalsigen Idee. Sie beruht auf den Erzählungen meines Vaters über Großvater Baldur. Der hatte nämlich ein etwas seltsames Hobby. Er sammelte Tierpräparate. Also ausgestopfte Tiere. Was damals noch kein Frevel war, weil der Tierschutz in den Kinderschuhen steckte, weil man Löwen jagte, Tiger, Elefanten, Nashörner und Echsen, weil damals noch Pelzmäntel was Tolles waren und der Mensch ein ziemlich steinzeitliches Verhältnis zu seinen Mitgeschöpfen hatte. Ein ausgestopfter Luchs, ein ausgestopfter Papagei, eine präparierte Klapperschlange - darüber hat damals niemand die Nase gerümpft.“
    „Vermutest du“, fragte Tim sofort, „dass Großvater Baldur ein Tierpräparat als Versteck benutzt hat?“
    Mike hob die Schultern, aber das wirkte eher bestätigend. „Er hatte einen ausgestopften Soldaten-Ara. Das heißt, total ausgestopft war dieser Papagei nicht, sondern größtenteils hohl. Im Gefieder war sogar ein Reißverschluss angebracht. Und wenn zu Ostern Eier versteckt wurden - so erzählte mein Vater - dann war mit Sicherheit ein Osterei in dem Ara.“
    „Als wir das Fliederschlösschen bezogen“, sagte Elisabeth, „waren alle Räume leer. Keine Hinterlassenschaft von irgendeinem Vormieter. Allerdings erinnere ich mich, dass auf dem Dachboden zwei Truhen standen. Aber die enthielten nur alte gebündelte Jahrgänge einer Tageszeitung. Ein wertvoller Fund
    - sicherlich von Ihrem Großvater, Mike, denn es war aus der Zeit von 1918-33. Mein Mann hat es dem städtischen Archiv überlassen. Die Truhen waren schon sehr alt und defekt. Sperrmüll.“
    „Und keine verstaubten Tierpräparate irgendwo in einer Ecke des Dachbodens?“
    „Tut mir leid. Nein.“
    „Die ersten Mieter - die von 1935, die müssen sie gefunden haben. Dann werde ich mich also um diese Leute kümmern. Ja, ich fahre erst mal nach Wien. Und wenn das nichts bringt, dann nach Hamburg.“ Er grinste. „Ich bin Professor für amerikanische Literatur an der Northeastern University in Boston. Zur Zeit sind Semesterferien und ich kann wochenlang hierbleiben.“
    Also doch ein Professor, dachte Tim und war beeindruckt. Dann - um sein Bild von der Familie Schulze-Breitland-Brigland zu vervollständigen - stellte er eine Frage.
    „Als Patrick-Norbert, dein Vater, damals allein in die USA kam - wie ging’s dann für ihn weiter? Er war ja erst 15.“ „Es war anfangs eine schwere Zeit“, nickte Mike. „Er hatte seine Eltern verloren und die Heimat. Aber er kam unter bei Freunden in Springfield in Virginia und ...“
    „Was?“, rief Gaby. „Springfield in Virginia? Dort habe ich eine Brieffreundin. Joan Collins. Zu der fahre ich nächste Woche. Und im nächsten Sommer kommt Joan hierher. Ist eine Art privater Schüleraustausch. Tim kommt mit.“
    „Eine Bereicherung für die deutsch-amerikanische Freundschaft.“ Mike grinste erfreut. „Wir haben nur bis 1978 in Springfield gewohnt, sind dann nach Boston gezogen, wo Vater 1994 starb.

    Meine Mutter Cathrin lebt noch. Sie stammt aus Springfield. Eine Joan Collins gab’s zu meiner Zeit dort noch nicht. Aber an einen Samuel Collins entsinne ich mich. Ich glaube, er war der Bürgermeister. Ansonsten haben wir uns Springfield aus der Seele geschüttelt. Wegen meiner Schwester Eliza. Aber das ist eine andere Geschichte.“
    Dann bemerkte er die verhaltene Neugier in den Mienen seiner Zuhörer und fügte hinzu: „Eliza wurde nur 18 Jahre alt. Sie kam 1978 ums Leben. Sie war - wie man so sagt - auf die schiefe Bahn gekommen, war von zu Hause durchgebrannt mit einem kriminellen Typ. Der hat sie drogenabhängig gemacht und daran ist sie
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