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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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Er konnte sich unmöglich vorstellen, daß sich darin irgendwelche Mechanismen verbergen sollten. Der Stab wies keine Schaltvorrichtungen auf; er hatte nichts tun müssen, um ihn einsatzbereit zu machen.
    Ein paar Meter voraus erhob sich eine von Unkraut überwucherte Mauer. Baker deutete darauf. »Was wohl geschieht, wenn wir die Mauer erreichen?«
    »Du kannst mich totschlagen…« Cooley fühlte sich verwirrt; willenlos schritt er vorwärts und schwang seinen Stab. Sie näherten sich der Mauer. Als sie nur noch wenige Schritte davon entfernt waren, sprang plötzlich ein Hase aus seiner Deckung. Er hoppelte in diese Richtung, dann in die andere, strengte seine Hinterläufe gewaltig an. Von der heranmarschierenden Reihe völlig in Bestürzung versetzt, jagte er auf die Bresche zwischen Baker und Cooley zu.
    »Vorsicht!« schrie Cooley unwillkürlich. Bakers Stab schwang unmittelbar über den Hasen hinweg.
    Nichts geschah. Der Hase hoppelte davon. Cooley und ein paar andere drehten sich um und schauten ihm nach. Er überquerte die dunkle Fläche und verschwand dahinter im hohen Gras.
     
    Baker und Cooley sahen einander an. »Selektivschaltung«, sagte Cooley mit trockenen Lippen. »Hör mal, wenn ich…« Er packte den Stab weiter unten und näherte das angeschrägte Ende seinen Füßen.
    »Laß das lieber«, sagte Baker nervös.
    »Ich will nur herausfinden…« Langsam näherte Cooley den Stab, langsam schob er die Spitze eines Schuhs darunter. Nichts geschah. Er schwenkte den Stab näher heran. Ermutigt führte er ihn über sein Bein, über den anderen Fuß. Nichts. »Selektivschaltung«, wiederholte er. »Aber wie funktioniert es?«
    Das Unkraut bestand aus trockenen Pflanzenfasern. Der Stab komprimierte es ohne Umschweife, ebnete es ein wie alles andere. Seine Hose bestand ebenfalls aus trockenen Pflanzenfasern, jedenfalls zum Teil – Baumwolle. Seine Socken, seine Schuhbänder – wie ermittelte der Stab die Unterschiede?
    Sie setzten ihre Tätigkeit fort. Als sie die Mauer erreichten, hob Cooley seinen Stab und schwang ihn. Ein Ausschnitt der Mauer brach zusammen, als habe ein Riese das Stück abgebissen. Er schwang den Stab nochmals. Der Rest der Mauer sank nieder. Jemand lachte hysterisch. Die Reihe rückte weiter vor. Die Mauer war nur noch ein hellerer Streifen im glatten Boden und nicht länger ein Hindernis.
    Die Sonne stieg höher. Hinter der Reihe von Männern und Frauen erstreckte sich eine glatte, glänzende Fläche. »Hör mal zu«, wandte sich Cooley nervös an Baker. »Wie sehr verlangt es dich nach diesen Glücksdingern?«
    Baker sah ihn verwundert an. »Ich weiß nicht, wie du das meinst.«
    Cooley befeuchtete seine Lippen. »Ich mache mir meine Gedanken. Wir bekommen die Glücksdinger, wir verbrauchen sie…«
    »Oder verkaufen sie«, unterbrach Baker.
    »Oder verkaufen sie«, pflichtete Cooley bei. »Aber sie sind fort, so oder so. Nehmen wir jedoch einmal an, wir gehen hiermit heim.« Er hob ein wenig seinen Stab. »Falls es uns herauszufinden gelingt, wie er das macht, was er vollbringt…«
    »Soll das ein Witz sein?« meinte Baker. Sein Gesicht war gerötet; auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. Er schwang seinen Stab. »Weißt du überhaupt, was das ist? Eine Schaufel. Ein Dummenschwengel.«
    »Wieso das?« fragte Cooley.
    »Eine Schaufel«, erläuterte Baker geduldig, »ist ein Schwengel mit Dreck am einen Ende und am anderen einem Dummen. Alter Scherz. Hast du jemals gewöhnliche Arbeit verrichtet?«
    »Nein«, antwortete Cooley.
    »Na, aber jetzt bist du dabei. Dies Ding, das auf uns so wunderbar wirkt – für sie ist es bloß eine Schaufel. Etwas für Dumme. Und die Dummen sind wir.«
    »Diese Vorstellung gefällt mir überhaupt nicht«, sagte Cooley.
    »Wem gefällt sie schon?« meinte Baker. »Aber man kann nichts dagegen tun. Erledige deine Arbeit, nimm deinen Lohn, das ist alles. Bilde dir nicht ein, wir könnten jemals auf die Außerirdischen Druck ausüben. Wir besitzen nichts, was uns dazu dienen könnte.«
    Cooley dachte angestrengt darüber nach und gehörte zu den fünfzig und mehr Leuten, die an diesem Tag die Baustelle mit galaktischem Werkzeug verließen. Die Galaktiden beschwerten sich nicht. Als der Tag sich seinem Ende zuneigte, ließen sie die erste Schicht abtreten und schickten eine zweite ans Werk, die ihre Tätigkeit im Licht von Leuchtkörpern aufnahm, welche über den Köpfen schwebten.
    Rund um die Uhr setzte man die Arbeit fort. Die Werkzeuge wurden
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