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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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eine Zeitung sich jedoch seriös und sachlich mit den Schwierigkeiten der Welt beschäftigte, tat die andere es mit kaum verhohlener Heiterkeit und immer wieder aufblitzendem Spott über die Art und Weise, wie die Menschen der Stufe eins sich mit Pfuscherei und Unfähigkeit durchs Leben schlugen.
    Nirgendwo gab es eine offene Erklärung, was mit ›Stufe eins‹ gemeint war, aber der Sinn war da, genauso als ob eine überlegene Kultur die Aktivitäten einer anderen beschriebe, die sich gerade erst von kulturloser Barbarei abgelöst hatte. Und es gab noch andere beunruhigende Punkte.
    Ging man davon aus, daß die fremde Zeitung kein Scherz war, dann mußte die Zivilisation, die sie hervorgebracht hatte, derjenigen, in welcher Dexter Bergenholm lebte, wissenschaftlich und technisch überlegen sein. Davon zeugten zum Beispiel der Wetterbericht, aber auch die Anzeigen. Das Kaufhaus Macy verkaufte radargesteuerte motorisierte Kinderwagen, und Gimbel bot ein ähnliches Modell zu einem etwas niedrigeren Preis an. Macys audiovisuelles Telefon lag wiederum unter dem vergleichbaren Angebot von Gimbel.
    Bergenholm erwog flüchtig die Möglichkeit des Zeitreisens. Eine Zeitung aus der Zukunft war nicht gerade eine neue Idee. Aber beide Blätter hatten das gleiche Erscheinungsdatum. Er wandte sich dem Feuilleton und der Sportseite zu. Die Fotos stimmten überein, und an den gleichen Stellen wurde über die gleichen Leute berichtet. Die Baseballergebnisse waren identisch.
    War es doch ein Scherz? Was hatte es dann mit dem Lastwagen auf sich, der ein Bus war?
    Sein Blick wanderte erneut über die Titelseite der Zeitung, und diesmal sah er, daß es überhaupt nicht ›The New York Times‹ war. Sein Auge, an den Gesamteindruck des vertrauten Titels gewöhnt, hatte ihn getäuscht. Die Zeitung, die der gutgekleidete Mann zurückgelassen hatte, hieß tatsächlich: ›A New York Times‹.
     
    Am nächsten Morgen um acht war Dexter Bergenholm durchaus bereit, die Vorstellung von parallelen Welten zu akzeptieren. Die Ermahnungen und Klagen seiner Frau liefen von ihm ab wie Wasser vom Rücken einer Ente, und die Abendnachrichten erschienen viel weniger unheilvoll, betrachtete man sie aus dem gleichen Blickwinkel wie ›A New York Times‹.
    Wenn er wieder fünf Minuten zu spät zur Bushaltestelle ginge, würde es ihm vielleicht ein zweites Mal gelingen, das Exemplar zu erwischen, das der gutgekleidete Mann hinterließ. Mit diesem Gedanken trödelte er beim Frühstücken, bis seine Frau ihn fast zur Tür hinausdrängte, und dann ließ er den Aufzug in jedem Stockwerk anhalten. So erreichte er den Zeitungskiosk genau zur gleichen Zeit wie am Vortag.
    Der gutgekleidete Herr war tatsächlich wieder da. Diesmal bemerkte Dexter, daß der elegant geschnittene Zweireiher des Mannes von rechts nach links geknöpft war. Und als das Handgelenk beim Ablegen der Zeitung aus der weißen Manschette glitt, sah Dexter, daß der Mann die Armbanduhr rechts trug.
    Aber Dexters Aufmerksamkeit war größtenteils darauf konzentriert, diese Zeitung in seinen Besitz zu bringen. Bestürzt erkannte er, daß ein dicker, pfeiferauchender Mann mit einem Homburg vor ihm den Kiosk erreichen würde. Oder erreicht haben würde. Die dicken kurzen Finger hatten ›A New York Times‹ kaum berührt, als der gutgekleidete Herr plötzlich einen Schritt zurücktrat und mit dem Träger des Homburg zusammenprallte. Während dieser momentanen Verzögerung brachte Dexter die Zeitung mit einer schlangenartig zustoßenden Armbewegung hinter den beiden Männern vorbei an sich.
    Kaum hatte er sich mit seiner Beute ein paar Schritte vom Kiosk entfernt, entfaltete er neugierig die Zeitung. Die Schlagzeile lautete diesmal: ›DER STREIT GEHT WEITER‹.
    Er ignorierte vorerst die übrigen Meldungen auf der Titelseite und nahm sich den Wetterbericht vor. Die Vorhersage für diesen Tag war: ›Im allgemeinen sonnig und mild, ausgenommen zwischen 11:05 und 11:17 Uhr, wenn eine mit Silberjodid künstlich präparierte Wolke das Stadtgebiet überqueren wird.‹
    Eine künstlich präparierte Regenwolke! Das ließ die Sache in einem anderen Licht erscheinen. Bisher hatte er an eine Parallelwelt gedacht, die ein wenig abseits von seiner eigenen existierte und die kindischen Vorgänge auf dieser von ihrem Standpunkt aus mit spöttischer Heiterkeit betrachtete. Aber nun schien es, als ob diese Leute sich tatsächlich in das Geschehen dieser Welt der Stufe eins einmischten.
    Er hielt nach dem
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