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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Cousin auf sie gestoßen?«, fragte Skip.
    »Er kam auf der Suche nach ein paar davongelaufenen Schafen an der Höhle vorbei, und als er dort etwas Farbiges entdeckte, stieg er hinauf, um sie sich näher anzusehen.« Beiyoodzin hielt inne und räusperte sich. »Neben dem Toten lag ein Notizbuch, das ich Nora inzwischen ausgehändigt habe. Daraus schaute ein bereits mit Adresse und Briefmarke versehener Umschlag hervor. Des Weiteren bemerkte mein Cousin in der Höhle einen mit Türkisen verzierten Pumaschädel. Leider ist mein Cousin ein sehr gesprächiger Mann, und so verbreitete sich die Nachricht von dem toten Weißen wie ein Lauffeuer im ganzen Dorf. Und weil der Weiße den Schädel bei sich hatte, wussten auch bald alle, dass er die Stadt entdeckt haben musste, deren Existenz jahrhundertelang unser Geheimnis gewesen war.«
    Beiyoodzin hielt kurz inne, dann fuhr er mit leiser, nachdenklicher Stimme fort: »Diese Stadt war nicht von unseren Vorfahren erbaut worden. In der Überlieferung heißt es, dass ein Volk aus dem Süden gekommen sei, die Anasazi versklavt und sie zum Bau der großen Städte und Straßen gezwungen habe. Dann aber habe derselbe Gott, der ihnen zuerst die Macht verliehen hatte, die Fremden wieder vernichtet. Von der verbotenen Stadt sagt man, sie sei ein Hort der Hexerei und des Bösen gewesen. Nur wenige unserer Leute -unter ihnen auch mein Großvater - waren jemals dort, und die meisten starben bald nach ihrer Rückkehr an der Geisterkrankheit. Deshalb hat sich seit vielen, vielen Jahren niemand mehr dorthin gewagt. Bis vor kurzem.«
    Geschickt drehte sich Beiyoodzin im Reiten mit einer Hand eine Zigarette. »Als der Leichnam Ihres Vaters entdeckt wurde, bedeutete das ein großes Problem für unseren Stamm, denn wir vermuteten, dass in dem Brief und dem Notizbuch von dem Geheimnis der verbotenen Stadt die Rede war. Wenn wir den Fund der Leiche gemeldet hätten, wäre damit dieses Geheimnis der Welt offenbart worden.«
    »Aber Sie hätten doch ganz einfach den Brief und das Notizbuch vernichten können«, warf Nora ein.
    Beiyoodzin zündete seine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Wir glauben, dass es sehr gefährlich ist, den Besitz von Toten zu berühren, die an der Geisterkrankheit gestorben sind. Ganz schnell erkrankt man selbst daran. Und da der Weiße in der vergessenen Stadt gewesen war, wussten wir, dass er dieser Krankheit zum Opfer gefallen sein musste. Also ließen wir seine Leiche sechzehn Jahre lang in der Höhle liegen, ohne sie zu begraben. Es schien uns am einfachsten, wenn wir überhaupt nichts taten.«
    Beiyoodzin hielt unvermittelt sein Pferd an und drehte sich zu Nora um. »Das war nicht recht, denn wir konnten uns ja denken, dass der Tote in der Höhle eine Familie hatte, die ihn liebte und sich fragte, ob er noch am Leben war. Es war grausam, diese Menschen im Ungewissen zu lassen. Und obwohl wir nach wie vor glaubten, dass es unserer Sicherheit diente, wenn wir nichts taten, erzeugte dieses Verhalten ein Ungleichgewicht, das langsam immer größer wurde und nun zu Ihrer Expedition nach Quivira und schließlich zu diesen grässlichen Morden geführt hat.«
    Nora brachte ihr eigenes Pferd neben dem von Beiyoodzin zum Stehen. »Wer hat den Brief aufgegeben?«, fragte sie ruhig. »Diese Frage beschäftigt mich schon seit vielen Wochen.«
    »Es gab in unserem Stamm drei Brüder, die zusammen mit ihrem Vater, einem Alkoholiker, in einem Wohnwagen außerhalb des Dorfes hausten. Ihre Mutter war vor vielen Jahren mit einem anderen Mann durchgebrannt. Es waren intelligente Jungs, die alle drei Stipendien bekamen und nach Arizona auf die Universität gingen. Dieser Kontakt mit der Außenwelt hat ihnen allerdings nicht gerade gut getan, wenn auch in unterschiedlicher Hinsicht. Zwei der Brüder gaben ihr Studium auf und kamen zurück in unser Dorf. Die Welt, die sie draußen kennen gelernt hatten, widerte sie einerseits an, andererseits hatte sie aber auch starke Veränderungen in ihnen bewirkt. Sie waren von einer ruhelosen Gier nach Geld und Macht getrieben, und beides konnten sie in einem kleinen Dorf wie dem unseren nur unzureichend bekommen. Sie passten nicht mehr zu unserem Stamm und fingen an, sich von der natürlichen Ordnung des Lebens abzuwenden und ihr Heil in verbotenem Wissen zu suchen. Dabei half ihnen der Cousin des Schurken, der meinen Großvater ermordet hatte. Er war ein schlechter, alter Mann und unterwies sie in den schwärzesten aller bösen Künste. Die
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