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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Autoren: Donna Leon
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Stadtplan.
    »Am Ende der Calle Dogolin.«
    Brunetti brummte bestätigend, starrte die Wand hinter Bocchese an und machte sich auf einen unmöglichen Rundweg, sprang, ausgehend von diesem einen Punkt, über Kanäle von einer Sackgasse in die andere und versuchte, allerdings vergeblich, sich die Gebäude ins Gedächtnis zu rufen, die über Türen und Treppen direkt hinunter ins Wasser verfügten.
    Schließlich sagte Bocchese: »Fragen Sie lieber Foa nach den Flutzeiten. Der kennt sich aus.«
    Daran hatte Brunetti auch schon gedacht. »Ja. Das werde ich tun.« Dann fragte er: »Kann ich mir seine Sachen ansehen?«
    »Natürlich. Die müssten inzwischen trocken sein«, sagte Bocchese. Er ging ihm voraus an dem Tisch vorbei, an dem die zwei Männer immer noch die Gegenstände aus der Schachtel katalogisierten, und öffnete linker Hand die Tür zu einem Lagerraum. Darin schlugen Brunetti Hitze und ein unangenehmer, penetranter Geruch entgegen: eine Mischung aus Moder und fauligem Unrat.
    An einem Wäscheständer hingen ordentlich gefaltet ein Hemd, eine Hose, Unterwäsche und ein Paar Strümpfe. Brunetti bückte sich darüber, sah aber nichts Besonderes. Darunter stand ein einzelner Schuh: braun, etwa Brunettis Größe. Auf einem kleinen Tisch lagen ein goldener Ehering, eine Uhr mit Stretcharmband aus Metall, ein paar Münzen und ein Schlüsselbund.
    Brunetti nahm die Schlüssel, ohne groß zu fragen, ob er sie anfassen durfte. Vier davon sahen aus wie gewöhnliche Türschlüssel, ein weiterer war wesentlich kleiner, und auf dem letzten prangte das unverkennbare VW , das der Hersteller auf alle seine Schlüssel prägen ließ. »Er besitzt also ein Auto«, sagte Brunetti.
    »Wie etwa vierzig Millionen andere Leute«, gab Bocchese zurück.
    »Dann sage ich zu den Hausschlüsseln und dem für den Briefkasten lieber nichts«, meinte Brunetti grinsend.
    »Vier Häuser?«
    »Für mein Haus braucht man zwei«, sagte Brunetti. »Wie für die meisten Häuser in der Stadt. Und noch mal zwei, um in mein Büro zu kommen.«
    »Ich weiß«, sagte Bocchese. »Ich will Sie nur provozieren.«
    »Das habe ich bemerkt«, sagte Brunetti. »Und der kleinere? Sehe ich das richtig, dass der für einen Briefkasten ist?«
    »Kann sein«, meinte Bocchese in einem Ton, der andeutete, dass es auch nicht so sein könnte.
    »Was käme denn noch in Frage?«
    »Ein kleiner Safe, nichts Kompliziertes. Eine Werkzeugkiste, ein Gartenschuppen, ein Garten- oder Hoftor und bestimmt noch manches andere, was mir jetzt nicht einfällt.«
    »Irgendwas in den Ring graviert?«
    »Nein«, sagte Bocchese. »Fabrikware – wird überall verkauft.«
    »Die Kleidung?«
    »Das meiste in China hergestellt – wo auch sonst heutzutage? –, aber der Schuh ist ein italienisches Fabrikat: Fratelli Moretti.«
    »Seltsame Kombination: Kleidung aus China und kostspielige Schuhe.«
    »Jemand könnte sie ihm geschenkt haben«, schlug Bocchese vor.
    »Hat Ihnen schon mal jemand Schuhe geschenkt?«
    »Heißt das, ich soll aufhören, Sie zu provozieren?«, fragte Bocchese.
    »Das wäre hilfreich.«
    »Na schön. Darf ich laut denken?«
    »Auch das wäre hilfreich.«
    »Ich habe mir seine Kleidung genau angesehen: kein Hinweis darauf, dass er in einem Boot war. Die Kleider sind sauber: kein Öl, kein Teer, nichts, was einen schmutzig macht, wenn man in ein Boot gelegt wird. In einem Boot macht man sich immer schmutzig, auch wenn es keinen Motor hat.«
    »Und?«
    »Ich nehme an, er wurde an Land erstochen, entweder auf der Straße oder in einem Haus, und danach ins Wasser geworfen. Der oder die Mörder hielten ihn für tot oder waren jedenfalls überzeugt, dass er keine Überlebenschance hatte, und der Kanal kam ihnen gerade recht, ihn loszuwerden. Vielleicht, um Zeit zu gewinnen und aus der Stadt zu verschwinden, oder aber damit er vom Tatort wegdriftete.«
    Brunetti nickte. Daran hatte er auch gedacht. »In einem Boot hätte man ihn liegen sehen.«
    »Wir überprüfen die Sachen noch auf Faserspuren, um festzustellen, ob er mit irgendetwas zugedeckt war. Aber das war wohl nicht der Fall«, sagte Bocchese und wies auf das schlichte weiße Baumwollhemd, das keinerlei Besonderheiten aufwies.
    »Kein Jackett?«, fragte Brunetti.
    »Nein. Er hatte nur Hemd und Hose an«, sagte Bocchese. »Eigentlich müsste er ein Jackett oder einen Pullover getragen haben. Gestern Nacht war es zu kalt, um draußen so rumzulaufen.«
    »Er könnte auch bei sich zu Hause getötet worden sein«, meinte
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