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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit
Autoren: Jenny Nimmo
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Jetzt, da er seinem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, war er völlig ruhig und gefasst. Aus den Augenwinkeln bemerkte er die beiden Viridees, die an der anderen Seite des Strauches hervorglitten, und ohne den Kopf zu drehen, sagte er leise zu seinen Freunden: „Haltet euch bereit. Vergesst nicht, eure Schwerter sind unbezwingbar!“
    „Wir sind bereit“, wisperte Edern.
    Der Hexenmeister trat einen Schritt auf Timoken zu. „Wie ich sehe, trägst du den Ring deiner Schwester“, sagte er. „Jammerschade, dass sie ohne ihn auskommen musste.“
    Timoken warf ihm einen finsteren Blick zu. „Was weißt du über meine Schwester?“
    „Nun, ich weiß, dass sie tot in der Werkstatt ihres Mannes liegt.“
    „Was?“ Timoken griff sich an die Brust. Er bekam keine Luft mehr.
    „Armer Afrikaner. Wusstest du denn nicht, dass dies ihr Haus ist?“
    Erschüttert schüttelte Timoken den Kopf.
    „Zumindest war es das.“ Die boshafte Stimme des Hexenmeisters hatte einen gehässigen Ton angenommen. „Sie wollte einfach keine Ruhe geben, musst du wissen. Sie wollte dich warnen, und was ich auch tat, sie schaffte es immer wieder, sich aufzurichten und zu rufen und zu schreien. Deshalb musste ic h …“
    Mehr hörte Timoken nicht. Sein qualvoller Schrei übertönte jedes andere Geräusch. Mit dem Schwert in der Hand flog er auf den Jüngling zu. Wieder und wieder schlug er auf den hin und her schwankenden Kopf ein, bis er feststellen musste, dass die Klinge nur durch die Luft schnitt. Der Hexenmeister hatte sich in eine Rauchsäule verwandelt und aufgelöst. Er bestand bloß noch aus einer wirbelnden grünen Wolke. Nur sein Schwert existierte immer noch. Timoken riss seinen Schild hoch, doch das Zauberschwert des Jungen schoss nun wie eine Schlange direkt auf seine Brust zu. Timoken musste sich schneller bewegen, als es menschenmöglich war. Er wirbelte um seine eigene Achse, bis der rote Umhang, mit Ausnahme des Kopfes, seinen ganzen Körper umhüllte.
    „Jetzt sehe ich es! Das Netz! Du trägst es als Umhang direkt am Körper, du törichter König!“, kreischte der Hexenmeister.
    Doch sein Schwert konnte den roten Mantel nicht durchbohren und so ließ er einen Hagel aus glühend heißen Steinen auf Timoken hinabregnen. Die meisten prallten an seinem verzauberten Schild ab, doch einer traf Timoken im Nacken, sodass er schwankte und hinfiel.
    Mit nur einem Blick erfasste er die Kämpfe, die um ihn herum ausgebrochen waren. Einer der Viridees hatte seine Finger um Ederns Schwert geschlungen und zerrte es ihm aus der Hand. Doch bevor die Kreatur das Schwert auf Edern richten konnte, schlug Beri ihr beherzt den Arm ab. Das abgetrennte Körperteil fiel zu Boden und der Viridee gurgelte vor Wut und Schmerzen.
    Als Timoken die Klinge des Hexenmeisters erneut auf seine Brust niedersausen sah, war es fast zu spät. Doch er wehrte den Schlag mit seinem eigenen Schwert gerade noch ab. Die wirbelnde Rauchwolke war ihm jetzt so nah, dass Timoken die Gestalt des Hexenjungen im Inneren der Schwaden deutlich erkennen konnte. Er sah die grünen Sehnen, die langen, fließenden Gliedmaßen und den wabernden, schwammähnlichen Schädel unter seinem wohlgeformten Gesicht.
    „Wer bist du?“, fragte Timoken tonlos.
    „Ich bin der einzige menschliche Sohn Lord Degals, Gebieter der Viridees.“ Die Stimme des Hexenmeisters hob sich triumphierend. „Das dunkle Blut des Waldes fließt durch meine Adern und mir gehört das einzige menschliche Herz, das weder die Liebe noch ein Schwert anzutasten vermag.“
    „Du bist kein Mensch!“, rief Timoken empört und sprang wieder auf.
    Die von der Wolke umhüllte Gestalt wirbelte um ihn herum und brachte mit dem Schwert die Luft zum Summen. Timoken drehte sich mit der Wolke, wich ihr aus, bog und verrenkte sich, während das Schwert immer wieder auf ihn niedersauste.
    „Und bist du etwa ein Mensch?“, kreischte der Hexenmeister. „Ein Junge, der fliegen kann, ein Junge, dessen Leben vom Netz der letzten Mondspinne abhängt?“
    Timoken versuchte nicht hinzuhören, sondern den nächsten Schlag des blanken Schwertes vorauszusehen. Doch ihm brummte der Schädel und er fragte sich, wie lange er den Blick noch auf die sich drehende Wolke richten konnte.
    Urplötzlich stand der Hexenmeister ganz still. Timoken starrte wie gebannt die Wolke an und wartete. Nach den hektischen Bewegungen zerrte diese Totenstille an seinen Nerven. Und dann passierte es. Das Schwert schlug so schnell zu, dass
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