Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
erstarrte aber mitten in der Bewegung. Die Stelle, an der der zweite Kanister stehen sollte, war leer! Erschrocken sah er sich in der Nische um, aber der Kanister war weg. Der Fremde hatte den vollen Behälter mitgenommen!
    Vermutlich gab es auf der ganzen Insel kein Süßwasser. Wenn das fremde Wesen ihnen das Wasser nahm und den Sender behielt, so daß er nicht um Hilfe funken konnte, dann ging es nicht mehr um ethische Probleme. Dann gab es nur die Wahl, zu töten oder zu verdursten. Er suchte das Paddel, holte aus dem Angelzeug etwas Nylonschnur, knipste die verglimmende Taschenlampe aus und trat hinaus ins Mondlicht, um den Speer zu machen, wie Simmonds angeregt hatte.
    Jetzt war es wohl nötig geworden.
    Zivilisierte Geschöpfe! Wenn ein Mensch den ersten Kontakt mit einer fremden Intelligenz nur als Gelegenheit ansieht, zu einer exotischen Trophäe zu kommen, konnte man da noch von gutem Willen sprechen? Vielleicht hatte der Fremde auch nach Trophäen gejagt. Vielleicht hatte er sich wirklich Simmonds vornehmen wollen, nach Kopfjägermanier.
    Die Sonne war aufgegangen, als er mit seinem Speer fertig wurde. Das Ding war schwerfällig und schlecht ausgewogen, aber es würde ausreichen müssen. Er ging hinein, um einen Schluck Wasser zu trinken und stellte fest, daß Simmonds schwer atmete und offensichtlich höheres Fieber hatte. Dann suchte er sich einen Weg um den Felsüberhang herum und weiter hinauf zum höchsten Punkt der Insel.
    Sie bestand fast ausschließlich aus Fels und war in zwei Plateaus aufgespalten. Der Riß zog sich quer durch die Insel und endete an dem Zugang zum Felsüberhang. Die Hälfte, auf der er stand, war rund dreizehn Meter hoch und ziemlich einförmig eben; die andere Seite war zerklüftete, aber im Mittel nur etwa fünf Meter hoch. Außer an der Stelle mit dem Sandstrand fiel die Insel überall steil ins Meer ab. Von Süßwasser war nicht eine Spur zu entdecken.
    Aber er entdeckte den Fremden. Er hatte sich an einer Stelle auf dem niedrigeren Plateau eingerichtet, gegenüber der Felsnische, von wo aus er sie im Auge behalten konnte. Rund um das Versteck lagen die Teile des Senders verstreut, und auch der Wasserkanister stand da. Larry starrte fassungslos hinunter und wußte, daß er den Sender nicht mehr würde zusammensetzen können, selbst wenn er ihn dann irgendwie zurückbekam.
    Dann ließ ihn ein Geräusch aufblicken, und er sah das große Flugzeug genau über die Insel hinwegziehen! Mit dem Sender hätte er binnen Minuten Hilfe herbeirufen können; so aber konnte er nicht einmal durch Winken auf sich aufmerksam machen, denn es flog viel zu hoch.
    Der Fremde hatte ebenfalls aufgeschaut. Nun entdeckte er Larry, der wütend den Speer gegen ihn schüttelte und den Felssturz hinunterzuklettern begann. Der Fremde beobachtete ihn einen Moment lang. Dann hob er einen Felsbrocken auf, der gut fünfzig Pfund wiegen mußte, und schleuderte ihn mühelos herüber – weiter, als Larry seinen Speer hätte werfen können.
    Er senkte seine nutzlose Waffe, während der andere sich wieder mit dem Sender zu befassen begann, genauer gesagt, mit den Einzelteilen.
    Larry kletterte den Abhang hinunter bis zu der Nische. Simmonds warf sich fiebernd herum.
    »Trinken«, stöhnte der dicke Mann. »Heiß – will was zu trinken. He, Kellnerin, werd’ ich nicht bald bedient? Hab’ einen neuen Nachbarn, ganz grün. Verflucht heiß. Heiß. Gebt mir was zu trinken!« Larry hob den Kanister auf und reichte ihn dem anderen. Simmonds setzte ihn zögernd an die Lippen, nahm einen Schluck, noch einen. Dann brach er in Geschrei aus. »Was soll das? Blöder Trick! Ist ja Wasser!«
    Er schleuderte den Behälter wütend fort, ehe Larry es verhindern konnte. Der Kanister blieb auf der Seite liegen! Larry stieß einen erstickten Schrei aus und stellte ihn hastig auf. Es war jedoch nur noch ein Schluck Wasser drin. Das übrige war ausgeronnen und sammelte sich in einer Pfütze auf dem felsigen Boden, wo es langsam in einen Spalt einsickerte.
    Larry warf sich der Länge nach auf den Boden und schlürfte das schmutzige Wasser auf, bevor es ganz versickern konnte. Er bekam noch etwa einen Mundvoll zusammen, einschließlich Lehm und Staub. Dann starrte er auf den feuchten Fleck und verfluchte sich und Simmonds.
    Jenseits der Geröllrinne stand der Fremde und beobachtete sie. Larry schüttelte die Faust gegen ihn. Aber auch Zorn hatte jetzt keinen Sinn mehr. Ohne Wasser mußte er vor allem dazusehen, einen Einfall zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher