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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
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konnte ihren raschen elektronischen Puls wieder zum Schlagen bringen, ihre entladenen Röhren wieder in Funktion setzen, wenn er den unbegreiflichen Defekt fand, der sie letzten Endes zum Tod verurteilt hatte.
    Er machte sich an die Arbeit.
    Drei Stunden später, als er über ein Bandlesegerät gebeugt eine Datenspule überprüfte, schreckte ihn ein lauter Anruf auf.
    »Na, Chimberley! Haben Sie was entdeckt?«
    Er riß die Spule aus dem Lesegerät und wich beunruhigt vor dem muskulösen Riesen zurück, der am Programmierpult vorbei auf ihn zuging. Er brauchte einige Augenblicke, um Matt Skane – ohne die Nachtwächteruhr – wiederzuerkennen. Er drückte die Bandspule an sich und nickte steif.
    »Ja.« Er schaute sich um. Die kurvenreiche Brünette und der Wachtposten waren verschwunden. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schluckte. »Ich… ich habe herausgefunden, was mit dem Computer passiert ist.«
    »So?«
    Skane wartete, ein bedrohlicher, rotgesichtiger Riese mit schweren Händen, die für eine Axt oder die Griffe eines Pflugs gebaut waren. In diese neue Welt, in der Maschinen seine Muskeln wie sein Gehirn ersetzen konnten, paßte er nicht. Er war ein Anachronismus, war veraltet – aber gefährlich.
    »Es war Sabotage.« Chimberleys magere Finger umklammerten schweißnaß, doch entschlossen die Bandspule.
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Hier ist alles aufgezeichnet.« Er schwenkte die Chemistikspule. »Irgendjemand hat Athena Sue darauf programmiert, nach einem Projekt zu suchen, das in ihrer eigenen Vernichtung resultieren würde. Für einen Hochleistungscomputer wie sie war das kein Problem. Sie erfand die vitalisierten Konsumartikel und stellte die korrekte Vorhersage, daß die ungünstige Käuferreaktion alle mechanisierten Einrichtungen in Mißkredit bringen würde. Darauf programmierte der Saboteur sie um, ungeachtet der Folgen, die Ginevra-Kopien auf den Markt zu bringen.«
    »Ich verstehe.« Skanes helle, blaue Augen verengten sich drohend. »Und wer war dieser schlaue Saboteur?«
    Chimberley holte zitternd Luft. »Ich weiß, daß es jemand war, der zu bestimmten, gespeicherten Zeiten Zugang zum Programmierpult hatte. So weit ich feststellen konnte, war der einzige Werksangestellte, der zu diesen Zeiten hier sein konnte, ein Nachtwächter – Matt Skane.«
    Der große Mann schnaubte verächtlich.
    »Nennen Sie das einen Beweis?«
    »Für mich reicht es aus. Ich glaube, weitere Nachforschungen werden mir genug Beweismaterial liefern, das die Direktoren interessieren dürfte.«
    Skane machte eine unwillkürliche Bewegung; sein harter Mund verzog sich zu einem Grinsen, als er Chimberley zurückzucken sah. »Die Direktoren sind nicht mehr hier«, sagte er ruhig. »Und es wird keine weiteren Nachforschungen geben. Wir sind bereits zu menschlichem Management zurückgekehrt. Ihr Maschinenhirn wird abgeschafft. Ich bin wieder der Geschäftsführer. Und ich will dieses Band haben.«
    Er griff nach der Spule.
    »Nehmen Sie’s doch.« Chimberley wich vor dem kräftigen, sonnengebräunten Arm zurück und lieferte widerstandslos die Spule aus. »Wird Ihnen auch nicht viel nützen. Vielleicht kann ich ohne das Band nichts mehr beweisen. Aber Sie werden trotzdem Schwierigkeiten bekommen.«
    Skane grunzte verächtlich. »Sie können die Uhr nicht zurückdrehen«, erklärte Chimberley bitter. »Ihre Konkurrenten werden nicht zu menschlichem Management zurückkehren. Sie werden sich also gegen Computer zu behaupten haben. Und die haben Sie einmal untergekriegt, und es wird ihnen wieder gelingen.«
    »Seien Sie da mal nicht zu sicher.« Skane grinste. »Wissen Sie, wir haben ein oder zwei Dinge dabei gelernt. Wir werden Computer einsetzen und nicht gegen sie kämpfen. Allerdings werden wir uns kleinere Hilfscomputer anschaffen – solche, die für menschliche Leitung und Kontrolle Raum lassen. Ich glaube, wir werden ganz gut ohne Ihre Superelektronengehirne auskommen.«
    Chimberley wich vor den blitzenden blauen Augen zurück. Ihm war ganz schwach vor Beschämung – nicht, weil er sich um seine eigene Zukunft Sorgen machte: ein guter Kybernetiker konnte immer irgendwo unterkommen. Was ihn schmerzte, war die Tatsache, daß er Athena Sue im Stich gelassen hatte.
    Aber nun mußte er sich wenigstens um Ginevra kümmern, die in seinem Hotelzimmer auf ihn wartete.
    Seine schmalen Schultern strafften sich, als er an sie dachte. Die meisten Frauen irritierten und langweilten ihn mit ihrer unglaublichen
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