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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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ebenso wie die Pranken mit tödlichen Krallen bewehrt waren. Aus den Schultern ragten Schwingen, ähnlich denen einer mutierten Fledermaus. Entfaltet musste er eine Spannweite von fast zwanzig Metern haben, die bei einem Gewicht wie diesem vermutlich auch nötig waren, ihn in der Luft zu halten.
    Stolz wie ein Pfau schritt er das Rund seiner Monster-Kollegen ab, die im Burghof einen Kreis gebildet hatten. Er ließ sich feiern. Vermutlich war er durch seinen Erfolg unter seinesgleichen zu einer großen Nummer geworden.
    In der Mitte dieses Kreises lag die weißhaarige Vampirjägerin. Nicht nur bewusst-, sondern auch waffenlos. Äußere Verletzungen waren nicht zu erkennen, sie hatte die Augen geschlossen, und obwohl der Knappe nicht erkennen konnte, ob sie noch atmete, wusste er, sie konnte nicht tot sein.
    Trotz der Sorge, die dieser Anblick in ihm auslöste, versuchte er pragmatisch zu denken: Durch die kleine Freudenfeier war Rotauges Monster-Schwadron abgelenkt und nicht mehr auf ihrem Posten. Vorerst rechnete niemand mit dem Auftauchen von Verstärkung oder vielmehr: der Kavallerie. Cesaro selbst.
    Die Gunst des Moments ausnutzend war der Gun-Man den Berg hochgestiegen, auf dem die Craque des Chevaliers thronte. An Händen und Füßen hatte er sich Steigeisen montiert, die ihm für den Aufstieg Halt gaben. Als er am Absatz der hoch aufragenden Mauer angekommen war, hatten sie ihm ebenfalls beste Dienste geleistet, auch wenn Klettern nicht unbedingt sein Metier war. Der Knappe liebte zwar Filme mit J. W., allerdings ‚Wayne’ und nicht ‚Weißmüller’.
    Niemand schien ihn zu erwarten; jeder hier schien zu wissen, Thorn war eine Einzelgängerin aus Überzeugung. Vielleicht in einigen Stunden, wenn ihr Verschwinden bemerkt wurde, würde man Verstärkung schicken, aber erst dann.
    Mühsam widerstand Cesaro dem Impuls, einzugreifen, während er sich über die Zinne schwang und sofort die Steigeisen von seinen Händen und Füßen entfernte. Er steckte sie in eine der Innentaschen seines Staubmantels. Am liebsten hätte er sich eine sichere Deckung gesucht und von dort aus mit seinem silbernen Scharfschützengewehr systematisch ein Monster nach dem anderen abgeknallt.
    Er wusste, wie töricht das gewesen wäre. Früher oder später hätte man ihn überwältigt, spätestens wenn ihm die Munition ausgegangen war. Es gab Wichtigeres, als sich der Rache hinzugeben; hier irgendwo musste seine Mutter festgehalten werden. Thorn würde schon irgendwie alleine zurecht kommen, wie er sie einschätzte. Anders als Susanna.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Cesaro, wie unten im Burghof Bewegung aufkam. Ein aufgedunsener Lamier war hinzugekommen und rief den Anderen mit schnarrender Stimme Befehle zu. Was er zu sagen hatte, verstand der Knappe nicht. Solange die Bande abgelenkt war, huschte er über den Wehrgang. Weit und breit befand sich niemand, der ihn aufhielt. Umso besser! Hatte er freie Bahn.
     
    *
     
    Adamus’ Schlafgemach war das am höchsten liegende Zimmer in der Festung, nur zu erreichen über eine steinerne Treppe.
    Als er die schwerfälligen Schritte auf den ersten Stufen vernahm und sie sich kontinuierlich nach oben wälzten, wusste er, Kreyven war auf dem Weg zu ihm. Der Chupacabra mochte in der Luft elegant sein, zu Fuß war er allerdings tumb, fast unbeholfen.
    Mit dem Handrücken wischte sich Adamus das Blut von den Lippen, und noch bevor die mächtige Kreatur bis nach oben gelangt war, hatte er bereits die Tür aufgerissen.
    Abrupt blieb der Chupacabra stehen, als über ihm die wuchtige, hölzerne Tür gegen die Wand krachte. Er befand sich etwa in der Mitte der steinernen Treppe, die von altem Mauerwerk gesäumt wurde.
    Groß, fast eindrucksvoll blickte der Albino Kreyven aus seinem Auge an. Das dahinter wallende Blut verlieh ihm den Eindruck, rot zu sein. Die rechte, leere Augenhöhle wurde von einer schwarzen Klappe bedeckt. Gekleidet war er in einem maßgeschneiderten Anzug aus schwarzem Leder, das dunkel gefärbte Haar fiel ihm über die Schultern.
    „Herr ...“ Der Chupacabra konnte nur dieses eine Wort durch seine Lippen pressen, ein gutturales Knurren tief aus seinem Bauch. Unvermittelt nahm er eine etwas gebeugte Haltung an und sah zu Boden. Er wusste, um die Gunst des mächtigen Adamus zu erlangen, war mehr nötig, als ein kleiner Erfolg.
    „Du warst es, der Thorn überwältigt hat?“
    „Jawohl, Herr.“ Kreyven wagte nicht, aufzuschauen.
    „Man sagte mir, sie ist am Leben?“
    „Ich wusste,
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