Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
der Couch, und er kniete vor ihr, das Antlitz in ihrem Schoß verborgen. Sie verstand nicht viel von seinen erstickten Worten. »Die Erinnerungen… ich erinnere mich… die alten Erinnerungen… ich kann es nicht ertragen, ich kann nicht zurückblicken… und nicht voraus… sie… sie hatten einen Namen für mich… jetzt weiß ich ihn wieder…« Sie legte eine Hand auf sein Haupt. Sein Haar war kalt und feucht. »Sie nannten mich den Anti-Christ!«
    Er hob sein Gesicht und sah sie an. »Hilf mir!« schrie er in höchster Not. »Hilf mir! Hilf mir!«
    Dann sank sein Kopf wieder herab, er preßte die Fäuste gegen seine Schläfen und flüsterte lautlos.
    Sie entsann sich des Gegenstands in ihrer Rechten, und sie hob das Messer und stieß mit aller Kraft zu, die sie aufzubringen vermochte, um ihm die Hilfe zu leisten, deren er bedurfte.
     
    Sie stand am Fenster, den Rücken dem Gemach zugewandt und dem toten Unsterblichen.
    Sie wartete auf die Rückkehr des Priesters Mons. Er mußte wissen, was nun zu tun war. Wahrscheinlich würden sie irgendwie dafür sorgen müssen, daß das Geheimnis erhalten blieb. Man würde ihr nichts antun, das wußte sie. Jene Ehrfurcht, die Tyrell umgeben hatte, schloß auch sie ein. Sie würde weiterleben, nun der einzige unsterbliche Mensch, geboren in einer Zeit des Friedens, um für immer und allein auf den Welten des Friedens zu leben. Eines Tages wurde vielleicht ein anderer Unsterblicher geboren, irgendwann, aber daran mochte sie jetzt nicht denken. Sie vermochte an nichts zu denken als an Tyrell und ihre Einsamkeit.
    Sie schaute durch das Fenster auf das klare Blau und das Grün, den unbefleckten göttlichen Tag, nun reingewaschen vom letzten blutigen Makel aus der Menschheit blutiger Vergangenheit. Sie wußte, daß es Tyrell beglückte, sähe er diese Klarheit, diese Reinheit, die ewig fortdauern konnte. Sie würde es erleben. Sie war – anders als Tyrell – ein Teil davon. Und selbst in der Einsamkeit, die sie bereits empfand, lag eine Art von Ausgleich. Sie war den Jahrhunderten der Menschheit zugeeignet, die bevorstanden.
    Sie wuchs über ihre Trauer und ihre Liebe hinaus. Aus der Ferne vernahm sie den getragenen Gesang der Priester. Er war ein Ausdruck der Rechtmäßigkeit, die nun endlich, nach dem langen und blutigen Weg zum neuen Golgatha, auf den Welten Einzug gehalten hatte. Doch es war das letzte Golgatha, und sie würde so in die Zukunft schreiten, wie sie es mußte, voller Hingabe und Überzeugung.
    Unsterblich.
    Sie hob ihr Haupt und schaute festen Blicks in das Blau. Sie mußte vorwärts in die Zukunft blicken. Die Vergangenheit war vergessen. Und für sie bedeutete Vergangenheit kein Bluterbe, keine tief im Innern verborgene Verdorbenheit, die unbemerkt in der schwarzen Hölle der Abgründe des Bewußtseins wirkte, bis die teuflische Saat sich reckte, um Gottes Liebe und Gottes Friede zu zerstören.
    Urplötzlich entsann sie sich daran, daß sie einen Mord begangen hatte. Erneut bebte ihr Arm von der gewaltigen Anstrengung des Stichs; ihre Hand kribbelte von Spritzern des vergossenen Blutes.
    Eilends verschloß sie ihre Gedanken der Erinnerung. Sie hob den Blick zum Himmel und stemmte sich gewaltsam gegen das verschlossene Tor ihres Bewußtseins, als donnere bereits der Ansturm gegen die zerbrechlichen Riegel.
     
    Aus dem Amerikanischen übertragen von Horst Pukallus

DAMON KNIGHT
Einer muß der Dumme sein
     
    Das Raumschiff sank aus heiterem Himmel herab und landete auf einer Weide in New Jersey. Es senkte sich schwer ins Gras. Es war ungefähr eine Meile lang und schillerte in blau-grüner Farbe wie der Rumpf eines Insekts. Eine Tür öffnete sich, und ein hagerer Mann mit spargeldürren Gliedern trat heraus und schnupperte in der kühlen Luft. Am Himmel standen flockige Kumuluswolken und überkreuzte Kondensstreifen. Jenseits des Flusses glänzten die Hochbauten New Yorks malerisch in der Morgensonne.
    Ein fahlbrauner Armeehelikopter näherte sich und umkreiste das Raumschiff in respektvollem Abstand. Der dürre Mann sah ihn, blinzelte gleichmütig und wandte den Blick ab.
    Der Fluß lag still und silbrig im Sonnenschein. Nach längerer Zeit gellten in der Ferne Polizeihörner über das Weideland. Dann erscholl ein Brummen und Rasseln, und zwei Panzer krochen heran, wenig später gefolgt von zwei weiteren. Sie bezogen an vier Seiten Stellung und schwenkten ihre Kanonen vom Kaliber 90 mm, so daß sie auf das Raumschiff wiesen. Der Außerirdische beobachtete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher