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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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eingeritzt, woraus Dumdum-Munition geworden war. Faustgroße Trichter wurden in sein untotes Fleisch gerissen. Dennoch war es vermutlich eher die Verwirrung als die Verletzungen, dass der Erste in die Knie sackte.
    Ungläubig wanderte sein Blick von der Gestalt, die im Fensterrahmen aufgetaucht war zu der, der er soeben das Genick gebrochen hatte.
    Sie waren völlig identisch.
    Nur mit dem Unterschied, dass die zweite Thorn eine rauchende Pistole in der Hand hielt und zwei Schwerter im Gürtel trug.
    Ein weiterer Schuss aus ihrer Waffe traf Adamus direkt in die Stirn, riss ein klaffendes Loch in seinen Kopf. Widerwärtig stinkendes Blut spritzte daraus hervor und legte sich auf den Scherbenteppich. Der halbe Schädel wurde ihm dabei zerfetzt und der Körper nach hinten gerissen.
    Dessen ungeachtet war er noch immer nicht tot. Allzu lange würde es nicht dauern, bis seine Selbstheilungskräfte einsetzten und die Wunden sich schlossen.
    Thorn dachte nicht daran, ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu erholen. Flink sprang sie vom Fensterrahmen in das Zimmer, schob ihre Pistole zurück ins Halfter und zog stattdessen das kleinere ihrer Schwerter.
    Bevor Adamus sich aufrappeln konnte, drückte sich ihr Fuß bereits auf seine Brust. Sie war über ihm, das Wakizashi hoch erhoben.
    All ihren Hass bürdete sie ihm auf. Für jede tränendurchweinte Nacht sollte er hier und jetzt bezahlen. Für jedes Mal, dass sie sich schmerzhaft erinnerte, wie er ihre Eltern ermordet hatte.
    Für alles und noch mehr!
    Er verdiente keinen ehrenvollen Tod, sondern eine Hinrichtung. Ohne Henkersmahlzeit, ohne Augenbinde und ohne priesterlichen Beistand. Nichts von dem hatte er seinen Opfern gewährt, nichts von alledem.
    Heiseres Ächzen drang aus Rotauges Mund; Blut sickerte daraus hervor, als er versuchte, sich mit den Händen am Boden abzustützen.
    Das Schwert sauste hinab. Der Kopf des Ersten wurde mit einem raschen Hieb vom Körper getrennt und rollte davon.
    Die Miene der Vampirjägerin wirkte völlig ausdruckslos, als sie sagte: „Nennt mich Thorn!“
     
    *
     
    Cesaro platzte in die Bibliothek, kaum dass aus der scheinbaren Vampirjägerin wieder der Prokurator der ROSE geworden war: ein Mann mit vielen Namen. Ahasvers war nur einer davon. Der Mann, den Jesus Christus auf seinem Weg zum Berg der Kreuzigung selbst verflucht hatte, nicht sterben zu können. Soeben hatte er das Camouflage-Amulett um seinen Hals deaktiviert und seine wahre Gestalt wieder angenommen, die eines in die Jahre gekommenen, graumelierten Südländers.
    In den Händen hielt der Knappe sein Gewehr, bereit, keine Gefangenen zu machen. Als er die Situation mit einem Blick erfasste, ließ er die Waffe sinken.
    „Ist das ...?“ Er deutete auf den Schattenriss aus Staub und Asche auf dem Boden, Thorn stand die mittendrin.
    Wortlos nickte sie. „Rotauge ist tot. Und hoffentlich bleibt er es auch.“
    Nachdem sie seinen durchschlagen hatte, war der gesamte Körper in einer hellen Stichflamme aufgegangen. Bestialischer Gestank hing in einer schwefelstinkenden Wolke in dem Zimmer.
    „Ihr Plan hat hervorragend funktioniert, meine Liebe“, stellte der Prokurator fest, an Thorn gewandt.
    „Nicht ganz.“ Cesaros Stimme, die plötzlich schneller wurde, war zu entnehmen, es gab keinen Grund für eine ausgelassene Siegesfeier. „Dieser Hurensohn hat Mom gebissen.“
    Thorn biss die Zähne zusammen; für einen Moment schloss sie die Augen und versuchte sowohl das Erlebte als auch diese Nachricht zu verarbeiten. Vergebens. Dazu würde sie mehr als eine halbe Sekunde Stille benötigen oder es womöglich nie schaffen. „Ist Susanna ... tot?“
    „Leider nein“, schüttelte der Knappe den Kopf. „Sie wird zu einer der Brut.“
    „So oder so, wir müssen uns beeilen“, stellte sie mit einem gehetzten Blick zur Tür fest. „Garantiert hat jemand gehört, wie ich durchs Fenster bin. Gleich wimmelt es hier vor Monstern.“
    „Haben Sie die Hubschrauber angefordert?“ Der Prokurator strich sich über die ungewohnte Kleidung aus Thorns Koffer.
    „Als ich draußen gewartet habe“, bestätigte sie. „Aber die werden ein bisschen brauchen, bis sie hier sind.“
    „Dann hoch!“, entschied der Prokurator und schob Cesaro vor sich durch die Tür.
     
    *
     
    Fast wie ein Kunstwerk lag Susanna Sinclair auf dem großen, antik wirkenden Bett im höchsten Raum der Craque des Chevaliers.
    Die dunklen Locken fielen ihr ins Gesicht, die Brust hob und senkte sich leicht, und ihre
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