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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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Lippen waren lasziv geöffnet. Ihr Blick hinter den geschlossenen Augen mochte ins Nichts gerichtet sein oder in sich selbst.
    Ein friedlicher Anblick, sie ähnelte ein wenig Schneewittchen in ihrem gläsernen Sarg - wären da nicht die beiden Wundmale in ihrer Schulter gewesen!
    Thorn schluckte hart. Sie kannte diese Wunden, sie selbst trug sie in den Schultern. Nur dass aus ihnen inzwischen Narben geworden waren; ihr Blut hatte die Verwandlung in einen Vampir verhindert.
    Susannas Blut war anders. Es war normal!
    In Thorns Augen lag ein feuchter Glanz, sie kämpfte mit den Tränen, als sie sich an den Knappen wandte:
    „Du weißt, es gibt keine Hoffnung für sie?“
    Cesaros Gesicht war zu einer Maske geworden, die keinerlei Emotionen durchließ. Er nickte nur, für mehr fehlte ihm die Kraft.
    „Am besten sollte man sie ... erlösen.“ Die Stimme des Prokurators klang sanft, mitfühlend berührte er den Arm des Gun-Man.
    „Auf gar keinen Fall bringt jemand sie um!“ Aus Cesaros Trauer war Verzweiflung geworden. Sein Vater war noch vor seiner Geburt für die ROSE gestorben, dieses Schicksal sollte nun nicht auch noch seiner Mutter zuteil werden.
    „Sie ist bereits so gut wie tot“, bedachte Ahasvers. Die Jahrhunderte seines Lebens mochten aus ihm einen weisen Menschen gemacht haben, doch ihm fehlte die emotionale Verbindung zu Susanna. Er versuchte rational zu argumentieren, doch in manchen Situationen half Logik nicht weiter. „Wir tun ihr nur einen Gefallen, wenn ...“
    Die Verzweiflung wurde zu Wut, die sich wie ein Vulkan entlud. Viel zu schnell, als dass es Thorn verhindern konnte, hatte Cesaro sein Gewehr hochgerissen und legte die Mündung auf die Brust des Prokurators.
    „Wenn jemand sie anfasst ...“ Den Rest ließ er offen. Doch der Ausdruck in seiner Stimme machte deutlich, er war wild entschlossen.
    „Keine Sorge, ich werde es nicht tun“, versuchte der Prokurator die Verantwortung abzuwälzen. „Ich dachte nur ...“
    „Leider hat er Recht“, knirschte Thorn, deren Blick unverrichtet auf der scheinbar schlafenden Frau ruhte. Irgendwann in den nächsten Stunden würde sie sterben, um wiedergeboren zu werden in ein neues Leben, das sie abgrundtief verabscheute, allerdings ohne sich an ihren Ekel zu erinnern. „Wahrscheinlich würde uns Susanna sogar darum bitten, wenn sie könnte ...“
    „Wenn du ...“ Cesaro riss seine Waffe herum und deutete damit auf die Ritterin. Er würde das Leben seiner Mutter mit allen Mitteln verteidigen.
    Sie vernahmen lautes Gepolter von der Treppe unten. Jetzt erst hatte Adamus’ Monsterbande kapiert, der Feind befand sich nicht nur längst in der Festung - mehr noch, er hatte bereits zugeschlagen. Wie ihre Reaktion darauf aussehen würde, niemand konnte es voraussehen. Vielleicht würden sie das Trio angreifen und für ihren infamen Mord an den Ersten büßen lassen wollen, vielleicht würden die Bestien auch ihre eigenen Wege gehen, weil sie ihres Kopfes beraubt worden waren.
    Keiner der drei war willens, es herauszufinden. Mit einer Kommode und mehreren Möbelstücken hatten sie die Tür blockiert. Allzu lange würde dieses Hindernis die Schwadron nicht aufhalten, jedoch lange genug. Wenn Thorn nach draußen lauschte, vernahmen sie bereits leise das stete Geräusch der nahenden Hubschrauber.
    „Also?“ Der Prokurator klatschte deprimiert in die Hände; er war noch immer hin- und hergerissen. Vernunft und Gefühl fochten einen unnachgiebigen Kampf in seiner Brust.
    „Wir nehmen Mom mit!“, beschloss Cesaro, um Zeit zu gewinnen. „Es gibt doch dieses Forschungszentrum in der Languedoc. Ich habe keine schönen Sachen darüber gehört, wie Vampire dort behandelt werden, aber wer weiß, vielleicht findet man irgendwann ...“
    Den Rest ließ er offen. Er hatte die Entscheidung gefällt. Falls jemand das Recht hatte, über seine Mutter zu bestimmen, wenn sie nicht dazu in der Lage war, dann ausschließlich er und niemand anders.
     
     
    Prolog
     
    Den aufmunternden Klaps des Prokurators, den er Thorn auf den Rücken gab, spürte sie kaum. Und falls doch, so reagierte sie nicht darauf.
    Die Craque des Chevaliers lag in der Dunkelheit der Nacht, nur vom gelegentlichen Lichtschein aus einigen wenigen Fenstern erhellt. Die Kreuzfahrerburg wurde ständig kleiner und würde bald gänzlich verschwunden sein wie ein tumber Albtraum.
    Thorns Blick war starr vor sich ins Nichts gerichtet. Die Vibrationen des Hubschraubers, der sie in Sicherheit brachte, bemerkte
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