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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt
Autoren: Janet Evanovich
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lauschte. Nichts rührte sich in
dem Haus vor mir. Keine düstere Wolke hing über dem Dach.
Hin und wieder rollte ein Auto vorbei, aber im Grunde war die
Straße verlassen. Ich hatte die Hand aufs Herz gedrückt und
spürte, dass sich mein Puls allmählich beruhigte. Wahrscheinlich war er inzwischen sogar unter die Infarktgrenze abgesunken.
    Na schön, dann würde ich mal zusammenfassen, was ich
bis jetzt wusste. Jemand hatte Bills Apartment verwüstet.
Glücklicherweise war er schon wieder verschwunden. Unglücklicherweise war offenbar auch Bill verschwunden. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich noch mal reinging und
mich umsah.
    Die Stimme der Vernunft schnauzte mich in meinem Kopf
an. Spinnst du total? Ruf die Polizei. Hier wurde ein Verbrechen begangen. Halt dich da raus.
    Dann meldete sich die Stimme der verantwortungsvollen älteren Schwester zu Wort. Sei nicht so feige. Geh wenigstens
einmal durch alle Zimmer. Bill kann manchmal ziemlich bescheuert sein. Weißt du noch, wie er Andy Wimmers GTOOldtimer aus der Werkstatt »auslieh«, um mit seinen Kumpeln
eine Spritztour zu unternehmen, und dabei im Knast landete?
Und was war damals, als er sich für seine Super Bowl Party
ein Fass Bier aus Joey Kowalskis Bar »borgte«? Vielleicht
solltest du die Polizei vorerst raushalten. Vielleicht solltest du
erst mal selbst versuchen rauszufinden, was hier passiert ist.
    O Gott, sagte die Stimme der Vernunft.
Halt den Rand, sonst fängst du eine, dass du bis morgen
keinen Ton mehr sagen kannst, sagte die Schwesternstimme
zur Stimme der Vernunft.
Wie man merkt, ist die Schwesternstimme in einer Werkstatt in Baltimore groß geworden.
Ich seufzte schnaufend, wuchtete die Reisetasche wieder
auf meine Schulter und marschierte auf ein Neues in das
Apartmenthaus und dort die Treppe hoch. Oben stellte ich die
Tasche auf dem Boden ab und sah mir das Zimmer genauer an.
Hier hatte jemand nach etwas gesucht. Und er hatte es entweder sehr eilig gehabt, oder er war sehr wütend gewesen. Man
konnte auch eine Wohnung durchsuchen, ohne ein derartiges
Chaos zu veranstalten.
Es war kein großes Apartment. Es bestand aus einem kombinierten Wohn- und Essraum sowie Küche, Bad und Schlafzimmer. Im Bad stand die Tür des Medizinschranks offen,
aber ansonsten wirkte der Raum unberührt. In einem Bad gibt
es nicht viel rauszuzerren, oder? Der Deckel des Spülkastens
lag auf dem Boden. Aber es waren keine Fliesen rausgeschlagen worden.
Ich wagte mich vor ins Schlafzimmer und sah mich dort
um. Überall im Zimmer waren Anziehsachen verstreut. Die
Schublade des Nachtkästchens lag auf dem Boden, und der
Teppich war mit Kondomen übersät. Haufenweise Kondome.
Als wäre die ganze Schublade mit Kondomen voll gestopft
gewesen. Ja, das war eindeutig Bills Apartment, dachte ich.
Obwohl mir die Masse an Kondomen selbst für Bills Verhältnisse übertrieben erschien.
Fernseher und DVD-Player standen noch an ihrem Platz.
Folglich konnte ich einen Drogeneinbruch von der Liste der
möglichen Ursachen streichen.
Ich ging wieder in die Küche und stöberte dort ein wenig
herum, ohne was Interessantes zu finden. Kein Adressbuch.
Keine Notizen über irgendwelche kriminellen Aktivitäten.
Keine Straßenkarten mit einer orange eingezeichneten Einbruchsroute. Allmählich fühlte ich mich in dem Apartment
wohler. Ich war jetzt schon fünfzehn Minuten hier, ohne dass
was Schlimmes passiert war. Niemand war mit einer Knarre
oder einem Messer in der Hand die Treppe heraufgepoltert. Ich
hatte keine Blutflecken entdeckt. Wahrscheinlich war das
Apartment wirklich sicher, sagte ich mir. Schließlich war es
bereits durchsucht worden, oder? Es gab keinen Grund für die
bösen Buben, noch mal zurückzukommen.
Als Nächstes kam der Yachthafen dran. Bill arbeitete auf
einer Yacht, die einem Unternehmen namens Calflex gehörte.
Das Schiff hieß Flex II und hatte die Miami Beach Marina als
Heimathafen. Noch am Flughafen hatte ich mir eine Straßenkarte und einen Reiseführer zugelegt. Der Straßenkarte zufolge
konnte ich zu Fuß zum Yachthafen gehen. Nur würde ich als
Schweißpfütze ankommen, wenn ich in diesen Klamotten loszog, darum zog ich stattdessen einen kurzen rosa Baumwollrock, ein weißes Tank Top und weiße Leinenturnschuhe an.
Na schön, ich habe mein Haar blond gebleicht und ich stehe
auf Rosa. Kriegt euch wieder ein.
Während ich mich durch den Ramsch auf Bills Küchenboden gewühlt hatte, hatte ich gleichzeitig nach
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