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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Letzter. Er hatte seinen widerspenstigen Haarschopf unter einen Cowboyhut aus Wildleder geschoben, und obwohl die intensive und anstrengende Behandlung mit Antibiotika, der sich er und Nora hatten unterziehen müssen, vor zwei Wochen zu Ende gegangen war, wirkte er noch immer ziemlich mitgenommen.
    Es war Ende August, und über den türkisblau leuchtenden Himmel zogen ein paar weiße Kumuluswolken. Zaunkönige flatterten durch die Luft und erfüllten den lieblichen Canon mit ihren glockenartigen Rufen. Ein schmaler, von großen Pappeln gesäumter Bach plätscherte munter in seinem Bett aus weichem Sand. An fast jeder Biegung des Canons waren hoch in den Felswänden kleine Alkoven mit Anasazi- Ruinen zu sehen, die nicht viel mehr als ein, zwei Räume aufwiesen, aber in ihrer bescheidenen Perfektion dennoch wunderschön waren.
    Nora ließ ihr Pferd das Tempo bestimmen und konzentrierte sich allein auf die Wärme der Sonne, die ihr auf die jeansbekleideten Beine schien, das Murmeln des nahen Baches und die Bewegung des Pferdes unter sich. Ab und zu musste sie innerlich grinsen, wenn sie hörte, wie Smithback hinter ihr sein störrisches Reittier lautstark verwünschte, das alle paar Schritte stehen blieb und an einem Büschel Klee oder einer Distelblüte herumknabberte und dabei die wüsten Drohungen und Beschimpfungen seines Reiters ignorierte. Bill Smithback hatte einfach keine gute Hand mit Pferden.
    Nora rief sich wieder ins Gedächtnis, dass es ein großes Glück war, ihn jetzt hier zu haben. Aber ein ebenso großes Glück war es, dass sie selbst die Ereignisse im Tal von Quivira überlebt hatte. Sie dachte kurz an ihren schrecklichen Rückmarsch in die Zivilisation, der nun schon einen Monat zurücklag. Smithback war immer schwächer geworden, und auch sie hatte in zunehmendem Maße unter den Folgen der Pilzinfektion zu leiden gehabt. Wenn Skip und Emest Goddard mit ihrer Rettungsexpedition ihnen nicht auf halbem Weg entgegengekommen wären, wenn nicht am See ein schnelles Motorboot und im Hafen von Wahweap kein Hubschrauber zum Transport ins nächste Krankenhaus auf sie gewartet hätte, dann wären sie und Smithback jetzt wohl nicht mehr am Leben. Eine Zeit lang hatte Nora sogar gedacht, dass das vielleicht besser gewesen wäre, als Goddard mitteilen zu müssen, mit welchem entsetzlichen Verlust er persönlich den Erfolg der Expedition bezahlen musste.
    Als sie jetzt, etwa fünfzig Kilometer nordwestlich der Ruinen von Quivira, hinter John Beiyoodzin dahinritt, kam es ihr vor, als habe die Landschaft hier eine kleinere, menschlichere Dimension als die Canons rings um Quivira: Alles war freundlich und grün, und Wasser gab es mehr als genug. John Beiyoodzin hatte gerade wieder einmal eine Pause in seiner langen Erzählung eingelegt. Er tat das öfters, um das Gesagte auf seine Zuhörer wirken zu lassen.
    Während sie weiter durch die sonnendurchflutete Stille des Canons ritt, schweiften Noras Gedanken von Goddard zu ihrem eigenen Vater und den neuen Informationen, die sie inzwischen über dessen Reise nach Quivira bekommen hatte. Pat Kelly hatte nur sehr wenig aus der Stadt mitgenommen und - ganz im Gegensatz zu seinem Ruf als Keramikjäger - die kleine Grabung, die er vorgenommen hatte, so gut wieder aufgefüllt, dass er damit sogar Aragons hohem Standard gerecht geworden wäre. Dabei musste er aber so viel Pilzstaub eingeatmet haben, dass er noch während seines Aufenthaltes in Quivira erkrankte. Nach dem Auftreten der ersten Symptome war er nach Norden geritten, um dort Hilfe zu suchen, war aber auf dem Ritt zunehmend schwächer geworden. Nora fragte sich, wie er sich wohl dabei gefühlt haben mochte. Hatte er Angst gehabt? War er niedergeschlagen gewesen? In ihrer Kindheit hatte er Nora einmal erzählt, dass er gerne im Sattel sterben würde. Und genau das war ihm gelungen. Oder zumindest fast: Als es ihm so schlecht gegangen war, dass er nicht mehr hatte weiterreiten können, war er abgestiegen, hatte seine Pferde freigelassen und auf seinen Tod gewartet.
    »Es war mein Cousin, der vor sechzehn Jahren die Leiche Ihres Vaters entdeckt hat«, sagte Beiyoodzin, der nun offenbar wieder gewillt war, mit seiner Erzählung fortzufahren. »Sie befand sich in einer Höhle auf einer kleinen Anhöhe und sah so aus, als habe sie schon seit sechs Monaten dort gelegen. Die Höhle liegt an einer steilen Felswand, so dass die Kojoten nicht hineinkönnen, und deshalb war die Leiche Ihres Vaters unversehrt.«
    »Wie ist Ihr
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