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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag
Autoren: John Baker
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geschlagen worden. Ihr Wagen hat einen Kopfsprung in den Fluß gemacht. Ihr Gesicht sieht aus, als wäre ein Bus drüber gefahren, und jetzt ist ein Bombenattentat auf ihr Haus und die ganze Nachbarschaft verübt worden. Wieso, Mr. Turner, beschleicht mich das Gefühl, daß Sie mir gegenüber nicht frank und frei sind?»
    Sam antwortete nicht. Das war wirklich sehr gut, dachte er. Daß er nicht frank und frei war. Franco. Ausgesprochen schade, den Witz ungenutzt vorbeiziehen lassen zu müssen, aber er bremste sich. Er sah Delany an und schüttelte den Kopf. Unterdrückte ein weiteres Gähnen.
    «Falls nötig, habe ich die ganze Nacht Zeit», sagte Delany. «Wenn Sie nicht nach Hause wollen, mir soll’s recht sein.»
    Sam sah Geordie an, und beide lachten. «Wir haben kein Zuhause mehr», sagte Sam. Er schaute sich in dem Vernehmungszimmer um. «Falls Sie uns hier für ein paar Tage unterbringen können, würde uns das schon ziemlich weiterhelfen. Ist zwar nicht ganz unser Stil, aber alle Male besser als ein Baumhaus.»
    «Okay», sagte Delany. «Ben Wills hat in Ihrem Haus eine Bombe gelegt. Während er noch damit beschäftigt war, besagte Bombe zu legen, hat er sich selbst in die Luft gejagt. Sein Bruder, Gordon Wills, auch bekannt als Gog, wurde in seinem Haus gefunden, einer Wohnung über dem Monster Gym in Acomb. Gordon Wills war tot, allem Anschein nach einer Schußverletzung erlegen. Wir glauben, daß diese Kugel aus kürzester Entfernung abgefeuert wurde.»
    «Warum erzählen Sie mir das alles?» fragte Sam.
    «Weil Ben Wills Sie ganz offensichtlich nicht mochte. Ich halte nichts von der Theorie, daß er sich ihr Haus ausgeborgt hat, um dort Selbstmord zu begehen. Vielmehr habe ich das Gefühl, daß diese Bombe eigentlich für Sie bestimmt war. Nun würde es mich nicht sehr überraschen, wenn ich herausfände, daß Ben Wills sauer auf Sie war, weil Sie seinen Bruder erschossen haben.»
    «Warum sollte ich so was tun?» fragte Sam.
    «Weil er Ihr Gesicht übel zugerichtet hat.» Delany lächelte. «Warm oder kalt?»
    «Sie raten doch nur», sagte Sam. «Wenn Sie irgendwelche Beweise hätten, würden Sie nicht mit uns reden. Wir würden längst in einer Ihrer Zellen schmoren und wüßten nicht mal, wieso.»
    «Sie besitzen nicht zufälligerweise eine 9mm Automatik, Mr. Turner, oder?»
    Sam stand auf und zog seine Hosentaschen nach außen. «Das hier habe ich», sagte er. «Meine gesamte irdische Habe. Mein Freund Geordie hier befindet sich in exakt der gleichen Lage. Sie können sich einen Durchsuchungsbefehl besorgen, falls Ihnen danach ist, und diesen Ziegelhaufen durchkämmen, in dem wir mal gewohnt haben.»
     
    Wieder auf der Straße, drehte Geordie sich auf dem Bürgersteig. Barney war auf dem Polizeirevier in einen Käfig gesteckt worden, und er war so überglücklich, wieder draußen zu sein, daß er seine Pfoten kaum auf dem Boden halten konnte. Immer wieder sprang er an Sam und Geordie hoch, versuchte, ihnen übers Gesicht zu lecken. «Er war noch nie im Knast», sagte Geordie.
    «Jede Wette, daß die ihm seine Rechte nicht vorgelesen haben.»
    «Du könntest sie wegen ungerechtfertigter Festnahme verklagen, Barney.»
    Sie gingen die Fulford Road entlang. Geordie trat einen Stein über den Bürgersteig und schaute zu, wie er auf die Straße rollte. «Wir sind jetzt obdachlos, Sam, stimmt’s?» fragte er.
    «Schätze. Zumindest macht’s wenig Sinn, heute abend nach Hause zu gehen.»
    «Und? Was machen wir jetzt?»
    «Kannst du bei Janet Unterkommen? Ich kampiere im Büro.»
    «Ja», sagte Geordie. Und dann: «Ich will nicht schon wieder gottverdammt obdachlos sein, Sam.»
    «Keine Angst. Uns fällt schon irgendwas ein. Heute abend müssen wir improvisieren, aber morgen werden wir uns nach einer etwas dauerhafteren Lösung umsehen.»
    «Als du das gemacht hast, vorhin, auf dem Revier, deine Taschen rausgezogen. Mein Gott, es stimmte, oder? Ich könnte haargenau das gleiche machen. Meine Taschen rausziehen, und genau soviel besitze ich. Ich habe diese Lederjacke und eine Leine für Barney. Ich hab vielleicht sechs, sieben Mäuse in der Tasche. Und das war’s dann. Das bin ich.
    Vor ein paar Stunden hatte ich noch eine Stereoanlage, Platten und Bänder. Ich hatte einen Tuner und Bücher und einen Korb für Barney. Und im Schrank hatten wir was zu essen, eine fette Flasche Coke, die ich gerade erst im Supermarkt gekauft hab, Eier und Speck und Brot. Fast eine volle Schachtel Weetabix. Socken und
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