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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht
Autoren: Marie Cordonnier
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für die Christzeit berechnet, so dass ihre Haushofmeisterin im Herbst Zeit für den zweiten Schützling hatte, den sie mit der ausschließlichen Liebe einer besorgten Glucke in ihr Herz geschlossen hatte.
    »Könnt Ihr es ihm verübeln?«, lachte Gwenna in diesem Moment. »Ihr habt dermaßen gigantisch zugenommen, dass man fürchten muss, Ihr würdet in Kürze platzen. Ich muss gestehen, ich habe noch nie eine werdende Mutter wie Euch erlebt. Sähe ich nicht mit eigenen Augen, dass es Euch hervorragend geht, ich könnte die Sorgen Eures Gemahls sogar verstehen.«
    »Aber er ist lästig«, gestand die kugelrunde Schwangere ein wenig kurzatmig. »Ginge es nach ihm, würde ich den ganzen Tag im Bett liegen, keine Treppe mehr steigen und nicht einmal mein Klöppelkissen heben. Dabei macht es mich so ungeduldig, nur herumzusitzen und zu warten. Ich sehne mich danach, etwas Vernünftiges zu tun. Was meinst du, sollen wir die Wochenstube noch einmal ausschrubben? Hast du die Laken gezählt und das Holz für den Kamin bringen lassen? Ob ich noch ein paar Windeln säumen sollte?«
    Die hektische Aktivität der jungen Frau war der erfahrenen Mutter ein Alarmzeichen, und als Tiphanie am späten Nachmittag mit einem leisen Wehlaut den Arm in den Rücken streckte, war sie im Nu an ihrer Seite. Sie hatte schon die ganze Zeit auf diese typische Geste gelauert, die den Beginn der Wehen ankündigte.
    »Es ist schon vorbei.« Die Dame de Morvan, ein wenig blass um die Nase, lächelte über ihre Besorgnis. »Es war so ein komisches Stechen, wie ich es noch nie ...« Sie brach ab, als sie Gwennas Blick einfing. »Du meinst, es ist so weit? Das wäre ja wunderbar. Dem Himmel sei Dank, ich dachte, diesen Tag würde ich nie erleben!«
    In ihr erleichtertes Aufatmen mischte sich jedoch sofort ein Problem. Sie runzelte die glatte Stirn und sah sich vorsichtig um. »Gwenna! Bitte mach kein Aufsehen darum. Wir wollen es geheim halten, solange es geht!«
    »Wie stellt Ihr Euch das vor, man muss nach der Hebamme schicken, Wasser warm machen, die Wochenstube heizen ...«
    »Natürlich, aber ohne großes Trara! Deswegen habe ich doch auch darauf bestanden, dass Dame Marthe in Rennes bleibt!«, befahl Tiphanie energisch. »Und der Seigneur soll, solange es geht, nichts davon erfahren!«
    Gwenna ersparte sich die ablehnende Antwort, denn sie ahnte, dass die Neuigkeiten in dieser Festung schneller als jeder Gedanke reisten. Gleichzeitig mit der Hebamme stürmte Jannik de Morvan in die Wochenstube, wo seine Gemahlin am Arm der stämmigen Bretonin gehorsam auf und ab marschierte, obwohl ihr die Schmerzen zusetzten. Er versuchte, den geschnitzten Gebärstuhl nicht zu beachten, der für die Entbindung bereitstand. Er eilte an Tiphanies Seite, umfing sie mit seinen Armen und prüfte in eindringlicher Sorgfalt ihr feines Antlitz, das ihm deutlich blasser vorkam.
    »Geliebte! Hast du Schmerzen? Geht es dir gut? Wie kann ich dir helfen?«
    Tiphanie lachte und stöhnte zugleich. »Das ist Frauensache, Jannik! Ihr müsst gehen und einfach Warten, bis ich es vollbracht habe!«
    »Kommt, Herr!« Die Hebamme griff energisch nach seinem Wams. Er ahnte nicht, dass es dieselbe war, die auch Anne-Marie vor vielen Jahren beigestanden hatte. »Es gehört sich nicht, dass Männer in der Wochenstube bleiben! Wartet in der Halle!«
    »Was kümmert’s mich!« Er machte sich von den Händen der Frau frei und trat wieder neben seine Gemahlin. »Wenn du jemanden brauchst, der dich stützt, dann werde ich das sein! Ob es sich gehört oder nicht!«
    Gwenna schüttelte den Kopf, als die Hebamme erneut versuchte, die althergebrachte Ordnung durchzusetzen. Es hatte keinen Sinn zu streiten, und so wie es aussah, würde diese Geburt nicht die Stunden und Tage dauern, die für eine Erstgebärende üblich waren. Dazu kamen die Wehen zu schnell aufeinander und waren zu unregelmäßig. Diese junge Frau stellte auch beim Gebären alles auf den Kopf.
    Mit einem leisen erschrockenen Laut blieb Tiphanie mitten im Zimmer stehen und sah an sich herab. Da war etwas gebrochen in ihr, und die Flüssigkeit rann über ihre Schenkel und durchnässte die Röcke.
    »Gwenna!«, rief sie mit dünner Stimme. In Janniks Gegenwart wagte sie nicht, ihre eigene Angst zu zeigen. Er war ohnehin halb närrisch vor Sorge.
    »Ganz ruhig«, entgegnete Olivianes Kammerfrau. »Das ist nur das Fruchtwasser. Am besten legt Ihr die nassen Kleider ab und setzte Euch jetzt in den Gebärstuhl! Das Kind bahnt sich von
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