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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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Eigenmächtigkeit uns allen zum Schaden gereichen kann.«
    Aha,
dachte Clavally.
    »Bei den Winterleuten munkelt man, sie sei der illegale Klon der alten Königin, eine unnatürliche Kopie ihrer selbst, die die Außenweltler anfertigten, um uns zu unterdrücken«, erzählte Capella Goodventure weiter. »Sie kann unmöglich eine vom Sommervolk sein, obwohl sie behauptet, sie stamme vom Dawntreader-Clan ab.«
    »Sie gehört zum Dawntreader-Clan?« fiel Clavally ihr verblüfft ins Wort. »Vor fünf Jahren kannte ich mal eine Sibylle aus diesem Clan. Sie hieß Mond ...«
    Jetzt war es die Goodventure-Frau, die überrascht dreinschaute.
    »Ist
sie
denn die neue Königin?« fragte Clavally staunend. Die Antwort las sie in Capellas Augen.
    »Was, du kennst sie?« vergewisserte sich die Frau. »Wie sah sie denn aus?«
    »Sie war noch sehr jung und hatte hellblondes, fast weißes Haar. Ihre Augen waren von einer ungewöhnlichen Farbe, wie Achate ...« Sie sah es an Capellas Gesichtsausdruck, daß sie die neue Königin beschrieben hatte.
    »Sie ist tatsächlich eine Sibylle«, mischte sich Danaquil Lu abrupt ein. »Wir selbst haben sie unterwiesen. Und sie gehört zum Sommervolk, wenn sie von den Winterleuten abstammen würde, hätte ich es bemerken müssen.«
    Aus schmalen Augenschlitzen starrte Capella Goodventure ihn an; er hielt ihrem Blick stand, bis sie schließlich die Lider senkte. »Mit ihr stimmt etwas nicht«, sagte sie nach einer Weile, indem sie Clavally erneut ansah. »Ich sage euch, was ich zu allen Sibyllen sage, denen ich begegne –
ich
muß in die Stadt zurück, aber ihr solltet sie meiden. Geht nicht nach Karbunkel.«
    Sie drehte sich um und ging fort, sich energisch den Weg durch die Menge bahnend.
    Clavally und Danaquil Lu tauschten einen Blick. »Vielleicht paßt es Capella nur nicht, daß die neue Königin nicht dem Goodventure-Clan angehört«, mutmaßte Clavally.
    Um Danaquil Lus Mundwinkel zuckte ein ironisches Lächeln; doch gleich darauf wurde er wieder ernst. »Was denkst du wirklich?« wollte er wissen.
    Sie verscheuchte eine Fliege, die an ihrem Ohr summte wie ein Zweifel ; und merkte, daß sie schon wieder die Stirn runzelte. »Ich erinnere mich an diese Mond Dawntreader, die wir damals kannten. Sie war ein außergewöhnliches Mädchen, das steht fest ... Sie hatte so etwas an sich ... Aber ich mochte sie immer gern. Ich hätte Lust, mich selbst zu überzeugen, was an der Geschichte dran ist, Dana.«
    Er nickte mit verkniffener Miene. »Du möchtest nach Karbunkel gehen?«
    Sie nickte bedächtig. »Aber was ist deine Meinung? Was findest du? Was möchtest du tun?«
    Er schaute übers Meer nach Norden und mußte blinzeln, weil die Lichtreflexe auf dem Wasser ihn blendeten. Sie sah, wie er krampfhaft schluckte, als stecke ihm ein Brocken in der Kehle. Schließlich sagte er: »Ich will heimgehen.«

ONDINEE
Razuma
    H alt! Wer bist du?«
    Er blieb im düsteren Gang des Inquisitoriums stehen, umringt von waffenstarrenden, kalt dreinblickenden Männern.
    »Der Schmied.« Wenn er in einer Mission wie dieser unterwegs war, kannte man ihn nur als den Schmied; dann trug er offen das Silbermedaillon, das er sonst unter dem Hemd verbarg. Der Stern mit dem Kompaß, dieses mysteriöse Zeichen, das so viel bedeutete, erlaubte es ihm, sich Dinge herauszunehmen, die andernfalls tödlich geendet hätten. In diesem speziellen Medaillon war der Stern ein Solii, ein seltener Edelstein, der im Zentrum von sterbenden Sternen entsteht. Er war wertvoller als ein Diamant, und einige Mystiker glaubten, er besäße die Macht der Erleuchtung. In dieser Fassung symbolisierte er all dies und noch mehr. »Der Hohepriester hat nach mir geschickt.«
    Die Männer, die ihn umringten, trugen die Uniformen der Kirchenpolizei, mit dem blutroten Abzeichen, das sie als Elitetruppe des Hohepriesters auswies. Skeptisch musterten sie sein jugendliches Gesicht und das Medaillon an seinem Hals. Dann senkten sie ein wenig die Waffen. Sie trugen Plasma-Gewehre, nicht die Stunner, die von den meisten Polizei-Einheiten benutzt wurden, und die billiger und humaner waren. Die Polizisten mit den roten Abzeichen wurden auch die ›Terrortruppe‹ genannt, und dieser Name war keine leere Drohung. »Komm mit!« forderte einer der Wachleute ihn schließlich auf. »Der Hohepriester erwartet dich bereits.«
    Der Schmied folgte ihnen durch den finsteren, hallenden Gang und dann eine lange Steintreppe hinunter. In der Mitte waren die Stufen
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