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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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festhielt. Dem Ghoul zufolge befand sie sich im obersten Raum der Festung, der gleichzeitig das Schlafgemach von Adamus sei.
    Sobald der Knappe daran dachte, was Adamus/Rotauge seiner Mutter angetan haben mochte, verkrampfte sich einerseits sein Herz, andererseits wuchs der blanke Zorn ins Unbändige, wurde zur Raserei und hätte den Knappen am liebsten zum Amokläufer werden lassen.
    Später!, sagte er sich, während er über einen Wehrgang in Richtung Hauptgebäude eilte. Von dem Ghoul wusste er ebenfalls, der Erste befand sich zwei Stockwerke unter seinem Schlafzimmer in der Bibliothek. Dort verhöre er die gefangene Rosenritterin.
    Auch das war eine Vorstellung, die keineswegs dazu beitrug, dass er sich besser fühlte. Wo war er hier nur hineingeraten? Wahrscheinlich war es in der Hölle angenehmer.
    Erschwerend hinzu kam, langsam kehrte in der Festung die Normalität zurück, besetzten die Monstrositäten allmählich wieder ihre Posten. Mehrfach musste der Knappe Umwege nehmen und Patrouillen sowie Wachen ausweichen.
    Irgendwann hatte er die nächste Etappe trotzdem geschafft, stieg er über das Dach eines Nebengebäudes durch ein Fenster des Bergfrieds.
    Er kauerte wie ein Wasserspeier im Fenster und spähte nach rechts und links. Niemand zu sehen, auch keine Schritte von irgendwoher. Er hörte lediglich eine etwas knarrende Stimme von unten. Als er begriff, wem sie gehörte, hätte er das Leben seiner Mutter am liebsten weggeworfen. Der Ghoul hatte ja erzählt, Rotauge habe sich dort Thorn vorgeknöpft.
    Auch das später!, mahnte er sich, dem Impuls zu widerstehen und der Kameradin zu Hilfe zu eilen. Jetzt hatte Susanna erst einmal Vorrang.
    Das ungute Gefühl, das von dem Knappen Besitz ergriffen hatte, blieb dennoch. Vorsichtig ließ er sich auf die steinerne Treppe hinab. Bemüht, möglichst kein Geräusch zu verursachen, setzte er einen Fuß vor den anderen, nahm die Stufen deutlich langsamer als gewohnt.
    Als er an eine schwere Holztür gelangte, wurde sein Mund schlagartig trocken und die Hände dafür feucht. Noch immer war nichts zu hören, weder von innen, noch von der Treppe unter ihm. Fast kostete es ihn Überwindung, die Klinke anzufassen und sie nach unten zu drücken.
    Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
     
    *
     
    Die Anspannung seines Körpers gab jäh nach, und die Schultern sackten kraftlos nach unten, als Adamus die Hände vom Kopf der Rosenritterin nahm.
    Fast war er enttäuscht, dass es jetzt schon vorüber sein sollte. So einfach, so simpel - so banal!
    Sie war eine gute Gegnerin gewesen, hatte ihm so manche Niederlage beigebracht und ihm damit sein schier ewiges Leben versüßt. Was war das Leben ohne Herausforderungen? Doch das war Vergangenheit. Jetzt lag sie nur noch leblos, erschlafft, auf dem Sofa, bald würde ihr Fleisch verwelken und anfangen zu stinken.
    Letztlich war Thorn niemals eine echte Gefahr für ihn gewesen, keine wirkliche Herausforderung, sondern lediglich ein Zeitvertreib. Sie war ebenso unspektakulär durch seine Hand gestorben wie Tausende andere vor ihr.
    „Schade“, sagte er leise zu sich und wandte sich ab.
    „Nicht so hastig, mein Lieber!“
    Abrupt fuhr der Erste herum; das Erstaunen stand ihm nicht nur ins Gesicht geschrieben, sondern auch in sein rotes Auge. Sprachlos musste er mit ansehen, wie sich die vermeintliche Leiche der Vampirjägerin wieder aufsetzte.
    Mit beiden Händen umfasste sie ihren Kopf und drehte ihn mit einem ähnlichen Geräusch zurück wie dem, als das Genick gebrochen war.
    Rotauge war wie paralysiert, konnte weder etwas sagen, noch sich rühren. Er konnte lediglich beobachten, wie auf Thorns Gesicht ein höhnisches Grinsen erschien.
    „Das haben schon viele vor dir versucht und sind gescheitert“, sagte sie spöttisch. „Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich wollte mir selbst mehrmals das Leben nehmen und habe es nie geschafft ...“
    „Du ...“ Vor Bestürzung stand Adamus’ Mund weit auf. „Du bist nicht Thorn!“
    „Doch!“, erschallte es laut, doch die Stimme kam nicht aus dem Mund der weißhaarigen Frau vor ihm, sondern von außerhalb des Zimmers.
    Fast gleichzeitig dröhnten drei Schüsse, schnell hintereinander abgefeuert. Ein Splitterregen ergoss sich über das Zimmer, als die Kugeln die Fensterscheiben durchschlugen und zielsicher den Weg in Rotauges Körper fanden.
    Sie trafen ihn in den Rücken und in die Seite: großkalibrige, mit Silber ummantelte Projektile, die Spitzen waren zudem kreuzförmig
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