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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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Timoken es kaum hatte kommen sehen. Wie er es dennoch schaffte, der Klinge auszuweichen, würde er niemals ganz begreifen. Er drehte sich einfach zur Seite, stürzte auf die Wolke zu und stieß sein Schwert tief in deren Mitte. Und er betete, dass er, wenn er schon nicht das Herz seines Feindes verwunden konnte, doch wenigstens die Lebensader getroffen hatte, die ihn am Leben hielt.
    Für ein paar Sekunden drehte sich die Wolke weiter, doch dann löste sie sich allmählich auf. Noch währen sie zu Boden sank, ertönte schließlich ein Todesschrei aus ihr. Das Geräusch war so entsetzlich, dass Timoken sein Schwert fallen ließ und sich die Ohren zuhielt.
    Von den beiden Viridees war indessen nichts mehr zu sehen, nur eine Spur aus dickem grünem Schleim zog sich über die Pflastersteine vor seinen Füßen. Edern saß, den Kopf in die Hände gestützt, auf dem Boden. Als er Timokens Blick auf sich spürte, sah er auf und grinste.
    Auch die anderen waren angeschlagen und blutverschmiert, gleichwohl froh und erleichtert.
    „Wir haben gesiegt, meine Freunde!“ Timoken hob triumphierend sein Schwert.
    Er hatte den Blick nur für einen kurzen Moment von der grünen Wolke abgewandt, aber genau in diesem Augenblick war sie verschwunden.
    „Habt ihr sie gesehen?“, fragte er. „Wohin ist sie gezogen?“
    Die anderen zuckten erschöpft die Schultern.
    „Ein Hexenmeister kann nun mal verschwinden, wie du weißt“, sagte Mabon.
    Und Edern fügte sehr leise hinzu: „Mein Onkel kann das auc h – fast.“
    Timoken hob die Waffe des Hexenmeisters auf. Seltsame Symbole waren in die Klinge eingraviert. Es war eindeutig ein magisches Schwert und dennoch hatte der Hexenmeister es nicht mitnehmen können.
    Noch während er die Symbole studierte, bemerkte Timoken plötzlich eine kleine Gestalt hinter sich. Es war, als wäre der glänzende Stahl des Schwertes ein Spiegel, der Objekte reflektierte, die man mit dem menschlichen Auge nicht sehen konnte.
    Jetzt konnte Timoken die Gestalt genauer erkennen. Es war eine Schlange. Die Spiegelung der leuchtenden Kreatur huschte über die Hofmauer, ließ sich auf den Boden sinken, glitt über die Straße und verschwand im Schatten einer Gasse.
    Timoken ließ das Schwert fallen und stürmte zur Hoftür, spähte in die Gasse und rief: „Habt ihr das gesehen? Habt ihr das gesehen?“
    Edern kam hinter ihm angerannt. „Was gesehen?“
    „Die Schlange. Sie war so klein, dass ihr sie vielleicht übersehen habt.“
    „Hier gibt es jede Menge Eidechsen“, bemerkte Edern. „Sie sonnen sich auf den Mauern. Bestimmt hast du eine von ihnen für eine Schlange gehalten.“
    „Nein“, erwiderte Timoken ernst und schloss die Tür. „Jetzt ist sie fort.“
    Die anderen drängten sich um ihn.
    „Glaubst du, es war der Hexenmeister?“, fragte Mabon. „Es gibt kein Lebenszeichen mehr von ihm.“
    „Aber wie kann er auf diese Art verschwinden?“, wollte Peredur wissen.
    „Er ist eben ein Hexenmeister“, erwiderte Timoken.
    „Dann ist er gar nicht tot?“, mischte sich Gereint erschrocken ein.
    Timoken zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich hat er mehrere Leben und ich habe ihm bloß eines genommen.“
    „Wird er hierher zurückkehren?“, fragte Peredur.
    „Wir werden bald die Stadt verlassen“, beruhigte ihn Timoken. „Und dann wird Toledo für ihn keine Bedeutung mehr haben.“
    Erst jetzt bemerkte er, dass Beri allein auf der Steinbank saß, und setzte sich neben sie. Sie sah völlig erschöpft aus. Ihr Gesicht zeigte nicht einen Funken ihrer vorherigen Tapferkeit. Sie hatte einen Viridee getötet, aber sie wusste nicht, ob sie ihren Vater gerächt hatte. Und wohin war der Hexenmeister verschwunden?
    Die anderen wollten ihren Triumph feiern, aber sie konnten nicht. Immerhin hatte Beri ihren Vater verloren, wie konnten sie da von ihr erwarten, dass sie lächelte?
    „Du bist das tapferste Mädchen, das ich je getroffen habe“, versuchte Mabon sie zu trösten. Beri konnte natürlich nicht wissen, dass ein solches Kompliment aus Mabons Mund etwas Einmaliges war.
    „Das stimmt“, bestätigte Edern eifrig.
    „Das allertapferste“, versicherte Gereint.
    „Und das hübscheste“, murmelte Peredur leise und wurde dabei rot.
    Timoken stimmte ihnen voll und ganz zu, doch im Moment konnte er nur an seine Schwester denken, die irgendwo im Haus lag. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie tot war. Sie hatte mehr als einhundert Jahre lang das Elixier eingenommen, sicherlich konnte ihr noch

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