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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Skinwalker ein Steinmesser aus seinem Pelz. Er überschritt die Linie aus Blütenstaub und hob das Messer so, dass er es Beiyoodzin ins Herz rammen konnte.
    »Wenn du nicht mit mir zurückkommen willst, bitte ich dich hier in diesem Tal zu bleiben«, sagte Beiyoodzin rasch mit heiserer Stimme. »Wenn du dich für das Böse entschieden hast, dann bleibe am Ort des Bösen. Bleibe in dieser Stadt.« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Nora. »Nimm diese Fremden, wenn du deinen Durst nach Blut mit nichts anderem stillen kannst. Aber lass meine Leute, lass unser Dorf in Ruhe.«
    »Was reden Sie da?«, rief Smithback überrascht und wütend von hinten, aber weder Beiyoodzin noch der Skinwalker schienen ihn zu hören. Jetzt griff der alte Mann wieder in seine Jacke und holte einen weiteren Beutel hervor, der sehr viel älter aussah als der erste. Das Leder war so abgewetzt, dass es dünn wie Papier war, und seine Säume waren in Silber eingefasst und mit Türkisen verziert. Nora ließ ihren Blick zwischen Beiyoodzin und dem Medizinbeutel hin- und herwandern. In ihr mischten sich Wut und Angst mit dem Gefühl, von dem alten Indianer verraten worden zu sein. Verstohlen packte sie Smithback am Ellenbogen, drehte ihn sanft herum und drängte ihn den Pfad hinunter, weg von der Konfrontation zwischen Beiyoodzin und dem Skinwalker.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Beiyoodzin. »Dieser Beutel enthält die magischen Bildsteine unserer Vorväter. Sie sind der wertvollste Besitz des Stammes der Nankoweap. Auch du hast sie einst verehrt. Ich werde sie dir geben, damit du siehst, wie ernst mir mein Angebot ist. Aber dafür musst du hier bleiben und unser Dorf in Ruhe lassen.«
    Mit langsamen, ehrfürchtigen Bewegungen öffnete Beiyoodzin den Beutel und hielt ihn mit ausgestreckter Hand dem Skinwalker hin. Dabei zitterte er. Ob vor Angst oder wegen seines hohen Alters, konnte Nora nicht entscheiden.
    Der Skinwalker zögerte.
    »Nimm sie«, flüsterte Beiyoodzin.
    Die pelzige Gestalt trat von dem Pfad hinüber auf den Felsvorsprung, auf dem Beiyoodzin stand.
    Der alte Mann wartete noch einen Augenblick, dann schleuderte er mit einer plötzlichen, blitzschnellen Bewegung dem Skinwalker den Inhalt des Beutels ins Gesicht.
    Er war voll von einem grauen Pulver, das dem Skinwalker unter die Maske drang. Er brüllte erstaunt und empört auf und versuchte sich die Maske vom Gesicht zu reißen. Dabei geriet er aus dem Gleichgewicht. Während er sich hustend und keuchend dem Abgrund näherte, sprang Beiyoodzin mit der Geschmeidigkeit einer Katze von dem Felsvorsprung auf den Weg und brachte sich so in Sicherheit. Der Skinwalker geriet immer mehr ins Taumeln, bis seine Füße schließlich den Halt verloren und er mit einem wütenden Aufschrei in die Tiefe stürzte. Nora sah, wie er sich, wild mit den Beinen strampelnd, noch im Fallen die Maske vom Gesicht riss und dabei so laut aufheulte, dass es sogar das Tosen des Wasserfalls übertönte. Dann war er auf einmal im Schatten der Schlucht verschwunden.
    Einen Augenblick waren die drei auf dem Pfad wie gelähmt.
    Schließlich drehte Beiyoodzin sich um, sah Nora und Smithback mit grimmigem Gesicht an und nickte.
    Nora half Smithback zu Beiyoodzin hinauf, der an der Kehre stand und in den Abgrund starrte. Auf einmal tat ihr die Wunde an ihrem Oberschenkel doppelt so weh wie zuvor.
    »Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen einen Schreck eingejagt habe, aber manchmal muss man eben listig sein wie ein Kojote.« Immer noch hinter dem Skinwalker herstarrend, streckte Beiyoodzin den Arm aus und nahm Nora bei der Hand. Seine Haut fühlte sich kühl und trocken an wie ein verwelktes Blatt. »So viel Tod«, murmelte er. »So schrecklich viel Tod. Aber zumindest hat sich jetzt das Böse aufgezehrt.«
    Dann hob er den Blick zu Nora, die in seinen dunklen Augen freundliches Mitgefühl ebenso erkennen konnte wie unendlich tiefe Traurigkeit.
    Eine Weile schwiegen alle drei. Dann ergriff Beiyoodzin das Wort. »Wenn Sie bereit sind«, sagte er mit leiser, klarer Stimme, »werde ich Sie jetzt zu Ihrem Vater bringen.«

 
Epilog
    L angsam. aber beständig bewegten sich die vier Reiter den Canon namens Raingod Gulch hinauf. John Beiyoodzin, der auf seinem herrlichen Falben saß, ritt voran, gefolgt von Nora und ihrem Bruder Skip. Neben ihnen trottete Teddy Bear, der riesige rhodesische Ridgeback, der früher einmal Teresa gehört hatte. Sein Kopf reichte den Pferden fast bis an den Bauch. Bill Smithback ritt als
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