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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
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Messer. Die Klinge verfehlte das Wesen, aber es mauzte erschrocken. Seine Beine knickten ein, federten hoch und schleuderten es gut fünf Meter in die Luft. Es landete sicher oben auf der Klippe und verschwand, den Sender noch unter dem Arm. Eine Sekunde später flog ein großer Steinbrocken herunter und verfehlte Larry nur um Zentimeter.
    Das Messer entfiel ihm. Fluchend tastete er danach, in Erwartung weiterer Felsbrocken. Es kamen keine mehr. Er fand das Messer, hob es auf und rannte zum Floß zurück. Er leuchtete die Klippen ab, aber von dem Wesen war nichts mehr zu sehen.
    Es war kein Ungeheuer von Mars, Venus oder sonst einem Planeten des Sonnensystems. Es mußte von einem Planeten mit hoher Schwerkraft, aber Sauerstoffatmosphäre stammen, und das hieß, daß seine Heimatwelt um eine andere Sonne kreiste. Es konnte sich aus einem auf den Meeresboden gesunkenen Schiff befreien, es konnte meilenweit schwimmen, und das schneller, als er das Floß paddeln konnte, und es konnte vom Stand fünf Meter hoch springen. Wahrscheinlich konnte es auch im Dunkeln sehen!
    Er suchte alles an angeschwemmtem Holz zusammen, was er finden konnte, und packte es ins Floß, bevor er es sich auf den Rücken lud. Mühsam kroch er zu dem Felsvorsprung hinauf, jeden Augenblick einen Angriff erwartend. Er schwitzte vor Angst, aber es geschah nichts. Nun ging auch endlich der Mond auf und tauchte die Insel in sein sanftes Licht.
    Larry ruhte sich kurz aus und leuchtete wieder mit der Taschenlampe umher. Einigermaßen beruhigt wandte er sich Simmonds zu. Er schob das Hosenbein hoch und stellte erleichtert fest, daß der Knochen nicht durch die Haut gedrungen war. Es war anscheinend ein einfacher Bruch. Er studierte die Erste-Hilfe-Anleitung, fand wenig, was ihm weiterhalf, und machte sich an die Arbeit. Aus Treibholz und ihren Gürteln improvisierte er eine Art Schienen.
    Er band Al die Arme fest an den Leib und setzte sich auf seine Oberschenkel. Ihm war fast übel vor Erschöpfung und Hilflosigkeit, aber er begann mit der unangenehmen Aufgabe, den gebrochenen Knochen einzurichten. Simmonds wachte bei der ersten Berührung aus seiner Betäubung auf, schlug wild um sich und kreischte erbärmlich. Endlich schien es, daß der Knochen richtig lag, und Larry begann aufatmend mit dem Schienen. Dann hob er den schluchzenden Mann auf und legte ihn auf das weiche Floß.
    Simmonds rappelte sich zu einer halb sitzenden Stellung auf, aus der er Larry vorwurfsvoll anstarren konnte. »Du hättest mir wenigstens einen Schluck gönnen sollen. Ich bin ein kranker Mann. Dafür haben wir ja eine Notreserve mitgenommen.«
    »Die hast du ausgesoffen, kaum daß wir drei Tage aus New York raus waren«, erklärte Larry dumpf. »Und Dutzende Ersatzflaschen ebenfalls. Da, nimm das.« Er schüttelte noch zwei Kodeintabletten aus dem Röhrchen, stellte fest, daß nur noch wenige übrig waren, und versuchte, nicht unaufhörlich ängstlich nach draußen zu lauschen.
    Simmonds brach in eine Flut von Beleidigungen aus und ließ sich erst nach einer guten halben Stunde beruhigen. Larry verfluchte sich selber, daß er den Mann nicht hatte ersaufen lassen. Aber er schluckte die Gemeinheiten des anderen, wie er vieles zu schlucken gelernt hatte. Er wußte, er war für diese Welt ein Nichts, auch wenn er manchmal dagegen aufbegehrte.
    Wahrscheinlich wäre er nie auf Fahrt gegangen, hätte es irgendetwas gegeben, für das sich das Daheimbleiben lohnte. Aber er hatte seine Eltern früh verloren und lebte meist bei Verwandten, die ihn nicht haben wollten. Ein Universitätsstipendium hatte er gerade um einen Punkt verfehlt. Er hatte versucht, Romane zu schreiben und hatte sich damit zufriedengeben müssen, Artikel über Angeln und Segeln zu verfassen. Natürlich hatte es auch einmal ein Mädchen gegeben – aber nur so lange, als seine Ersparnisse reichten. Der einzige Glücksfall in seinem Leben war gewesen, als er die Schaluppe von einem Onkel erbte – und die war jetzt von dem fremden Raumschiff versenkt worden.
    Als Simmonds wieder eingeschlafen war, trat Larry ins Freie, um die Insel zu mustern, soweit er sie überblicken konnte. Alles schien ruhig zu sein. Das Ungeheuer war noch nicht wieder zum Vorschein gekommen; wahrscheinlich untersuchte es den Sender, wenn es ihn nicht schon als zu primitiv beurteilt und weggeworfen hatte.
    Er versuchte zu begreifen, daß dieses Wesen von einer Rasse stammte, die zwischen den Sternen umherreiste, und daß er für den Fremden nicht
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