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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie
Autoren: Ivy Paul
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nur hasserfüllt an und wuchtete den schweren Riegel hoch. Dann eilte Chun in die Wohnräume davon.
    Ein Mann glitt durch den Türspalt. Komplett in Schwarz, mit einem Tuch vor dem Gesicht, war nichts weiter erkennbar als ein dünner Streifen Haut und seine braunen Augen.
    Ohne lange zu überlegen, warf sich Anna gegen die Tür, die krachend an die Schulter des Eindringlings flog. Er ächzte.
    „Überfall!“, schrie Anna.
    Auf der Galerie erschien Christopher, in der Hand trug er ein Schwert mit schmaler Klinge. Er hielt sich nicht mit den Stufen auf, sondern schwang sich über die Balustrade und landete geschmeidig wie eine Katze auf den Beinen.
    „Versteck dich oben!“, befahl er Anna barsch.
    Seine grünen Augen glühten.
    Anna zögerte.
    „Geh!“ schrie er sie an, und Anna rannte los.
    Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Christopher das Schwert schwang und auf den Eindringling einhieb und wie weitere Verbrecher durch die Tür strömten. Die Wächter rannten herbei. Warnrufe erklangen.
    Mit einem Mal wimmelte die Eingangshalle vor Menschen, schwarzgekleideten Angreifern und den Wächtern.
    Sie hörte Chun kreischen, und statt nach oben zu gehen, folgte sie Chuns Stimme.
    Anna fand die Verräterin auf dem Boden gekrümmt. Aus einer Wunde an der Seite strömte das Blut in Intervallen. Ihre Augen leuchteten fiebrig.
    Über ihr stand ein vermummter Mann, ein breites Messer in der Hand, dessen Spitze dunkel glänzte. An seiner Figur erkannte sie, dass es ein anderer war als der, den Chun eingelassen hatte. Jemand, der Chun nicht als Mitglied der schwarz Maskierten erkannte.
    Anna presste ihre Faust an die Lippen. Der Eindringling drehte sich um, und sein kalter Blick traf Anna. Sie griff sich den erstbesten Gegenstand, eine große Porzellanvase, und warf sie dem Mann an den Kopf. Sie prallte auf seine Schulter. Unbeeindruckt kam er weiter auf sie zu.
    Anna wich zurück, ihre Aufmerksamkeit glitt zu Chun. Die Frau kroch in ihre Richtung, doch an ihren Augen konnte Anna erkennen, dass die Chinesin nicht mehr zu retten war. Der Angreifer hob sein Messer. Anna sprang zur Seite und rempelte Chuns Pipa an. Sie bekam das riesige Instrument zu fassen, holte aus und schlug dem Mann die chinesische Laute an den Kopf. Er ging in die Knie, und Anna entwischte.
    Sie packte Chun unter den Achseln und versuchte, die Konkubine fortzuziehen. Die Chinesin wehrte sich erfolglos, und die Worte, die sie hervorstieß, konnte Anna nicht verstehen. Wohl aber die Gesten der Sterbenden.
    „Ich lass dich nicht zurück. Du bist eine Verräterin und eine hinterhältige Schlange, aber selbst du verdienst nicht, abgestochen zu werden wie ein Schwein!“, stieß Anna zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    Ein Schrei ertönte, und ein Mann kam herein. Er warf einen Blick auf Chun und ließ sich neben ihr nieder.
    „De“, flüsterte Chun mit ersterbender Stimme und einer Zärtlichkeit in den Augen, die Anna nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
    De, der Maskierte, redete auf Chun ein, und sie hob ihre Hand und berührte die Wange ihres Bruders unter dem schwarzen Tuch.
    Der Ausdruck in ihren Augen erstarb, und ihr Kopf sank kraftlos nach hinten.
    „Chun“, flüsterte De. Eine Träne rollte aus seinem Augenwinkel und tropfte auf den Stoff, der Nase und Mund verbarg. Dann sah er Anna an, und die Kälte seines Blickes machte ihr Angst. Doch er bedeutete ihr, sie solle gehen. Anna floh. Aus dem Wohnraum drangen der schrille Schrei eines Mannes und das zornige Flüstern von De.
    Anna rannte die Treppen nach oben. Die Röcke gerafft, sodass die kühle Abendluft ihre nackten Beine streifte. Im Innenhof kämpften die Leibwächter gegen die schwarz vermummten Eindringlinge. Unter den Kämpfenden entdeckte sie auch Christopher, der einen Einbrecher mit einem langen Stock bekämpfte. Sie zögerte einen Moment, doch dann taumelten ihr Lian und Bao entgegen. Baos Gesicht war eine starre Maske des Entsetzens. Ihre Hände waren blutverschmiert.
    Lians Augen waren weit aufgerissen und glänzten voll ungeweinter Tränen.
    Anna berührte Bao an der Schulter.
    „Bao, was ist los? Wo ist He Xien?“
    „Tot. Sie starb, als sie sich zwischen mich und einen der Einbrecher warf.“ Bao schluchzte.
    „He Xien“, wimmerte Lian. Ihre Lippen zitterten.
    „Ist dort oben noch jemand?“, fragte Anna.
    Bao schüttelte den Kopf.
    „Dann gehen wir hinauf. Wir sperren uns in Kits Gemächer ein und warten, bis er kommt.“
    Anna fühlte sich keinen Deut besser als
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