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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner
Autoren: Stefan Wolf
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Euro in echt.«
    Henning schluckte. »Ganz so
blöd ist es nun auch wieder nicht gelaufen.«
    »Nämlich?«
    »Jochen war ein Waschlappen.
Hatte immer die Hosen voll. Als ich mit den Blüten zu ihm kam, ist er fast
umgekippt. Er wollte sie nicht in seiner Nähe haben, sondern sofort verstecken.
Noch in der folgenden Nacht. Und zwar auf dem Historischen Friedhof.«
    »Was ist das?«
    »Ein riesiger alter Friedhof am
Stadtrand. Er grenzt an das Viertel Bainhausen. Der Friedhof wurde 1563 als
Pestfriedhof angelegt — damals lag er noch vor den Toren der Stadt. Später
wurde er dann eine allgemeine Begräbnisstätte. Sehr berühmte Leute liegen dort,
historische Persönlichkeiten. Die Stadt wuchs um ihn herum und der verfügbare
Platz wurde ausgeschöpft bis auf den letzten Quadratmeter. Am 1. Januar 1944
war dort die letzte Bestattung. Ich weiß das so genau, weil ich’s in der
Grundschule gelernt habe. In Heimatkunde. Damals fand ich das sehr interessant.
Es gibt etwa 6000 Gräber. Auf fast jedem steht ein Grabstein, groß und wuchtig
wie ein Denkmal. Aber alle wackeln, sind einsturzgefährdet. Deshalb ist der
Friedhof zurzeit für Besucher, für Spaziergänger gesperrt. Denn aus ihm ist
längst ein wundervoller grüner Park geworden. Jogger konntest du dort sehen und
bei schönem Wetter Picknicker.«
    »Wir sind beeindruckt«, sagte
Jurij. »Aber wo sind die Blüten?«
    »Total in Sicherheit.« Henning
unterstrich seine Behauptung mit energischer Geste. »In einem der Gräber oder
Grüfte. Vergraben. Was das betrifft, war Jochen verlässlich.«
    »Doch du weißt nicht, in
welchem Grab«, sagte Algirdas. »Macht aber nichts. Du suchst eben ein bisschen.
Es sind ja nur 6000 Gräber.«
    »Wir haben was vereinbart.
Jochen wollte einen Lageplan machen. Genau aufzeichnen, wo der Koffer vergraben
ist, in welchem Grab, in welchem Teil des Geländes, in welcher Reihe. Das hat
er auch gemacht. Bei seinem einzigen Besuch im Knast hat er’s bestätigt,
verschlüsselt natürlich.«
    »Dann ist ja alles roger«,
sagte Jurij.
    »Nicht ganz«, seufzte Henning.
»Denn leider habe ich... äh... den Lageplan nicht.«
    »Ihr werdet doch vereinbart
haben, dass ihn Jochen irgendwo hinterlegt.«
    »Klar. Und auch das sollte ein
ganz sicheres Versteck sein. Jochen war da was eingefallen. Immerhin hatte er
ja das Schneidern gelernt. Jedenfalls hat er den Lageplan — klein gefaltet und
in Plastikfolie eingeschweißt — in einem meiner Anzüge versteckt. Hat ihn
eingenäht in ein Schulterpolster. Ins rechte. In einem pflaumenblauen
Caldo-Versatscho-Anzug, den ich gerade erst gekauft hatte. Der war nagelneu,
noch nicht getragen, hat 1600 Euro gekostet.«
    Die beiden starrten ihn an.
    »Und was kommt jetzt?«, fragte
Algirdas. »Was ist jetzt das Problem?«
    »Ich... äh... habe den Anzug
nicht mehr.«
    »Wieso nicht?«
    »Meine Exfreundin hat ihn
zusammen mit anderen Klamotten hier aus der Wohnung geholt und alles in ’nem
Secondhandshop verscherbelt. Weil ich ihr noch Geld schuldete. Lappige 2000
Euro. Aber das Miststück wollte nicht warten. Immerhin hat sie genau
abgerechnet und mir auch ’ne Mitteilung dagelassen. Und den zweiten
Wohnungsschlüssel. Lag alles auf dem Schreibtisch, als ich eben kam.«
    Stille breitete sich aus. Die
beiden sahen ihn an. Dann tauschten sie Blicke untereinander. Henning
fröstelte.
    »Heißt das«, sagte Jurij, »dass
der Lageplan für immer verloren ist?«
    »Nein, nein! Bestimmt nicht.«
    »Sondern?«
    »Ich nehme die Spur auf. Von Daniela
erfahre ich, zu welchem Secondhandshop sie meine Sachen gebracht hat. Und
dort... äh... wird man sich bestimmt erinnern, wer den Caldo Versatscho gekauft
hat.«
    »Wann ist das gelaufen?«
    »Vorigen Sommer.«
    Algirdas beugte sich vor und
sein Blick ließ Henning nicht los. »Wir kriegen 6 750 000 Euro von dir. Vergiss
das nicht. An deiner Stelle würde ich mich jetzt ganz schnell um diese Daniela
kümmern. Und bete schon mal, dass der Verkäufer im Secondhandshop ein
Gedächtniskünstler ist.«
    Beide standen so gleichzeitig
auf, als hätten sie sich unauffällig ein Zeichen gegeben.
    »Heute Abend hören wir
voneinander«, sagte Jurij. »Wir wohnen im Hotel Schwarzer Bock in der
Petzold-Straße. Wir haben die Zimmer 306 und 308. Wenn du Hilfe brauchst,
meldest du dich. Aber wir sind am frühen Nachmittag nicht erreichbar — auch
nicht auf dem Handy.«
    Algirdas grinste. »Bei einem
Juwelier im Schaufenster haben wir fantastischen Schmuck gesehen.
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