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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Angesicht sehen, worüber sie diese ganze Zeit versucht haben, nicht nachzudenken.«
    Hawks und Barker gingen über den Kiesweg.
    »Wissen Sie, Hawks«, sagte Barker verlegen, »ich habe mir fast gewünscht, daß Sie nicht herauskommen.«
    »Ich weiß.«
    Barker machte eine unschlüssige Handbewegung. »Es war wirklich eine verdammte Geschichte. Ich hätte uns fast in die Falle geführt, die mich das letzte Mal erwischt hat. Und dann wär’ ich beinahe stehengeblieben und hätte gewartet, daß es uns erwischte. Hawks, ich… ich weiß nicht. Ich wollte nicht herauskommen. Ich hatte das Gefühl, ich würde etwas verlieren. Was dieses Etwas war, weiß ich nicht. Aber ich stand da, und plötzlich wußte ich, daß etwas Wertvolles verlorengehen würde, wenn ich auf den Mond hinaustrat.«
    Hawks, der mit gleichmäßigen Schritten neben Barker einherging, wandte den Kopf und sah ihn zum erstenmal, seit sie den Bunker verlassen hatten, an. »Und haben Sie es verloren?«
    »Ich – ich weiß nicht. Ich muß darüber nachdenken, glaube ich. Ich fühle mich ganz verändert. Soviel kann ich Ihnen sagen.« Barkers Stimme wurde erregt. »Ganz bestimmt.«
    »Ist dies das erste Mal, daß Sie etwas getan haben, das vor Ihnen kein anderer Mann getan hat? Mit Erfolg, meine ich?«
    »Ich… nun, nein, ich habe schon Rekorde gebrochen, und…«
    »Andere Männer haben auch schon Rekorde gebrochen, Al.«
    Barker blieb stehen und sah Hawks an. »Ich glaube, das ist es«, sagte er und runzelte die Stirn. »Ich glaube, Sie haben recht. Ich habe etwas getan, das vor mir kein anderer Mensch getan hat. Und ich habe dabei nicht das Leben verloren.«
    »Kein Präzedenzfall und keine Tradition, Al, aber Sie haben es dennoch getan.« Auch Hawks war stehengeblieben. »Vielleicht sind Sie jetzt Ihr eigener Mann geworden?« Seine Stimme klang traurig und leise.
    »Vielleicht ist es das, Hawks!« sagte Barker erregt. »Hören Sie… Sie können nicht… das heißt, es ist nicht möglich, so etwas auf einmal in sich aufzunehmen… aber…« Wieder blieb er stehen, und sein Gesicht blickte durch die Sichtscheibe seines Helms.
    Sie hatten fast die Stelle erreicht, wo der Fußweg vom Bunker sich dem System von Wegen anschloß, das das Gelände zwischen der Formation, dem Empfänger, dem Marinestützpunkt und der Fahrbereitschaft mit den vielen Kettenfahrzeugen überzog. Hawks wartete reglos und beobachtete Barker geduldig.
    »Sie haben recht gehabt, Hawks!« platzte es plötzlich aus Barker heraus. »Einen Initiationsritus zu bestehen, hat nichts zu bedeuten, wenn man nachher dasselbe tut wie vorher, wenn man nicht weiß, daß man sich geändert hat! Ein Mann… ein Mann macht sich selbst. Er… o Gott, verdammt noch mal, Hawks, ich habe versucht, das zu sein, was die anderen wollten, habe versucht, das zu sein, was ich, wie ich dachte, sein sollte, aber was bin ich? Das muß ich herausfinden – daraus muß ich etwas machen! Ich muß zur Erde zurück und all diese Jahre geradebiegen! Ich… Hawks, ich werde Ihnen wahrscheinlich verdammt dankbar sein.«
    »Werden Sie das?« Hawks schritt wieder aus. »Kommen Sie mit, Al.«
    Barker trottete hinter ihm her. »Wo gehen Sie hin?«
    Hawks ging weiter, bis er auf dem Weg stand, der zu den Kettenfahrzeugen führte, und ging noch ein kurzes Stück weiter, ehe die Tarnung aufhörte und das nackte Terrain vor ihm lag, das selbst ein Mann im Raumanzug zu Fuß nicht passieren konnte. Er winkte kurz mit dem Arm. »Dort hinaus.«
    »Riskieren Sie da nicht viel? Wieviel Luft ist in diesen Anzügen?«
    »Nicht viel. Ein paar Minuten noch.«
    »Nun, dann gehen wir doch zum Empfänger zurück.«
    Hawks schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was soll das heißen? Der Sender funktioniert doch, oder?«
    »Ja. Aber wir können ihn nicht benutzen.«
    »Hawks…«
    Hawks griff dem anderen schwerfällig nach der Schulter. »Vor langer Zeit habe ich Ihnen gesagt, daß ich Sie auf mannigfache Weise töten würde, Al. Als jener Barker L, nachdem Barker M gestorben war, auf der Erde wieder zum Bewußtsein erwachte, habe ich zugelassen, daß Sie sich etwas vormachen. Sie dachten damals, Sie hätten bereits den sichersten Tod von allen gefühlt. Das hatten Sie nicht. Ich muß es noch einmal tun.
    Es gab immer eine Kontinuität. Barker M und L schienen derselbe Mann mit demselben Bewußtsein zu sein. Wenn M starb, fuhr L einfach fort. Der Faden war ungebrochen, und Sie konnten weiterhin glauben, daß in Wirklichkeit gar nichts geschehen
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