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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Autoren: Donna Leon
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kämpfte sich die nächsten zwanzig Minuten beharrlich durch Symptome und Therapievorschläge, ohne viel mehr zu erfahren als das, was Rizzardi ihm bereits gesagt hatte. Fast ausschließlich Männer, fast ausschließlich Trinker, fast immer unheilbar; besonders häufiges Auftreten der Krankheit in Italien.
    Er machte den Computer aus und widmete sich erst mal Dringenderem: Er rief im Bereitschaftsraum an und bat Pucetti heraufzukommen. Als der junge Mann eintrat, wies Brunetti auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Während Pucetti Platz nahm, schielte er immer wieder nach Brunettis Computer. Sein Blick sprang zwischen seinem Vorgesetzten und dem Computer hin und her, als habe er Schwierigkeiten, das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen. Brunetti verkniff es sich, grinsend zu bemerken, wenn Pucetti seine Hausaufgaben gemacht und aufgeräumt habe, dürfe er auch mal damit spielen. Stattdessen sagte er: »Berichten Sie.«
    Pucetti kam direkt zur Sache. »Der, den wir schon dreimal verhaftet haben – Buffaldi –, hat in den letzten zwei Jahren zwei Kreuzfahrten erster Klasse gemacht. In dem Parkhaus am Piazzale Roma steht sein neues Auto. Und seine Frau hat voriges Jahr eine neue Wohnung gekauft: ausgewiesener Preis 250 000 Euro, tatsächlicher Wert 350 000.« Pucetti zählte das an den Fingern auf, dann legte er die Hände gefaltet in den Schoß, zum Zeichen, dass er nichts mehr zu sagen hatte.
    »Wie sind Sie an diese Informationen gelangt?«, fragte Brunetti.
    Der Jüngere sah auf seine gefalteten Hände nieder. »Ich habe mich mit seiner finanziellen Situation beschäftigt.«
    »Das habe ich mir schon gedacht, Pucetti«, sagte Brunetti ruhig. »Aber wie haben Sie Zugang zu diesen Informationen bekommen?«
    »Ganz allein, Signore«, sagte Pucetti mit fester Stimme. »Sie hat mir nicht geholfen. Kein bisschen.«
    Brunetti seufzte auf. Wenn ein erfahrener Safeknacker seinem Schüler die Fingerkuppen feilt, um sie empfindlicher zu machen, oder ihm beibringt, wie man ein Schloss aufbringt – wer ist dann schuld, wenn der Safe aufgebrochen wird? Oder wenn er, Brunetti, mit seinem Einbrecherwerkzeug eine Tür aufmachte – trug dann der Dieb, der ihm das beigebracht hatte, womöglich eine Teilschuld? Und da Brunetti diese Kunst an Vianello weitergegeben hatte – wie verteilte sich die Schuld, wenn es um die Türen ging, die der Ispettore knackte?
    »Es ist bewundernswert, wie Sie Signorina Elettra in Schutz nehmen, Pucetti, und Ihr Geschick ist der beste Beweis, bei wem Sie in die Lehre gegangen sind.« Er verkniff sich ein Lächeln. »Aber ich hatte mit meiner Frage etwas Praktischeres im Sinn: Was haben Sie geknackt, und welche Informationen haben Sie gestohlen?«
    Brunetti beobachtete, wie Pucetti gegen seinen Stolz und seine Verwirrung ob des scheinbaren Missfallens seines Vorgesetzten ankämpfte. »Seine Kreditkartenunterlagen, Commissario.«
    »Und die Wohnung?«, hakte Brunetti nach, da man Wohnungen schließlich nicht mit der Kreditkarte zu bezahlen pflegte.
    »Ich habe den Notar ermittelt, der den Kauf abgewickelt hat.«
    Brunetti verkniff sich jede ironische Anmerkung.
    »Und ich kenne jemanden, der in der Kanzlei arbeitet«, fügte Pucetti hinzu.
    »Wer ist das?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen«, antwortete Pucetti mit gesenktem Blick.
    »Bewundernswerte Bescheidenheit«, sagte Brunetti. »Und diese Person hat den Preisunterschied bestätigt?«
    Pucetti blickte auf. »Nicht den genauen Betrag, Signore, aber sie sagte, als der Kauf mit dem Notar besprochen wurde, hätte niemand ein Geheimnis daraus gemacht, dass der wahre Wert mindestens hunderttausend Euro über dem Kaufwert liege.«
    »Verstehe.« Brunetti ließ ein wenig Zeit verstreichen; Pucetti schielte zweimal zu dem Computer hinüber, als wolle er sich das Modell und die Maße merken. »Und wohin führt uns das?«
    Pucetti war kaum zu bremsen. »Reicht das nicht, um die Ermittlungen wiederaufzunehmen? Mit seiner Arbeit verdient er etwa fünfzehnhundert Euro im Monat. Wo also hat er das viele Geld her? Er wurde gefilmt, wie er Koffer geöffnet und Sachen herausgenommen hat: Schmuck, Kameras, Computer.« Er brach ab, als sei nicht er es, der Fragen zu beantworten habe.
    »Die Videoaufzeichnungen wurden im letzten Prozess nicht als Beweismaterial zugelassen, das wissen Sie, Pucetti, und noch leben wir nicht in einem Land, wo der bloße Besitz von großen Mengen Geld als Beweis dafür gilt, dass es gestohlen wurde.« Brunetti sprach so
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