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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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dieser Welt übrigbleiben.«
    »Was zum Beispiel?« wollte Irduz wissen.
    Der Schmied betrachtete angelegentlich seine Füße und rieb sich das Gesicht, um sein spöttisches Lächeln zu vertuschen. Dann blickte er Irduz wieder an. »Die Titantürme auf euren Monumenten.«
    »Was noch?«
    Er hob die Schultern. »Im Augenblick komme ich nicht darauf, aber die Dinge, die unversehrt bleiben werden, sind für euch nicht von Interesse – abgesehen von den Diamanten. Titaniumverkleidete Raumschiffe könnten eventuell noch starten, vorausgesetzt, sie sind hermetisch verriegelt. Aber auf Kohlenstoff basierende Lebensformen würden zuerst vernichtet werden; offenbar brauchen die Replikatoren Kohlenstoff, um Diamant herzustellen. Wir werden uns alle in Diamant verwandeln – in ein Netz aus diamantenen Absonderungen, das auf einem Teich schwimmt. Der menschliche Körper besteht zum größten Teil aus Wasser, und das können die Replikatoren nicht verwerten.« Er betrachtete die funkelnde, unheilbringende Wolke. »Wie eine Seuche wird es sich ausbreiten ... Das Ding kann nicht alles so schnell vernichten wie die Menschen, manches Material wird noch wochenlang dem Angriff widerstehen. Bis der gesamte Planet umgeformt ist, vergehen womöglich Monate ...«
    »Halte das Ding auf!« schnarrte Irduz. »Halte es auf, und jeder Wunsch wird dir erfüllt!«
    Die Lippen des Schmieds zuckten. »So einfach geht das nicht. Deine Götter mögen bestechlich sein, Priester, meine sind es nicht.« Er zeigte auf die sich zersetzenden Kraftfelder. »Wahrscheinlich kann ich den Vorgang stoppen ...«, murmelte er schließlich, während er angewidert in die Gesichter der Männer schaute. »Am liebsten würde ich euch alle in die Hölle schicken und mich selbst mit einem Raumschiff retten. Aber unsere gemeinsamen Freunde wollen, daß du noch eine Weile dein hohes Amt verwaltest, Irduz.« Er berührte das Medaillon, das auf seinem Hemd ruhte. »Wenn du also das nächste Mal betest, weißt du, bei wem du dich zu bedanken hast. Aber wenn ich deine Welt rette, dann verlange ich von dir, daß du diesen inkompetenten Hurensöhnen hier zeigst, was in diesem Gemäuer sonst noch vor sich geht.« Mit dem Kinn deutete er in die Richtung der Tür, die in den Folterkeller führte.
    »Wir können nichts dafür!« beschwerte sich der Forscher, der neben ihm stand. »Fakl ging in den Transfer! Die ganze Zeit über hatten wir Kontakt mit dem Sibyllennetz, und wir folgten exakt den Anweisungen! Unser Programm war nicht fehlerhaft, das schwöre ich!«
    Der Schmied schwenkte herum. »Ihr habt die Daten über den Sibyllentransfer erhalten?« fragte er. »Das glaube ich nicht. Das ist unmöglich.«
    Ein anderer Mann, der das Kleeblatt der Sibyllen trug, trat vor. »Solange der Prozeß andauerte, befand ich mich im Transfer«, behauptete er. »Von unserer Seite wurde kein Fehler gemacht. Wir taten nur das, was uns gesagt wurde. Der Fehler liegt beim Sibyllennetz. Dort ist der Irrtum zu suchen ...« Er brach ab.
    In seinen Augen spiegelte sich Angst – aber er fürchtete nicht die Rache der Kirche oder den drohenden Weltuntergang – es war die Angst eines Mannes, dessen Glaube an etwas, dem er mehr vertraute als jedem Gott, bis in die Grundfesten erschüttert worden war.
    »Das kann nicht sein«, meinte Irduz.
    »Doch«, murmelte der Schmied. »Es könnte stimmen.«
Vielleicht bin ich deshalb hier...
Er schüttelte den Kopf, als er daran dachte, daß womöglich ein Alptraum Wirklichkeit wurde. Eine namenlose Furcht ergriff von ihm Besitz, und er sog scharf die Luft ein.
Warum ... ?
    »Glaubst du, das gesamte Sibyllennetz könnte gestört sein?« fragte Irduz. »Wie wäre das möglich?«
    »Sei still«, sagte der Schmied barsch, »und laß mich arbeiten, es sei denn, du willst am eigenen Leib erfahren, was es für ein Gefühl ist, wenn sich dein Fleisch krümmt und windet, und jede Feuchtigkeit aus deinem Körper entweicht ...«
    »Du wagst es, so mit mir zu sprechen?!«
    Der Schmied starrte ihn an. Irduz preßte die schmalen Lippen aufeinander, und der Schmied wandte sich wieder von ihm ab.
    Er gab neue Befehle in das Kontrollsystem ein und prüfte die fehlerhaften Daten der Sibyllen. Die Analysen fanden teils in der Maschine, teils in seinem Kopf statt. Das nüchterne, präzise Denken beruhigte ihn, füllte ihn aus und ließ ihn seine menschlichen Ängste vergessen. Die Replikatoren waren aufgebaut wie Bakterien. Durch das richtige Gift konnten sie unschädlich gemacht
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