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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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war. Ich konnte Ihnen sagen, und Sie konnten das auch glauben, daß es in Wirklichkeit nur eine Folge von Barkers war, deren Erinnerung sich perfekt aneinander anschloß. Aber das ist viel zu abstrakt, als daß ein menschliches Wesen das wirklich erfassen könnte. In diesem Augenblick sehe ich in mir den Hawks, der vor Jahren im Schlafzimmer einer Farm geboren wurde. Obwohl ich weiß, daß es dort unten in dem Laboratorium auf der Erde einen anderen Hawks gibt, der jetzt einige Augenblicke lang sein eigenes Leben gelebt hat; obwohl ich weiß, daß ich vor zwanzig Minuten aus der Asche dieser Welt im Empfänger geboren wurde. Alles das bedeutet dem Ich wenig, das all diese Jahre in meinem Bewußtsein gelebt hat. Ich kann zurückblicken. Ich kann mich erinnern.«
    »Kommen Sie doch zur Sache«, drängte Barker.
    »Schauen Sie, Barker – es ist einfach so, daß wir hier nicht über die Einrichtungen verfügen, um Individuen exakt zur Erde zurückzubringen. Wir verfügen nicht über die Computer, nicht über die elektronischen Anlagen, wir haben die komplizierten Sicherheitsvorkehrungen nicht. Eines Tages werden wir sie haben. Bald werden wir Kavernen ausgehöhlt haben, die groß genug sind, um sie unter der Mondoberfläche unterzubringen, wo sie vor Unfällen sicher sind und auch nicht beobachtet werden können. Und dann werden wir entweder die ganzen Kavernen abdichten und mit einer Atmosphäre anfüllen müssen, oder es lernen, elektronische Bauteile zu konstruieren, die im Vakuum funktionieren. Und wenn Sie glauben, daß das kein Problem ist, dann irren Sie sich. Aber wir werden es lösen. Wenn wir Zeit haben.
    Bisher war keine Zeit, Al. Diese Leute hier – das Navy-Personal, die Beobachter –, denken Sie an sie. Sie sind die besten Leute, die es für diesen Job gibt. Und alle hier wissen, daß ihr jeweiliges Gegenstück auf der Erde blieb, als sie hier heraufkamen. So mußte es sein. Wir konnten keine solchen Leute einfach von ihren Jobs wegholen. Wir konnten nicht riskieren, daß sie starben – niemand wußte, was hier oben passieren würde. Und es kann immer noch etwas Schreckliches passieren.
    Sie alle haben sich freiwillig gemeldet, hier heraufzukommen. Sie alle haben begriffen. Auf der Erde leben ihre ›anderen Hälften‹ weiter, als wäre nichts geschehen. Es gab natürlich für jeden von ihnen einen Nachmittag, an dem sie ein paar Stunden in dem Labor verbracht haben, aber für sie ist das bereits ein unwichtiger Teil ihrer Vergangenheit.
    Wir alle, die wir hier oben sind, sind Schatten, Al. Aber sie sind Schatten einer ganz besonderen Art. Selbst wenn wir die Geräte hätten, könnten sie nicht umkehren. Und wenn wir diese Geräte eines Tages haben, werden sie das immer noch nicht können. Wir werden sie nicht daran hindern, wenn sie es versuchen wollen, aber, Al, denken Sie doch einmal an den Mann, der hier das Beobachterteam leitet. Seine ›andere Hälfte‹ geht auf der Erde einer komplizierten wissenschaftlichen Laufbahn nach. Er hat seit dem Tage, an dem man ihn dupliziert hat, vieles erreicht. Er hat eine Laufbahn, einen Ruf, einen Schatz von Erfahrungen, welches dieses Individuum hier oben nicht länger teilt. Und der Mann hier hat sich auch verändert – er weiß Dinge, die der andere nicht weiß. Er verfügt über einen ganzen Schatz völlig divergenter Erfahrungen. Wenn er zurückgeht, welcher von ihnen beiden tut dann was? Wer bekommt die Laufbahn, wer die Familie, wer das Bankkonto? Hier oben werden Jahre vergehen, bis dieser Auftrag vorüber ist. Dazwischen liegen Scheidungen, Geburten, Todesfälle, Ehen, Beförderungen, akademische Ehren, Gefängnisstrafen, Krankheiten – nein, die meisten von ihnen werden nicht zurückkehren. Aber wenn das hier zu Ende ist, wohin werden sie gehen?
    Wir sollten dafür sorgen, daß es für sie etwas zu tun gibt. Fern der Erde – fern der Welt, die keinen Platz für sie hat. Wir haben ein ganzes Korps von Männern geschaffen, die die festesten Bindungen zur Erde haben und keine andere Zukunft als die im Weltraum. Aber wohin werden sie gehen? Zum Mars? Zur Venus? Wir haben keine Raketen, die dort für sie Empfänger abwerfen können. Wir sollten dafür sorgen, daß wir eines Tages welche haben – aber angenommen, einige von ihnen sind so wertvoll geworden, daß wir es nicht wagen, sie noch einmal zu duplizieren? Was dann?
    Sie haben sie einmal Zombies genannt. Sie hatten recht. Dies sind die lebenden Toten, und sie wissen es. Und sie sind von mir
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