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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag
Autoren: John Baker
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nach neun wußte er, daß er sie nie Wiedersehen würde. Er verließ das Restaurant und machte sich niedergeschlagen auf den Weg zu Marie.
    Jeanie hatte ihn ihm Krankenhaus besucht. Einmal. Hatte ihm Weintrauben gebracht und einen Virago Modern Classic, der nie richtig in die Gänge kam, sich nach Seite zehn totlief. Vielleicht war das ein Zeichen.
    Marie öffnete die Tür und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. Er zog seine Jacke aus und setzte sich an den Tisch.
    «Ich dachte, du wärst heute abend mit Jeanie verabredet», sagte Marie.
    «Ja», sagte er. «Solche Sachen kommen manchmal anders, als man denkt.»
    Marie ging in die Küche. «Ich setze den Kessel auf.»
    Er hatte gewußt, daß sie sich nicht blicken lassen würde. Er hatte immer gewußt, daß der Augenblick kommen würde, an dem er dort sitzen würde, auf sie wartete, und sie kam nicht. Als sie ihm von ihrem irischen Lover erzählte, da hatte er es ganz sicher gewußt, aber auch schon vorher, eigentlich war’s offensichtlich gewesen seit dem ersten Mal, als sie ihm zu Gesicht gekommen war. So eine Frau. Was sollte sie von einem Burschen wie ihm wollen?
    Der Name des Iren? Caffrey. Michael Caffrey. Michael und Jeanie waren ein Paar. Die zwei hatten sich ausgeguckt, und sie würden eine gemeinsame Zukunft haben. Sam Turner würde Single bleiben und versuchen zu leben. Etwas, womit er sich auskannte.
    «Hast du irgendwas gegessen?» fragte Marie.
    «Ricardo hat mir Pasta angeboten. Ich habe keinen Hunger.»
    «Hast du sie geliebt?» fragte sie.
    Sam schüttelte den Kopf. «Eine Weile hab ich’s gedacht, ja. Aber nein, es war weniger als Liebe. Weniger als Liebe, aber süßer, als allein zu sein.»
    «Ich könnte was Blues hören», sagte sie. «Oder eine Flasche Gin knacken?»
    Sam lächelte. «Wegen einer Frau?» sagte er. Er sah Marie an, um die Ironie in ihren Augen zu sehen. «Weißt du, was mir gefallen könnte?» fragte er. «Almost Blue von Elvis Costello. Das Nashville-Album. Hast du das?»
    Marie drehte sich zu einem CD-Ständer um. «Es ist hier irgendwo.»
    «Und Brie», sagte Sam. «Knäckebrot. Und eine groooße Flasche Cola Light.»
    «Da bist du hier richtig. Das alles hab ich. Sogar einen kleinen gäteau. Aber dir ist bewußt, daß so ein Leben nur ein Ersatz ist?»
    «Oh, ja», sagte Sam. «Darüber bin ich mir völlig im klaren.»
     
    «Wie ist es denn so, bei Celia zu wohnen?»
    «Es ist gut», sagte Sam, schnitt sich eine dünne Scheibe Brie ab und legte sie auf ein Stück Roggenbrot. Er griff nach dem roten Pfeffer. «Sie macht kein großes Getue. Läßt mich mein Leben leben. Als vorübergehende Regelung könnte ich mir nichts Besseres vorstellen.»
    «Und auf lange Sicht?»
    «Ich brauche eine eigene Wohnung. Geordie wohnt bei Janet, und sie brauchen mehr Platz. Wenn wir ein Haus fänden, vielleicht könnten wir es uns dann teilen.»
    «Ein Haus», sagte Marie. «Schon etwas in Aussicht?»
    «Also, ja. Celia hat eine Freundin. Dora soundso. Ich komme im Moment nicht auf ihren Nachnamen. Sie besitzt ein Haus in der Nähe der Universität. Es ist zur Zeit noch vermietet, aber die Leute dort ziehen irgendwann diesen Sommer aus. Es ist groß genug, um es aufzuteilen, ein paar Zimmer für mich, und der Rest für Geordie und Janet. Hört sich an, als könnte es klappen.»
    Marie beobachtete ihn eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dann schüttelte sie den Kopf. «Deine Bewegungen besitzen die Geschwindigkeit und Präzision der Jugend, aber nichts von ihrem Enthusiasmus.»
    Sam lächelte trocken. «Der -Effekt.»
    «Du willst nicht über Jeanie sprechen?»
    «Nicht heute abend. Vielleicht irgendwann mal. Ich ruf dich an, wenn’s dringend wird.»
    «Du kannst nicht über alles Witze machen, Sam.»
    «Ich werde dich anrufen. Versprochen.» Er steckte den letzten Bissen Roggenbrot in den Mund. «Kommst du mit den Kids weiter?»
    «Kids?»
    «Die Ermittlung.»
    «Es sieht vielversprechend aus», sagte Marie. «Ich habe mit dem Jungen geredet, den Geordie vor dem Fitneßcenter kennengelernt hat. Tony, nun, man muß ihn Tone nennen. Wenn man ihn Tony nennt, kriegt er einen Koller. Ich habe noch ein paar andere kennengelernt, diejenigen, die sich in der Nähe des Fitneßcenters herumtreiben und dealen. Alle kannten Doc, und ein paar von ihnen waren auch schon bei Franco. Ich denke, Tone wird irgendwann eine Aussage machen, und vielleicht auch einer der anderen. Dann ist da noch ein obdachloser Streuner in der Stadt. Pete sagt, er wäre
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